Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 35. Vers

„Yaya svapnam bhayam sokam visadam madam eva ca na vimuncati durmedha dhrtih sa partha tamasi.“


Krishna spricht zu Arjuna:
„Das, was einen törichten Menschen nicht auf Schlaf verzichten lässt, Furcht, Kummer, Verzweiflung und auch Selbstgefälligkeit – diese Beständigkeit, Oh Arjuna, ist tamasig.“

Krishna hat in den vorigen Versen erzählt über Beständigkeit. Er hat gesagt, es gibt sattvige, rajasige und tamasige Beständigkeit. Beständigkeit ist grundsätzlich etwas Gutes, aber es gibt eben auch tamasige Beständigkeit. Tamasige Beständigkeit könnte man auch sagen, ist Trägheit, ist Faulheit. Und er sagt hier: „Was einen nicht auf Schlaf verzichten lässt.“ Natürlich, man muss ausreichend schlafen. Im 6. Kapitel sagt ja Krishna auch: „Yoga wird für den zum Befreien von allen Schmerzen, wer weder zu viel schläft, noch zu wenig schläft.“ Aber es gibt manche Menschen, die liegen acht, neun Stunden im Bett und sogar noch mehr und faulenzen. Diese Art von Beständigkeit des Bettliegens ist tamasig und führt nur zu Dunkelheit, zu mehr Leiden, zu Unwissenheit.

Manchmal muss man sich einen Tritt in den Hintern geben. Man sollte nicht zu viel schlafen, nicht zu wenig schlafen. Es kann auch mal gut sein, einfach mal Muse zu haben. Es kann auch mal gut sein, einmal die Woche ein bisschen auszuschlafen. Es kann auch mal gut sein, wenn man müde ist oder was Anstrengendes gemacht hat, sich mal hinzulegen. Aber dort zu viel zu schlafen, ist tamasig, und daraus eine Beständigkeit zu machen, ist sehr tamasig. Auch Furcht. Manche Menschen tun nicht das, was sie merken, was sie eigentlich tun sollten, aus Furcht und hängen aus Furcht in ihren alten Gewohnheiten drin.

Hier gibt es auch einen Trick. Man kann sich überlegen: „Angenommen, mein Leben ginge zu Ende und ich würde mir anschauen, was die Konsequenzen sind aus den Entscheidungen, die ich jetzt treffe. Werde ich dann den Mut aufbringen, etwas zu ändern?“ Manchmal kann diese Vorstellung helfen. Nicht umsonst heißt es: „Memento mori. Erinnere dich an den Tod.“ Das Erinnern an den Tod kann eine große Hilfe sein, um Ängste zu überwinden. Man hat manchmal auch, für Verhaltensänderungen hat man Angst vor Schmerzen. Man hat sich in seiner Wohlfühlzone eingerichtet. Und jetzt hat man Angst davor, dort rauszukommen. Und dort kann man manchmal auch sich bewusst machen: „Ja, es ist schmerzhaft und es tut auch weh.“ Es führt kaum ein Weg daran vorbei, wenn man eine starke Verhaltensänderung machen will, dann muss man auch etwas in Kauf nehmen. Es mag Ausnahmen geben und manches ist auch Temperament, aber insbesondere wenn man Kapha-Temperament hat, dann muss man einfach wissen, es wird anstrengend sein. Und einfach ständig abzuwarten, wird es nicht vereinfachen. Man kann auch sagen: „Schmerz, ich heiße dich willkommen.“ Man kann sich bewusst machen, wie schwierig es sein wird, und man vergegenwärtigt sich das und sagt: „Ich heiße dich willkommen. Komm her, Schmerz!“ Das mag jetzt erst mal masochistisch klingen, ist aber gar nicht so schwierig. Was man freudig willkommen heißt, das tut einem nicht mehr so weh. So wenn du überlegst, „welche Verhaltensänderungen will ich machen und wie kommt dort meine tamasige Beständigkeit in den Weg“, kann man schauen: „Vor was habe ich Angst? Vor welchem Unangenehmen habe ich Angst.“ Und dann heiße es willkommen und sage: „Ja, ich heiße dich willkommen.“ Das Interessante ist, wenn du so arbeitest, plötzlich ist es gar nicht mehr so schwer. Das, wovor du Angst gehabt hast, versinkt einfach, verschwindet, löst sich in Luft auf.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

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