Mantras befreien uns von Gedanken

Im Yoga spielen Mantras eine besondere Rolle. Mantra, das Wort aus zwei Teilen, Manas und Trayate. Manas heißt Denken und Trayate heißt befreien. Mantra ist das, was dadurch, dass man an es denkt, uns befreit. Befreit von vielem. Angenommen, man hat am Tag einen Gedanken, den man gerne nicht weiterverfolgen will, dann ist die einfachste Methode, wir wiederholen stattdessen ein Mantra. Z.B. man hat sich über etwas geärgert, man kann daran nicht viel ändern, und irgendwo der Gedanke kreist weiter im Kopf und man weiß, er tut einem nicht gut, dann kann man am einfachsten das Mantra bewusst wiederholen und dann hört der andere Gedanke auf. Oder angenommen, es kommt irgendein Wunsch auf und man weiß, dem Wunsch kann man jetzt nicht nachgehen oder man sagt, es ist auch kein gesunder Wunsch.

Anstatt jetzt ständig zu überlegen und nachzudenken und sich über sich selbst zu ärgern oder mit sich selbst zu argumentieren, man trifft eine Entscheidung, z.B. dem Wunsch nicht nachzugehen, und dann wiederholt man das Mantra und man wird dann befreit von diesen anderen Gedanken. Mantra hat da wirklich eine große Kraft der Transformation. Oder man ist in einer Stimmung, die einem nicht passt, eine niedergedrückte Stimmung oder eine andere unruhige oder nervöse Stimmung. Mantra hat seine eigene Kraft. Indem man dann ein Mantra wiederholt, erzeugt man neue Energie, man erzeugt Positivität, man erzeugt das, was man im Yoga nennt, sattviger Gemütszustand. Und wenn wir uns nur eine Minute lang bewusst auf die Schwingung des Mantras einlassen, dann erhebt sich die Energie, erheben sich die Emotionen, erhebt sich das Gefühlsleben und plötzlich, man fühlt sich ganz anders. Tatsächlich, wenn wir uns wirklich mit Bewusstheit auf ein Mantra einlassen, wirkt das wie Magie.

Wir wissen alle, Klang hat Wirkung. Wenn man bestimmte Musik hört, hat das eine bestimmte Wirkung. Wenn man eine andere Musik hört, hat es eine andere Wirkung. Und die Wirkung der Mantras ist, über den Klang die Energien zu erheben, das Bewusstsein zu erheben und so in der Lage zu sein, höhere Gedanken zu haben. Mantra kann einen auch befreien von Identifikationen mit dem physischen Körper, mit den Emotionen und mit den Gedanken. Im Alltag kann es hilfreich sein, wir identifizieren uns mit Körper, Gedanken usw. So können wir in der Welt funktionieren. Aber wir haben nicht nur diese relative Natur, diese beschränkte Natur, wir haben eine höhere Natur. Und ein Mantra, kann man auch sagen, ist wie ein Luftballon, der uns nach oben hebt. Oder auch, gut, Rakete ist vielleicht etwas übertrieben, vielleicht auch wie ein Hubschrauber. Wir sind irgendwo auf dieser Erde und die Sehnsucht jedes Menschen ist es, etwas Höheres zu erfahren. Bewusst oder unbewusst strebt jeder Mensch danach. Kein Mensch ist zufrieden, einfach nur ein Mensch zu sein, der beschränkt ist, der Veränderungen unterworfen ist usw., Vergänglichkeit unterworfen ist, Höhen und Tiefen unterworfen ist. Tief im Inneren wissen wir nämlich, das sind wir eigentlich nicht. Tief im Inneren wollen wir Zugang haben zu einer höheren Wirklichkeit. Und mit einem Mantra kann einem das gelingen.

Wir können es in der Meditation verwenden. Und natürlich, je größer die Bewusstheit dabei ist, umso mehr gelingt es uns. Wenn wir wirklich mit großer Bewusstheit das Mantra sagen, „Om Namah Shivaya“, vielleicht mit der Sehnsucht, mit der Kraft dieses Mantras in eine andere Ebene hineingehoben zu werden, dann kann das funktionieren. Und nicht nur, kann es funktionieren, es funktioniert. Wir wiederholen das Mantra mit großer Sehnsucht, wir lassen uns mit unserem ganzen Wesen darauf ein und wir spüren, wie unser Geist nach oben kommt und wie er immer weiter sich öffnet, und so kommen wir in Kontakt zu einer höheren Wirklichkeit, die wir in Wahrheit sind. So hat Mantra eine Vielfalt von Wirkungen. Swami Sivananda hat ein ganzes Buch darüber geschrieben, das nennt sich „Japa Yoga“, und dort findet man auch die verschiedenen Mantras erklärt, die verschiedenen Bedeutungen und insbesondere auch, wie man ein Mantra verwenden kann. Mantra wirkt schon dann, wenn wir es einfach mechanisch aussprechen. Mantra wirkt mehr, wenn wir es konzentriert mechanisch aussprechen. Mantra wirkt noch mehr, wenn wir unser Herz und unsere Hingabe hineinbringen. Und wenn wir unser ganzes Wesen auf das Mantra einlassen, dann können wir innerhalb von ein paar Sekunden, sogar innerhalb von ein paar Mantras, transformiert werden, erhoben werden, Zugang finden zu der höheren Wirklichkeit, die wir in Wahrheit sind.
Hari Om Tat Sat

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

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