Ich bin Wonne

Das Jaya Ganesha schließt mit dem vorletzten Vers „Anandoham Anandoham Anandambrahmanandam“. Das heißt: „Anandoham. Ich bin Wonne. Meine wahre Natur ist Wonne. Anandambrahm, Brahman, das Absolute, das Unendliche. Ich bin absolute und unendliche Wonne.“ Das ist eine große Behauptung, welche die Yogis dort machen. Es ist allerdings aus der Erfahrung geboren, es ist nicht nur einfach eine Behauptung oder eine Arbeitshypothese, sondern Menschen, die wirklich in ihrem wahren Selbst ruhen, Menschen, welche in der tiefen Meditation in Samadhi, also im überbewussten Zustand, wirklich erfahren, wer sie wirklich sind, sagen: „Ja, da ist Wonne.“ Es ist eine etwas andere Aussage als z.B. die westliche Hirnphysiologie, die würde sagen: „Ja, man ist dann glücklich, wenn Endomorphine ausgeschüttet werden oder wenn Serotonin-Ausschüttung umso besser ist.“ Theoretisch, wenn das stimmen würde, bräuchte man ja bloß mehr Serotoningaben geben oder die Serotoninwiederaufnahmehämmer irgendwie verstärken. Man hat ja irgendwann mal gedacht, das hilft gegen Depression dauerhaft, aber es scheint nur vorübergehend zu helfen. Aber in jedem Fall, was es nicht tut, ist einem wirklich die Glückseligkeit schenken. Eventuell kann man durch irgendwelche Chemikalien vorübergehend den Geist irgendwo in eine Art Glückszustand bringen, aber eben nicht dauerhaft. Wir kommen dann dauerhaft in diesen Glückszustand, wenn wir wirklich unseren Geist sehr ruhig bekommen. Und das gilt sogar auch für den Alltag. Auch ohne, dass wir jetzt gleich unendliches Überbewusstsein haben. Da kann man ja sagen, vermutlich werden das nicht alle am heutigen Tag erleben. Und vermutlich noch nicht mal morgen. Aber wir können heute und eigentlich schon jetzt mindestens etwas Glück erleben und zwar unbedingtes Glück, also Glück, das nicht von äußeren Dingen abhängt. Und dazu können wir lernen, im Hier und Jetzt den Geist zu konzentrieren oder zur Ruhe zu bringen. Wenn unsere wahre Natur Sein, Wissen und Glückseligkeit ist oder Anandoham, mindestens Glückseligkeit ist, dann gilt es, wenn wir glücklich sein wollen, den Geist so zu beruhigen, dass wir in unserem Wesen ruhen können. So kann man es wie zu einer Aufgabe machen. Wenn man so zwischendurch sagt: „Ich hätte gerne ein bisschen mehr Glück.“ Es kann ja sein, das man das zwischendurch will. Die meisten Menschen denken: „Ja, ich will gerne Glück, also fahre ich in Urlaub.“ Das kann ja auch manchmal helfen, vor allem wenn ihr ins Haus Yoga Vidya kommt. Oder sie sagen: „Ja, ich will gerne Glück haben, also brauche ich einen schöneren Pullover oder eine bessere Kamera oder ein größeres Auto oder ein besseres Fahrrad oder es müsste einfach mein Partner etwas netter sein, dann wäre ich ja glücklich. Aber leider ist er es halt nicht.“ Das sind äußere Dinge, bedingtes Glück. Manches hat man etwas mehr in der Hand, manches weniger. Aber eines, was wir mehr in der Hand haben, ist, dass wir sagen: „Ja, wenn ich in diesen Moment Glück erfahren will, dann lass mich doch einfach einen Moment lang den Geist etwas ruhiger machen. Einen Moment lang vielleicht den Atem beobachten. Einen Moment lang zu dem zu gehen, was jenseits der Gedanken ist.“ Mögen die Gedanken weitergehen. Wir brauchen uns ja nicht unter Stress zu setzen. Aber es gibt etwas, was hinter den Gedanken ist, jemanden, der sich dieser Gedanken bewusst ist. Und in dem Moment, wo entweder die Gedanken ruhiger sind oder wir zu dem hinkommen, der jenseits der Gedanken ist, mit anderen Worten, zu uns hinkommen, die wir jenseits der Gedanken sind, in dem Moment ist Glückda, in dem Moment ist wenigstens eine Ahnung von: „Anandoham. Ich bin Wonne.“

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditationbei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

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