Hatha Yoga ist heute der populärste Yoga. Es gibt ja verschiedene Yoga-Arten, es gibt Jnana, der Yoga des Wissens, es gibt Bhakti Yoga, der Yoga der Hingabe, es gibt Raja Yoga, der Yoga der Gedankenkontrolle, es gibt Karma Yoga, der Yoga des uneigennützigen Dienens, es gibt Kundalini Yoga, der Yoga der Energie, und es gibt Hatha Yoga. Hatha Yoga, der Yoga der Körperarbeit. Hatha Yoga – das Wort „Hatha“ hat verschiedene Bedeutungen. Zunächst mal, Yoga heißt sowohl Einheit, Yoga heißt aber auch spirituelle Praxis, Yoga heißt auch Verbindung. Hatha Yoga ist also der Yoga der Einheit, ist die Möglichkeit, zur Einheit zu kommen, indem man sich bemüht. Yoga – Einheit, ist aber auch eine spirituell Praxis. Yoga heißt auch Einheit. So kann man sagen, Hatha Yoga ist der Yoga, wo du durch Bemühung, durch Anstrengung, durch Hartnäckigkeit zur Einheit kommst. Hatha Yoga heißt nämlich tatsächlich, du musst etwas tun.

Im Jnana Yoga könntest du sagen: „Ich erkenne das höchste Selbst. Ich frage mich, wer bin ich?“ Natürlich, auch im Jnana Yoga gibt es verschiedene spirituellen Praktiken, aber am wichtigsten ist, frage, wer bin ich, erkenne dein Selbst und sei frei. Auch im Raja Yoga: Yogas Chitta Vritti Nirodhah. Yoga heißt, die Gedanken zur Ruhe zu bringen, dann erfährst du deine wahre Natur. Bhakti Yoga heißt, Liebe entwickeln, Gott lieben, Gott verehren. Hatha Yoga ist aber jetzt, konkret etwas tun. Hatha Yoga ist daher der praktische Yoga.

Swatmarama, der Autor einer wichtigen Hatha Yoga Schrift, nämlich der Hatha Yoga Pradipika, hat gesagt: Wenn du irgendwo verwirrt bist durch die vielen Philosophien und Weltanschauung und spirituellen Systeme, dann praktiziere Hatha Yoga. Du brauchst an nichts zu glauben, tue es einfach, mache es! „Es gibt nichts Gutes als man tut es“, sagt ein deutsches Sprichwort. Oder auf Englisch: „Nothing to it but to do it.” Also, es gilt, zu tun. Hatha Yoga heißt also der Weg der Anstrengung und der Bemühung und damit der Praxis, man tut etwas. Und Hatha heißt auch hartnäckig, das heißt, man bleibt dabei.

„Steter Tropfen höhlt den Stein“, aber wenn du ständig mal was machst, mal nicht machst, kommst du nicht weiter. Hatha Yoga heißt, hartnäckig spirituelle Praktiken zu machen. Natürlich heißt Hatha Yoga auch Asanas, Körperstellungen, es heißt Pranayama, Atemübungen, es heißt Shavasana, Tiefenentspannung, es heißt Mitahara, gesunde Ernährung. Zum Hatha Yoga gehören weiter Kriyas, das heißt Reinigungstechniken, Mudras, kombinierte Energieerweckungstechniken, Bandhas, also Verschlüsse. Und im Hatha Yoga gibt es auch Meditationstechniken, die körperlich erstmal ausgerichtet sind.

Man kann insgesamt sagen, Hatha Yoga ist der Yoga der Körperarbeit auf verschiedenste Weise. Hatha Yoga hilft der Gesundheit des physischen Körpers, Hatha Yoga hilft, mehr Energien zu haben, Hatha Yoga hilft, auf der emotionalen Ebene zu heilen, Hatha Yoga hilft, die Gedanken zur Ruhe zu bringen, den Geist zu konzentrieren, geistige Kräfte zu entfalten. Hatha Yoga heißt dann aber auch, die höheren Stufen des Yoga zu erreichen, über Körper, Prana, Emotionen, Psyche und Gedanken hinauszuwachsen, das zu erfahren, was du wirklich bist. Erfahre dein wahres Selbst, erreiche es durch systematische Praxis. Praktiziere mit der richtigen Einstellung, sei hartnäckig in deiner Praxis, scheue nicht vor Anstrengungen zurück, das ist Hatha Yoga. Zum Hatha Yoga gehört natürlich auch Entspannung, es ist keine verkrampfte Anstrengung, aber selbst die Entspannung ist eine bestimmte Bemühung. Hatha Yoga ist also der Weg der systematischen Bemühung. Hatha Yoga ist der Weg der Körperarbeit.

Hatha Yoga hat aber noch eine zweite Bedeutung: Es ist Yoga, die Vereinigung von Ha, Sonne, und von Tha, Mond. Und so besteht Hatha Yoga aus Sonnenelementen und Mondelementen. So ähnlich kann man auch sagen, es ist wie Yin-Yang-Yoga. Ha ist wie Yang, das heißt, aktives Bemühen. Ha heißt Sonne, Enthusiasmus und heißt auch, sich anzustrengen, man kann auch mal ins Schwitzen kommen im Hatha Yoga. Dann muss aber ausgeglichen werden durch Tha, wie im Chinesischen Yin. Es gibt ja heute auch den Ausdruck „Yin Yoga“, eigentlich kann man sagen, „Tha Yoga“, „Chandra Yoga“, „Mond-Yoga“. Und Yin Yoga oder der Tha-Aspekt des Yoga heißt, entspannen, heißt, in eine Stellung gehen und sie gleichmäßig und entspannt längere Zeit halten, heißt, sich hinzugeben, heißt, das zu tun, was sanft ist und deiner Intuition zu lauschen, heißt, einfach loslassen. So ist also Hatha Yoga zwar insgesamt Bemühung, aber das Bemühen umfasst zwei: Das Aktive und das Loslassen, das bewusst mit Anstrengung unternehmen, wie auch das bewusste Hineingehen, heißt aber auch, etwas aushalten können. Wenn du in eine Stellung gehst, dann bleibst du dort eine Weile drin, du entspannst, lässt los, bleibst auch dann drin, wenn es unangenehm wird. Also, Hatha Yoga – viele Aspekte. Letztlich zielt Hatha Yoga auf Yoga – Einheit, Verbindung, Harmonie, letztlich Einheit mit dem höchsten Selbst. Hatha Yoga – der Yoga der Körperarbeit. Hatha Yoga – der Yoga der Bemühung, der Kraft, der Hartnäckigkeit. Hatha Yoga – der Yoga der Vereinigung von Sonne und Mond. Hatha Yoga – der Yoga des Ausgleichs zwischen männlicher und weiblicher Seite. Hatha Yoga – Einheit durch Transzendierung aller Polaritäten.

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