Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 15. Vers

„Sarira-van-manobhir yat karma prarabhate narah nyayyam va viparitam va pancaite tasya hetavah.“
„Jede Handlung, die ein Mensch mit seinem Körper, seiner Sprache oder seinem Geist ausführt – sei sie recht oder das Gegenteil – diese fünf sind dafür die Ursache.“

Also, im vorigen Vers hat er gesprochen über die fünf Ursachen der Handlung und des Erfahrens des Karmas und hier sagt er: Wie kann der Mensch handeln? Ein Mensch kann handeln mit seinem Körper, mit seiner Sprache und mit seinem Denken. Und damit kann er Rechtes bewirken oder auch Nicht-Rechtes bewirken. Natürlich gilt es, dass du lernst, das Rechte zu tun. Relativ häufig weißt du auch, was das Richtige ist. Es ist wichtig, das auch zu tun. Am leichtesten ist es, mit seinem Körper das Richtige zu tun und das ist auch zunächst mal wichtig. Also, nicht zu lügen, andere nicht zu verletzen, mindestens nicht körperlich zu verletzen, nicht zu stehlen usw. Ich nehme an, du bist mit diesen ethischen Grundsätzen vertraut, und ich nehme auch an, du setzt sie um. Wenn nicht, überlege: „Gibt es irgendwelche Handlungen, die ich ausführe, die vielleicht nicht ethisch sind?“

Und dann nimm dir vor, diese eben zu verbessern, dass du ethische Handlungen machst. Dann mit der Sprache – jetzt wird es schon etwas schwieriger. Menschen sagen Sachen, die verletzend sind. Menschen werden zornig und kränken die Gefühle anderer. Auch hier gilt es, du kannst lernen, mitfühlender zu sprechen, einfühlsamer zu sprechen, du kannst lernen, auch in der Sprache auf die Anliegen des anderen einzugehen. Das ist ein großer Prozess, ein langer Weg, aber einer, der es wert ist, gegangen zu sein. In der heutigen Zeit sind Kommunikationsprobleme die Ursache von vielen Schwierigkeiten. Du kannst lernen, geschickter mit anderen zu kommunizieren. Du kannst ganze Lehrgänge besuchen, z.B. in gewaltfreier Kommunikation, aber manchmal hilft es auch, dass du schon gleich dir vornimmst, deine Wünsche auszudrücken, aber nicht zu schimpfen, dass du etwas ruhiger bist, manchmal etwas länger wartest, bis du etwas sagst, und dir bewusst bist, dass das, was du sagst, Wirkung hat auf die anderen.

Authentisch sein heißt nicht, rücksichtslos sein. Umgekehrt, rücksichtsvoll sein heißt nicht, unwahrhaftig zu sein. Es ist nicht ganz so einfach. Dann wird es noch schwieriger. Auch Denken ist etwas, womit du etwas bewirkst. Yogis gehen davon aus, dass Denken nicht nur Abfeuern von Aktionspotentialen im Hirn ist und Verbindung von Nervenzellen, sondern Denken ist etwas, was in der geistigen Atmosphäre geschieht. Es ist daher auch wichtig, sein Denken zu steuern und zu überlegen, wie denkst du? Wie denkst du über andere Menschen? Wie denkst du über dich selbst? Wie denkst du über deine Kollegen, über deine Kinder, über deine Nachbarn, über deinen Vermieter, über deine Mieter usw.? Lerne es, freundlich zu denken. Und gehe davon aus, jeder meint für sich das Gute.

Und auch wenn du manchmal dich für eine gute Sache engagieren musst und dafür durchaus dem Unguten dich in den Weg stellen musst und damit natürlich auch gegenüber anderen Menschen lästig fallen musst, aber auch dann gehe davon aus, von sich aus gesehen meint jeder Mensch das Gute, in jedem ist der göttliche Kern. Und es gibt keinen Menschen, der bewusst dauerhaft das Schlechte tut, um anderen zu schaden. Es mag Menschen geben, die Rache üben. Es gab Menschen, die schwer gekränkt wurden und ein Unrecht irgendwo wieder gutmachen wollen. Es mag Menschen geben, die dafür unethische Handlungen tun und man muss sie davon abhalten. Aber abgrundtief schlechte Menschen gibt es nicht. Und du kannst lernen, in jedem Menschen das Gute zu sehen, das Göttliche zu sehen und dich daran zu wenden.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

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