Es gibt eine Geschichte, wie die Bhagavad Gita entstanden ist, insbesondere auch, wie die ganze Mahabharata entstanden ist, jetzt als Buch bzw. als Lehrbuch. Es gab einen großen Meister namens Vyasa und der Vyasa hatte irgendwo die Inspiration, er will die Mahabharata schreiben. Mahabharata ist jetzt aber ein riesengroßes Werk und es heißt, in der Intuition war ihm die gesamte Mahabharata schon klar. Jetzt brauchte er aber jemanden, der es schreiben würde, denn der Vyasa selbst war schon ein bisschen älter und er konnte nicht mehr so schnell schreiben. Und damals waren noch automatische Computerschreibgeräte, die also diktieren und gleich in Bücher umwandeln, noch nicht da. Und so dachte aber Vyasa, er hatte eine andere Möglichkeit, es gab nämlich Ganesha. Ihr kennt alle Ganesha, der alle Hindernisse beseitigt, und der war der schnellste Schreiber seiner Zeit. So bat Vyasa den Ganesha, ob er nicht die Mahabharata niederschreiben könnte. Und der Ganesha sagte: „Ok, aber weißt du, ich habe nicht viel Zeit. Ich schreibe das nur unter der Bedingung, dass du niemals aufhörst, zu diktieren. Du musst also in einem durch das Ganze diktieren.“ Und Vyasa überlegte einen Moment, denn schließlich, er würde nicht irgendwie diktieren, sondern die Mahabharata ist noch dazu ein Sloka-Versmaß. Also, gleich am Stück alles in Versen zu diktieren, das war schon eine besondere Leistung und so überlegte er. Dann sagte er: „Ja, das ist grundsätzlich möglich, aber du musst verstehen, was ich dir diktiere. Und wann immer etwas kommt, wann immer du etwas nicht verstehst, dann musst du innehalten, bis du es verstehst.“ Dann sagte Ganesha: „Ok, kein Problem, so machen wir es.“ Und so kam es dann, dass der Vyasa dem Ganesha die Mahabharata diktierte und immer dann, wenn Vyasa irgendwo nicht mehr genau wusste, wie es weiterging, dann diktierte er dem Ganesha ganz komplexe philosophische Verse. Und dann musste Ganesha ein paar Momente nachdenken und so hatte Vyasa ein paar Momente dann Zeit, um weitere flüssige Verse zu komponieren.
Das ist natürlich jetzt eine Geschichte, die erklären will, warum die Mahabharata so ist, wie sie ist. Die Mahabharata ist zum großen Teil ein Epos, wo sehr viel passiert, sehr viel Drama. Das ist, man kann sagen, das ist wie so eine Fortsetzungsserie. In früheren Zeiten wurden solche Werke ja nicht gelesen, sondern sie wurden entweder vorgelesen oder sogar auswendig gelernt, das hat auch das Sloka-Maß, also das Versmaß, erleichtert. Und dort kamen eben die Menschen zusammen und für einen Abend und vielleicht eine halbe oder eine dreiviertel Stunde haben sie dem Geschichtenleser gelauscht. Und damals wie heute faszinieren Menschen natürlich alle möglichen zwischenmenschlichen Konflikte und Schwierigkeiten usw. Und zum großen Teil ist es ganz faszinierend, und dann, ab und zu mal, sind dann komplexe philosophische Verse dort eingeschoben. Und da muss man darüber nachdenken. Und dann kann man dort tief darüber nachdenken. Und dann kommt wieder eines nach dem anderen relativ zügig. Und es gibt mehrere Teile der Mahabharata, wo es über viele Verse etwas komplexere Philosophie gibt. Und welcher Teil der Mahabharata ist natürlich besonders komplex? Das ist eben die Bhagavad Gita, die etwa 800 Verse aus der Mahabharata, und dort steckt die Philosophie in Reinstform drin, wo man dann auch länger darüber nachdenken kann und immer wieder darüber nachdenken kann. Und so will ich jetzt nochmal einen Vers der Bhagavad Gita lesen.
Mal sehen, wo es aufschlägt.
„Wer stets zufrieden ist, beständig in der Meditation, selbstbeherrscht, und mit fester Überzeugung, und dessen Geist und Verstand aufGott gerichtet sind, er, der Gott verehrt, ruht in der Liebe.“
12. Kapitel, 14. Vers
Wer stets zufrieden ist. Zufrieden, im Sinne von, weiß, dass, was auch immer kommt, für das Beste ist. Was auch immer kommt, ist die Aufgabe, die jetzt genau notwendig ist. Das, was jetzt passiert, ist genau das, was Gott für einen vorgesehen hat. Beständig in der Meditation. Das erste ist wie eine Einstellung zum Leben, das zweite ist, beständig in der Meditation. Es gibt viele Menschen, die sagen, sie meditieren seit zwanzig Jahren. Vielleicht so viele nicht, aber schon einige. Wenn man dann nachhakt: „Ununterbrochen, also jeden Tag?“ Dann sind es nicht so viele. Also, beständig in der Meditation ist wichtig. Besser etwas weniger und dafür regelmäßig. Selbstbeherrscht. Der Ausdruck, der dort in Sanskrit steht, hat eine vielfältige Bedeutung. Aber es gehört eben auch dazu, dass man in der Lage ist, auch eine gewisse Selbstbeherrschung zu üben. Gut, vollständige Selbstbeherrschung kann man sich überlegen, ob das überhaupt hilfreich ist, aber man ist in der Lage, sich selbst zu beherrschen, wenn nötig. Das wird ja heute als emotionale Intelligenz bezeichnet, wenn man in der Lage ist, seine Emotionen durchaus auch zu steuern und nicht ihnen hilflos dort zu folgen. Mit fester Überzeugung, und dessen Geist und Verstand auf Gott gerichtet sind. Das ist also ein weiterer wichtiger Aspekt. Man ist nicht beständig in der Meditation als Selbstzweck und auch nicht selbstbeherrscht als Selbstzweck, auch nicht Zufriedenheit als Selbstzweck, sondern es geht darum, zu Gott zu kommen oder zum Göttlichen, wie auch immer man es ausdrücken will. Dort richten wir unseren Geist hin, da ist unser Ziel, da bitten wir, dass wir dort hinkommen. Und dann, wer Gott verehrt, heißt auch, allein kriegen wir das alles ja auch nicht hin. Also, es ist jetzt nicht möglich, wenn ich jetzt diese hohen Ideale vonKrishna dort beschrieben habe. So läuft es auch immer wieder in der Bhagavad Gita, wer das kennt. Krishna gibt immer wieder hohe Ideale und danach sagt er: „Und wenn dir das nicht so ganz möglich ist, dann verehre Gott.“ Also, wir bemühen uns um Zufriedenheit, das Beste aus allem zu machen, wir bemühen uns, in der Meditation beständig zu sein, wir bemühen uns um eine gewisse Selbstbeherrschung, wir bemühen uns, unseren Überzeugungen treu zu bleiben und den Geist auf Gott gerichtet zu haben. Und dann verehren wir Gott auch in all unserer Unvollkommenheit und wissen, durch die Liebe, die wir zu Gott haben, und Gott zu uns hat, kann die höchste Erfahrung kommen.
Hari Om Tat Sat
Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:
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