Ergötze dich nicht an deiner Güte – BhG XVI.15

Bhagavad Gita, 16. Kapitel, 15. Vers: „Adhyo’bhijanavan asmi ko’nyo’sti sadrso maya yaksye dasyami modisya ity ajnana-vimohitah.“ -  Die Täuschung durch Unwissenheit sagt: „Ich bin reich, ich stamme aus vornehmer Familie. Wer gleicht mir? Ich bringe Opfer. Ich gebe Almosen. Groß wird meine Freude sein.“

Krishna beschreibt hier, wie das Ego sich manifestieren kann. Du magst aus einer vornehmen Familie kommen. Früher war vornehm, hieß vielleicht adlig. Heute heißt vielleicht vornehm, mit guten Umgangsformen, mit guter Erziehung, mit guter Ausbildung usw. Du kannst stolz darauf sein: „Ja, ich stamme aus guter Familie. Die anderen aus nicht so guter Familie.“ Wenn du das machst, hast du ein großes Ego. Und man sagt so schön: Hochmut kommt vor dem Fall. Daher, wenn du das Karma hattest, aus einer Familie zu stammen, die dir eine gute Erziehung gegeben hat, dann sei demütig. In der nächsten Inkarnation kann es schon anders sein. Wenn du das Glück hast, dass du in einer Familie geboren bist, die sich nicht um Geld zu sorgen brauchte, dann sei dankbar dafür und teile, das was du hast, mit anderen, aber wisse, es kann jederzeit auch zu Ende gehen. Du magst eine gute Erbschaft gemacht haben und es mag sein, dass du dir jetzt um das Geld keine Sorgen mehr machen musst. Auch das kann jederzeit zu Ende sein. Bankensystem kann zusammenbrechen, Aktien können zusammenbrechen, es kann andere Steuern geben, es kann Betrug geben usw. Jeder Besitz ist letztlich Leihgabe unbestimmter Mietdauer und Gott ist derjenige, der es dir geliehen hat, Gott kann es dir jederzeit wieder wegnehmen. Daher, sei dankbar für das, was du hast. Sei demütig und sei bewusst, wie gekommen, so zerronnen. So wie es auch heißt: Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, gepriesen sei der Herr. Sei also demütig. Und auch, wenn du in der Lage bist, Yajnas zu zelebrieren, also große Rituale zu zelebrieren. Identifiziere dich auch nicht damit. Da kannst vielleicht sogar einen Stolz entwickeln: „Ah, ich kann großartige Mantras rezitieren. Ich kann Sanskrit ganz korrekt aussprechen. Ich weiß genau, wie das ist, und die anderen, die machen es nicht korrekt.“ Auch das ist wieder Arroganz. Sei demütig! Du kannst dich auch damit identifizieren, dass du Spenden gibst. Du kannst dir große Denkmäler setzen lassen, dass du den und den gemeinnützigen Zweck dort unterstützt hast. Es kann sein, dass du auch öffentlich machst, dass du Almosen gegeben hast. Aber nicht deshalb, um einen großen Namen zu bekommen, sondern um andere dazu zu inspirieren, es gleich zu tun. Wenn du Spenden gibst, um anschließend Lob und Anerkennung zu bekommen, dann ist darin kein spiritueller Gewinn. Im Gegenteil, es kann sogar dazu führen, dass dein Ego stärker wird und das ein Beginn sein kann von deinem spirituellen Fall. Gib das, was du gibst, von Herzen. Gib es, weil du weißt, du bist Verwalter des Vermögens. Es gehört dir nicht, sondern es wurde dir anvertraut. Selbst wenn du es über Erbschaft oder über große Gehälter bekommen hast, sei dir bewusst: „Ich bin nur Verwalter, mir gehört es nicht.“ Und wenn du es gibst, dann gibst du in Wahrheit das Geld von jemand anderen, nämlich von Gott. Und vielleicht ist es hilfreich, dass es bekannt gemacht wird, dass du gegeben hast, aber im Inneren wisse: „Nicht ich habe es gegeben, ich habe nur das, was mir anvertraut wurde, weitergegeben.“ Und du gibst deinen Namen dafür, dass andere davon inspiriert werden, auch etwas zu geben. Es ist also nicht falsch, öffentlich zuzugeben, dass du etwas gegeben hast. Aber passe auf, dass du nicht in der Täuschung landest, in der Unwissenheit und im Leiden, weil du dich mit etwas zu sehr identifiziert hast.

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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