Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 32. Vers
„Adharmam dharmam iti ya manyate tamasavrta sarvarthan viparitams ca buddhih sa partha tamasi.“
Krishna, der Lehrer, spricht zu Arjuna, zum Schüler:
„Das, was in Dunkelheit gehüllt Adharma als Dharma sieht und alles verdreht – dieser Verstand, Oh Arjuna, ist tamasig.“
Tamas heißt dunkel, Tamas heißt verblendet, Tamas heißt Unwissenheit. Manche Menschen haben einen sehr tamasigen Verstand und verdrehen alles. Es gibt auch Fanatiker, die denken, ihre Aufgabe wäre es, andere umzubringen. Oder Menschen denken, ihre Aufgabe wäre es, Rache zu üben. Manche Menschen halten es für ihre Aufgabe, jemand anderes zu schaden. Das sind alles sehr tamasige Motive. Also, das eine tamasige Motiv wäre, man hält es für seine Aufgabe, etwas Schlimmes zu tun und verstößt dabei gegen die Ethik von Ahimsa - Nicht-Verletzen, Satya – Wahrhaftigkeit, Asteya – Nicht-Stehlen.
Eine zweite Form von Tamas ist irgendwo gänzlich in der Dunkelheit. Man ist zu träge, man kann kaum etwas machen und man hat noch nicht mal die Energie, etwas zu machen, man kann keine Entscheidung treffen, das ist der in Dunkelheit gehüllte Verstand. Und dann das dritte wäre, Dinge verdrehen. Es gibt Menschen, die zitieren Schriften, um Unsinniges zu rechtfertigen. Nicht umsonst sagt man, der Teufel findet in den Schriften das, was er braucht. Man kann, wenn man verdreht ist, das Adharma rechtfertigen.
So ist es wichtig, seinen Verstand zum Sattva zu führen. Wie führt man seinen Verstand zum Sattva? Indem man ein sattviges Leben führt. Ein sattviges Leben heißt, Asanas zu üben, Pranayama, Meditation, jeden Tag. Es heißt, sich sattvig zu ernähren, auf tamasige Dinge zu verzichten. Es heißt auch sonst, ein reines Leben zu führen. Es heißt, an seiner Ethik zu arbeiten, Mitgefühl, Liebe zu entwickeln. Je mehr du so Sattva-Eigenschaften in dir entwickelst und je mehr du deinen Körper und dein Prana sattvig machst, umso leichter fällt es, einen klaren Verstand zu haben. Und selbst wenn du jetzt momentan noch nicht so lange regelmäßig Asanas und Pranayama geübt hast und wenn du noch nicht deinen Lebensstil sattvig umgestellt hast, dann kannst du dennoch deinen sattvigen Verstand kultivieren, indem du überlegst: „Was ist meine Aufgabe?“ Indem du betest und fragst: „Oh Gott, zeige mir Dein Licht und Deine Wahrheit, dass sie mich leiten.“
Du kannst Viveka üben: „Wie kann ich das größte Gute entwickeln? Wie kann ich zum größten Guten beitragen? Wie kann ich meine Fähigkeiten so einsetzen, dass sie viel Gutes bewirken werden?“ Auch so entwickelst du Sattva. Und behalte im Hinterkopf, du hast auch Rajas, du hast auch Tamas und dein Verstand wird dir öfters rajasige und tamasige Dinge erzählen. Mittels Viveka, Unterscheidungskraft, kannst du auch erkennen: „Ah, mein Verstand ist gerade im Tamas. Mein Verstand ist gerade im Rajas.“ Und wenn dein Verstand im Rajas oder im Tamas ist, dann triff keine Entscheidungen, sondern warte, bis du wieder in einem sattvigen Gemütszustand bist, dann kannst du eine Entscheidung treffen.
Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:
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