Selbstbeherrscht, yatatma drdha, ist eine nächste Eigenschaft, die Krishna im 14. Vers des 12. Kapitels empfiehlt. Selbstbeherrscht. Vollkommene Beherrschung, Selbstbeherrschung ist ausgesprochen schwierig. So viel muss man auch nicht machen, Krishna hat ja vorher gesagt, es gibt eine Abkürzung, indem man Gott alles darbringt. Aber wenn man Gott alles darbringt, ist auch eine gewisse Selbstbeherrschung die Konsequenz. Selbstbeherrschung heißt auch, bewusst an dir zu arbeiten. Es ist ein wichtiger Schritt, dass du dich selbst annimmst, wie du bist, dass du lernst, dich selbst zu mögen, wie du bist, dass du erkennst, Gott wirkt durch deinen Charakter, Gott wirkt durch deine auch Fehler und deine Schwierigkeiten. Da als erstes kommt die Selbstannahme und auch die Selbstliebe. Dann kommt aber auch die Bereitschaft dazu, an dir selbst zu arbeiten. Du kannst dir bewusst vornehmen: „Ja, ich will diese Tugend entwickeln. Ich will diese negative Eigenschaft nicht mehr tun. Ich will so und so nicht mehr handeln. Ich will die und die schlechte Gewohnheit abbauen.“ Überlege jetzt, hast du in letzter Zeit diese Art von Selbstbeherrschung geübt? Wann war es das letzte Mal, dass du bewusst dir vorgenommen hast: „Ja, diese schlechte Gewohnheit will ich abbauen.“ Wann war es das letzte Mal, dass du gesagt hast: „Ja, die und die Praktiken will ich jetzt mehr üben.“ Wann war es das letzte Mal, dass du gesagt hast: „An dieser Charaktereigenschaft will ich arbeiten.“ Überlege jetzt, an welcher Eigenschaft willst du künftig arbeiten? Welche schlechte Angewohnheit willst du loswerden? Welche gute Gewohnheit willst du entwickeln? Auch wenn Bhakti das Höchste ist, was Krishna beschreibt im zwölften Kapitel, beinhaltet das auch, arbeite an dir selbst, arbeite systematisch.

Gott aufbaut. Übrigens, das findet man nicht nur im Indischen, das Gleiche finden wir ja auch im Islam, wo das Koranstudium eine Hilfe ist, Allah zu spüren, wir finden das im Christentum, im evangelischen Christentum in ganz besonderem Maße. Dort heißt es, wir erlangen die Gnade – gut, die Gnade Gottes ist sowieso da – aber wir können sie spüren und wirken lassen, indem wir die Heilige Schrift lesen. Das drückt alles aus. Große Schriften sind nicht einfach irgendwelche Werke der Literaturgeschichte, sondern dort steckt eine Kraft in den Worten und wenn wir sie mit Hingabe studieren, dann entsteht eine Verbindung zum Göttlichen.

„Wenn du die Heiligen Schriften studierst, wirst du zu einem Gottmenschen mit göttlicher Sicht.“ Das heißt, man bleibt natürlich weiter auf der physischen Ebene Mensch, aber man erfährt die Einheit mit Gott. „Du wirst nicht mehr behelligt werden von den Schwankungen des Lebens, wie Erfolg und Misserfolg, Vergnügen oder Schmerz, Lob oder Tadel, Verlust oder Gewinn. Du wirst Mut erlangen, Stärke, Frieden, Freude, Wonne, noch in diesem Leben. Genau in den Lebensumständen, in denen du bist.“

Hari Om Tat Sat

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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