Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 7. Vers

„Niyatasya tu sannyasah karmano nopapadyate mohat tasya parityagas tamasah parikirtitah.“
Krishna spricht:
„Wahrlich, der Verzicht auf verbindliche Handlungen ist nicht recht; sie aus Täuschung aufzugeben, wird als tamasig angesehen.“

Verbindliche Handlungen. Verbindliche Handlungen sind Pflichten. Z.B. angenommen, du bist Mutter und hast Kinder, die jung sind, dann hast du bestimmte Pflichten. Du musst dich um sie kümmern, du musst Windeln wechseln, vielleicht musst du ihnen die Brust geben, vielleicht musst du vieles andere machen, je nach Alter. Aber du hast Aufgaben und diese Aufgaben sind zu tun. Jetzt das aus Bequemlichkeit nicht zu machen, das wäre dann tamasig. Oder angenommen, du hast einen bestimmten Arbeitsplatz, du hast einen Arbeitsvertrag unterschrieben und hast dich zu etwas verpflichtet. Und jetzt kommst du regelmäßig zu spät, machst deine Aufgaben nachlässig, es merkt ja keiner. Das wäre tamasig. Auch dich krankschreiben zu lassen, obwohl du gesund bist, nur weil du irgendwo mal einen faulen Tag haben willst, kann auch tamasig sein. Es kann tamasig sein. Es kann ja auch sein, dass du aufpasst und weißt, wenn du diesen Tag jetzt dir „genehmigst“, dann vermeidest du eine einwöchige Krankheit. Aber einfach nur aus Bequemlichkeit auf die Erfüllung deiner Pflicht zu verzichten, das ist tamasig.

Du kannst Pflichten haben gegenüber deinem Partner, gegenüber deinen Kindern, gegenüber deinen Eltern, gegenüber deinem Arbeitgeber. Du kannst Pflichten haben gegenüber deinen Yogaschülern, wenn du Yogalehrer/in bist. Du kannst Pflichten haben in einem gemeinnützigen Verein. Du hast Pflichten gegenüber den Nachbarn, Pflichten vielleicht gegenüber den anderen Hausbewohnern usw. Also, verbindliche Handlungen, Pflichten, sind zu tun, sagt Krishna hier. Sie nicht zu tun, kann tamasig sein. Überlege also, bist du vielleicht etwas nachlässig geworden in der Erfüllung deiner Aufgaben und Pflichten? Machst du vielleicht auch etwas nur halbherzig oder nur halb? Hoffst du, dass irgendetwas, was deine Aufgabe ist, nicht bemerkt wird, wenn du es nicht tust?

Wenn das der Fall ist, dann nimm dir wieder ein Herz, nimm dir wieder Energie, sage dir vielleicht sogar: „Ich freue mich, das und das zu tun. Ich freue mich, das und das zu tun. Ich freue mich, das und das zu tun.“ Und dann tue es. Manchmal musst du auch überlegen, hast du dir vielleicht zu viele Pflichten aufgehalst? Und dann, anstatt jetzt viele Pflichten aufzuhalsen und vieles nicht zu machen, kannst du auch überlegen, ob du manche dieser Pflichten abgeben kannst. Und natürlich, in der heutigen Zeit, kaum jemand wird allen Pflichten Hundertprozent gerecht. Es gehört zum heutigen Leben dazu, dass man jonglieren muss. Und die Mehrheit der Menschen wird abends beruhigt schlafen müssen oder lernen müssen, zu schlafen, obgleich ja noch so viel zu tun ist, Kinder noch so viel mehr gebraucht hätten, Eltern noch so viel mehr gebraucht hätten, Partner noch so viel mehr gebraucht hätte, der gemeinnützige Verein noch so viel mehr gebraucht hätte und der Arbeitgeber noch so viel mehr gewollt hätte.

Das ist dann nicht tamasig. Wenn du das, was du zu tun hast, machst, und auch, wenn du nicht alles erledigen kannst, was eigentlich zu erledigen ist, lasse los, übergib es Gott und meditiere und gehe beruhigt schlafen.

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

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