Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 51. Vers.
„Buddhya visuddhaya yukto dhrtyatmanam niyamya ca sabdadin visayams tyaktva raga-dvesau vyudasya ca.“
Krishna:
„Mit reinem Verstand, sich selbst durch Beständigkeit beherrschend, auf Klang und andere Objekte verzichtend und ohne Anziehung und Ablehnung.“

Ich belasse es jetzt bei diesem noch unvollständigen Satz, denn es sind drei Verse, die alle zusammen einen Satz ergeben. So beschreibt nämlich Krishna, wie kommt man, wenn man einen gewissen Grad der Vollkommenheit erreicht hat, zum Höchsten.

 

Also, diese Verse sind insbesondere gedacht für Menschen, die schon einiges erreicht haben, die schon einen gewissen Grad von Vollkommenheit erreicht haben. Jetzt könntest du sagen: „Ok, überspringe ich die nächsten drei Verse, dann wird es praktischer.“ Ich würde dir raten, mache dies nicht, denn es ist gut, dass du dir deiner eigenen Zukunft bewusst wirst. Und glücklicherweise, auch diese Verse sind direkt alltagstauglich und so will ich sie ja auch interpretieren. Er sagt hier, „mit reinem Verstand, Buddhya visuddhaya“. Buddhi ist die Urteilskraft, Buddhi ist Verstand, Buddhi ist Unterscheidungskraft, Buddhi ist die Vernunft. Er sagt hier also, Vernunft ist wichtig, sich selbst durch Beständigkeit beherrschend. Buddhi ist die Kraft in dir, mit der du das tust, was du für richtig hältst. Man kann auch sagen, Buddhi ist so etwas wie die Führungspersönlichkeit in dir.

 

Wünsche und Abneigungen sind wie Vorschläge, die dein Unterbewusstsein dir macht. Man kann auch sagen, du hast verschiedene Anteile in dir, du hast verschiedene Intelligenzen in dir und diese manifestieren sich auf unterschiedliche Weise. Mögen und Nicht-Mögen, Wünsche und Abneigungen, auch Emotionen, sind Weisen, wie dein Unterbewusstsein zu dir spricht. Und alle Wünsche und Abneigungen sind, man kann sagen, Vorschläge, „das und das könnte gut sein“. Diese Vorschläge sind als Sprache des Unterbewusstseins gefüllt mit Emotionen, mit Mögen und Nicht-Mögen usw. Und dann braucht es jemanden, der sich davon löst. Wenn du nämlich einfach wie ein Tier das tust, was dir in den Sinn kommt, wenn du es einfach tust, wie es eine Katze tun würde, das, was sie irgendwie mag, dann kommst du nicht zum Höchsten. Dann lebst du vielleicht ganz natürlich und instinktiv, aber diese Instinkte können gerade in einer menschlichen Umgebung ziemlich irregeleitet sein.

 

Daher brauchst du Buddhi, visuddhaya Buddhi. Es gibt auch eine praktische Buddhi und die praktische Buddhi würde dir sagen, wie kriegst du das, was du magst. Die praktische Buddhi kann ein Sklave sein der Wünsche. Z.B., du hast plötzlich den Wunsch, du willst eine Schokolade haben. Es ist keine zu Hause. Und jetzt, ohne lange nachzudenken, „ist es überhaupt gut, eine Schokolade zu haben, willst du die wirklich haben“, gehst du einfach los und überlegst: „Wo kriege ich die Schokolade?“ Du kannst deinen Nachbarn fragen, du kannst zur nächsten Tankstelle gehen, du kannst überlegen: „Wo sind die Geschäfte sonntags offen?“ Du kannst überlegen: „Habe ich vielleicht irgendwo vom letzten Weihnachten noch eine versteckt? Oder vielleicht mein Partner, der vielleicht ab und zu mal Sachen versteckt? Das könnte ich ja mal durchwühlen und schauen, ob da irgendwo etwas ist.“

 

Das ist praktischer Verstand. Der reine Verstand wird überlegen: „Ist es überhaupt gut, jetzt Schokolade zu essen?“ Und wird vielleicht feststellen: „Nein, ist jetzt nicht gut.“ Dann wird er überlegen: „Und was will mir mein Unterbewusstsein sagen, dass ich jetzt Schokolade haben will?“ Vielleicht stellt die Buddhi dann fest: „Ja, vielleicht ist irgendwo ein Bedürfnis nach Liebe. Vielleicht sollte ich schauen, ob ich meinen Partner mal umarmen kann. Vielleicht ist es ein Bedürfnis, dass irgendwo das Hirn etwas Zucker braucht.“ Denn manchmal, bei einer leichten Unterzuckerung, hat das Hirn eine Frage nach Zucker. Du kannst überlegen, vielleicht trinkst du einfach einen Apfelsaft oder du isst etwas Gesundes, z.B. eine Traube oder einen Apfel. Und so hast du das, was dein Unterbewusstsein dir sagen will, mit dem reinen Verstand, mit der reinen Buddhi, angeschaut und dann kannst du diese beherrschen.

 

Er spricht dort auch über Beständigkeit. Nicht nur ab und zu mal diese Buddhi nutzen, sondern beständig. Wenn du das regelmäßig machst und so mit dir umgehst, dann lernst du langsam, dich nicht zu identifizieren mit Wünschen, mit Mögen und Nicht-Mögen, dann kannst du aufhören, dich zu identifizieren. Du kannst dich erfahren als Brahman, das Absolute und das Unendliche. So ein wichtiger Schritt ist, dass du mit der Buddhi lernst, dich zu lösen von Mögen und Nicht-Mögen und von deinen Emotionen, dass du dein Mögen und Nicht-Mögen, deine Wünsche und Emotionen begreifst als Sprache deines Unterbewusstseins, die ungenau ist, aber immerhin hilfreich ist. Verstehe diese Sprache mit der Buddhi und dann entscheide, was du tun und was du machen willst.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

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