Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 30. Vers

„Pravrttim ca nivrttim ca karyakarye bhayabhaye bandham moksam ca ya vetti buddhih sa partha sattviki.“


Krishna, der Lehrer, spricht zu Arjuna:
„Der Verstand, der den Pfad des Handelns und auch die Entsagung kennt, der weiß, was zu tun und was zu unterlassen ist, und der sowohl Furcht als auch Furchtlosigkeit, Bindung wie auch Befreiung kennt – dieser Verstand ist sattvig, rein, Oh Arjuna.“

Krishna spricht hier von Buddhi. Hier wird es übersetzt als Verstand, manchmal wird es übersetzt als Intellekt. Buddhi ist aber auch die Vernunft. Buddhi ist auch die Willenskraft. Buddhi heißt die Fähigkeit, zu unterscheiden und heißt die Fähigkeit, die richtigen Wahlen zu treffen. Buddhi kann rein sein, Buddhi kann aber auch rajasig sein, das heißt egoistisch, und Buddhi kann tamasig sein, nämlich getrübt, in Unwissenheit.

Krishna beschreibt, wann ist unsere Buddhi sattvig. Das heißt, wann können wir uns auf unsere Buddhi auch verlassen. Er sagt, Buddhi kennt den Weg des Handelns, Karma Yoga, und auch die Entsagung, Sannyasa, Tyaga. Die Buddhi weiß, wann es angemessen ist, etwas zu tun, und wann es angemessen ist, loszulassen. Ab und zu mal weißt du nicht, musst du dich jetzt mehr engagieren oder musst du loslassen. Die gereinigte Buddhi versteht das eher. Manchmal ist es gut, nachzugeben, manchmal ist es gut, sich durchzusetzen. Manchmal muss man sich einfach die Zeit nehmen für die Meditation, manchmal muss man sich im uneigennützigen Dienen mehr engagieren.

Die Buddhi kennt beides und unterscheidet, was zu tun und was zu unterlassen ist. Wenn du das hörst, weißt du, du bist öfters auch nicht ganz sicher: „Ist das richtig, ist das richtig?“ Man kann auch sagen, die Buddhi ist erst mal sich bewusst: „Es gibt diese Möglichkeit, es gibt jene Möglichkeit.“ Dann muss die Buddhi das weitergeben, nämlich an das Gebet. Und dann betest du und sagst: „Oh Gott, nicht mein Wille, dein Wille geschehe.“ Krishna sagt weiter, die Buddhi kennt auch Furcht und Furchtlosigkeit. Es ist durchaus wichtig, Mut zu haben.

Es ist wichtig, Dinge anzugehen. Es ist wichtig, Neues zu wagen. Aber manchmal ist es auch gut, ein bisschen ängstlich zu sein. Es wird dich davon abhalten, zu schnell zu fahren, selbst wenn es nur die Angst davor ist, einen Knollen zu bekommen. Letztlich ist es nicht nur wegen dem Knollen, sondern es hilft auch, achtsam mit anderen Menschen umzugehen. Es kann mal hilfreich sein, Lampenfieber zu haben, das führt dich dazu, dass du dich besser vorbereitest. Es kann hilfreich sein, verschiedene Ängste zu haben, aber sich nicht davon beherrschen zu lassen. Es ist wichtig, Mut zu haben, es ist aber auch wichtig, öfters Vorsicht walten zu lassen. Bindung wie auch Befreiung.

Natürlich, wir wollen zur Befreiung hinkommen und wir wollen Bindungen überwinden. Dennoch, solange du noch nicht selbstverwirklicht bist, es gibt auch Bindungen in dieser Welt, was heißt, Verpflichtungen. Wenn du einen Partner hast, dann wirst du auch eine gewisse Verhaftung an ihn oder sie haben. Wenn du Kinder hast, wirst du auch gewisse Verhaftungen haben. Wenn du eine Aufgabe hast, die dir wichtig ist, wirst du auch eine gewisse Bindung daran haben. Diese gewisse Bindung ist ok, es ist wie die emotionale Fähigkeit, bei dem zu bleiben, was zu tun ist. Nur wenn diese Bindung alles beherrschend ist und du dann genau erwartest, dass deine Aufgabe so und so zu sein hat und nicht anders und dass andere dich dafür anerkennen und dass dein Partner genau so und so sein muss und dein Kind sich so und so entwickelt, dann ist Bindung zu stark. Es ist wichtig, Bindung zu kennen, es ist wichtig, Befreiung zu kennen. Wenn man all das hat, dann hat man einen sattvigen Verstand.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

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