YVS453 Sushumna, der leere Pfad

Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika Kapitel 3, Verse 3 und 4

 

Svatmarama schreibt in Vers 3: „Dann fließt das Prana durch die königliche Straße: Sushumna. Dann verbleibt der Geist ausgesetzt und der Yogi überlistet den Tod.“                                                

Bedeutungen der Sanskrit Worte

Tada (dann) fließt Prana Vasya (getragen werdend, fließt) durch den Pfad der Leere -Shunya (Leere) Padavi (Pfad). Den Pfad der Leere kann man auf zweierlei Art beschreiben: zum einen ist es die Ruhe des Geistes – erwacht die Kundalini dann wird der Geist ruhig und du erfährst Samadhi. Eine zweite Interpretation, die hier beschrieben wird, es ist die Sushumna, die feinstoffliche Wirbelsäule - erwacht die Kundalini dann kann auch das Prana durch die Sushumna fließen.

Tada (dann) wird diese zu Raja (König) Patha (Weg)zum Königsweg. Und wenn so die Kundalini durch den Königsweg der Sushumna fließt, dann wird Chitta (der Geist) Niralamba (alleinstehend) vollkommen ruhig, objektlos.

Tada (dann) folgt Vanchana (das Entrinnen) von Kala (der Zeit). Es wird manchmal übersetzt: also überlistet der Yogi den Tod, man könnte aber auch sagen: dann kommst du jenseits aller Zeit. Solange dein Geist im Normalbewusstsein ist, erfährst du Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Du erfährst dich getrennt von anderen, du bist in der Dreidimensionalität von Höhe, Länge und Breite. Du spürst das Kommen und das Vergehen. Aber geht das Prana in die Sushumna und erwacht die Kundalini, dann kommst du in den Zustand der vollkommenen Leere. Der Geist wird vollkommen ruhig, du transzendierst alle Zeit, du erfährst die Ewigkeit.

 

Vers 4: „Sushumna, die große Leere, die Brahmarandhra, die große Straße, der brennende Grund, Shambhavi, und der mittlere Pfad, alle beziehen sich auf ein und dasselbe.“

Dies ist ein wichtiger Vers, wenn du indische Mythen verstehen willst. Es ist wie ein kleiner Schlüssel. Wenn du indische Mythen hörst und es wird eine große Straße erwähnt z.B. Maha Patha über die irgendjemand geht, dann ist damit die Sushumna gemeint. Oder du liest etwas von der großen Leere (Shunya Padavi – der Pfad der Leere) dann ist auch damit die Sushumna gemeint. Oder du liest irgendwo, dass sich jemand auf Shmashana (Verbrennungsplatz) aufgehalten hat, dann ist dies auch nichts anderes, als dass die Kundalini erwacht und die Sushumna sich öffnet. Oder wenn du etwas über die Mythen von Shambhavi (die zu Shiva gehörende) hörst, bezieht sich dies auch auf die Kundalini, die erwacht ist.

Oder wenn du irgendwo in einem Mythos liest, dass Menschen den Madhya (der mittlere) Marga (Pfad) den mittleren Weg gehen, dann sind dies alles spirituelle, mythologische Bezeichnungen für dasselbe, nämlich für die Sushumna.

Somit ist die Sushumna als Ort wichtig, wo die ganzen Chakras sind, als Ort, wo die Kundalini erwacht und dann erwachen die verschiedenen Chakras und alle Fähigkeiten entstehen. Aber am wichtigsten ist: Der Geist wird vollkommen ruhig und du erfährst die Ewigkeit, du gehst jenseits von Zeit und Raum, erfährst die absolute Einheit. Daher übe Pranayamas und Mudras – so erlangst du die Erleuchtung.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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