- Vers
अथ शीतली
जिह्वया वायुम् आकृष्य पूर्ववत् कुम्भसाधनम् ।
शनकैर् घ्राणरन्ध्राभ्यां रेचयेत् पवनं सुधीः ॥५७॥
atha śītalī-
jihvayā vāyum ākṛṣya pūrva-vat kumbha-sādhanam… śanakair ghrāṇa-randhrābhyāṁ recayet pavanaṁ su-dhīḥ
atha : nun (folgt); śītalī : Shitali; jihvayā : über die Zunge; ākṛṣya : einziehend; pūrva-vat : wie zuvor (in Vers 49 beschrieben); kumbha : (der) Atemverhaltung; sādhanam : (dann folgt die) Praxis; śanakais : langsam, allmählich; ghrāṇa : (der) Nase; randhrābhyāṁ : durch die beiden Löcher; recayet : entlasse (“entleere”); pavanaṁ : (den) Atem („Wind“); su-dhīḥ : (der) verständige (Yogi)
Nun Sitali: Den Lebenshauch über die Zunge hineingesaugt, wird der Atem wie zuvor (beschrieben) angehalten. | (Nun) soll der Weise sanft durch beide Nasenlöcher den Lebenshauch (wieder) ausatmen.
Svatmarama schreibt:
Nun folgt Shitali. Sauge den Lebenshauch über die Zunge hinein. Halte dann den Atem so, wie zuvor beschrieben. Dann atme der Weise sanft durch beide Nasenlöcher den Lebenshauch wieder aus.
Die Übung ist relativ klar: Die Zunge wird gerollt und über die Zunge wird eingeatmet. Der Atem wird kurz angehalten und anschließend über die Nase ausgeatmet.
Was bewirkt diese Übung?
Die Wirkungen werden im nachfolgenden Vers erläutert.
- Vers
गुल्मप्लीहादिकान् रोगान् ज्वरं पित्तं क्षुधां तृषाम् ।
विषाणि शीतली नाम कुम्भिकेयं निहन्ति हि ॥५८॥
gulma-plīhādikān rogān jvaraṁ pittaṁ kṣudhāṁ tṛṣām… viṣāṇi śītalī nāma kumbhikeyaṁ nihanti hi
gulma : (wie) krankhafte Anschwellung im Unterleib, Unterleibsgeschwulst; plīhan : Milz(vergrößerung); ādikān : und andere, usw., („zum Anfang habend“); rogān : Krankheiten; jvaraṁ : Fieber; pittaṁ : (ein Übermaß an) Pitta („Galle“); kṣudhāṁ : Hunger; tṛṣām : Durst; viṣāṇi : Gifte; śītalī : Shitali; nāma : namens; kumbhikā : Atemverhaltung; iyaṁ : diese; nihanti : vernichtet („schlägt nieder“); hi : gewiss
Ohne Zweifel geht die Atemübung, die Sitali genannt wird Vergiftungen, | Vergrößerung der Drüsen, wie Milz und so weiter, Krankheiten, Fieber, Neigung zur aufbrausender Natur, Hunger und Durst an.
Dieses Kumbhaka, Shitali genannt, zerstört Beschwerden des Unterleibs, der Milz und andere Beschwerden, wie auch Fieber, sowie alle Erkrankungen, die durch ein Übermaß von Pitta entstehen. Auch Hunger, Durst und die üblen Folgen von Giften, wie z.B. Schlangengift.
Es wird die Hauptwirkung von Shitali beschrieben, die Überwindung von einem Übermaß an Pitta.
Im Ayurveda spricht man von den drei Doshas, Vata, Pitta und Kapha.
Shitali und Sitkari überwinden beide. Einem Übermaß an Pitta wird entgegengewirkt.
Shitali hilft zu beruhigen. Wenn du zu viel Feuer spürst, bei Reizbarkeit, wenn du wütend bist, eine Neigung zu Entzündungen besteht und wenn du eine Getriebenheit in dir spürst, kann das Üben von Shitali dir helfen, zur Ruhe zu kommen.
Weitere Informationen unter erhältst du unter wiki.yoga-vidya.de/Shitali.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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