- Vers
 
थ सूर्यभेदनम्
 आसने सुखदे योगी बद्ध्वा चैवासनं ततः ।
 दक्षनाड्या समाकृष्य बहिःस्थं पवनं शनैः ॥४८॥
atha sūrya-bhedanam-
 āsane sukha-de yogī baddhvā caivāsanaṁ tataḥ… dakṣa-nāḍyā samākṛṣya bahiḥ-sthaṁ pavanaṁ śanaiḥ 
atha : nun (folgt); sūrya-bhedanam : Sūrya-bhedana („Durchstoßen des Sonnen-Kanals”); āsane : Sitz(unterlage); sukha-de : auf (einer) bequemen, „Bequemlichkeit gebenden“; yogī : (der) Yogi; baddhvā : nachdem (er) eingenommen hat; ca : und, aber; eva : gewiss; āsanaṁ : (eine geeignete) Sitz(haltung); tataḥ : dann; dakṣa-nāḍyā : durch den rechten (Daksha) Nasengang („Energie-Kanal“); samākṛṣya : einziehend („ansichziehend“); bahiḥ-sthaṁ : (die) außerhalb (Bahis) befindliche; pavanaṁ : Luft („Wind“); śanaiḥ : langsam, allmählich (Fortsetzung folgt in Vers 49.
Nun Suryabedha: Der Yogi soll einen bequemen Sitz einnehmen und darin verweilen, dann | soll er langsam die äußere Luft durch das rechte Nasenloch einsaugen.
Svatmarama schreibt:
Der Yogaübende möge einen bequemen Sitz einnehmen und lange darin verweilen. Dann soll er langsam die äußere Luft durch das rechte Nasenloch, Pingala Nadi, einatmen. Das ist Surya Bheda.
Man kann diese Übung Surya Bheda oder Surya Bhedana nennen.
Bheda hat etwas mit Durchstoßen zu tun. Surya ist die Sonne. Surya Bheda wird übersetzt als ein „Durchstoßen des Sonnenkanals“.
Man atmet immer rechts ein. Das ist Pingala Nadi. Surya Nadi ist der Sonnenkanal.
Dann sollte man durch den rechten Nasengang oder Energiekanal, die außen befindliche Pavana einziehen. Pavana heißt sowohl Luft, als auch Wind und Prana.
Bei Surya Bheda wird langsam eingeatmet und nicht schnell. Langsam und allmählich atmet man Luft und Prana ein.
Bei der Wechselatmung kennst du es, dass du relativ zügig einatmest, vier Mal solange die Luft anhältst und zwei Mal so lange, wie die Einatmung dauerte, die Luft ausatmest.
49.Vers
आकेशाद् आनखाग्राच् च निरोधावधि कुम्भयेत् ।
 ततः शनैः सव्यनाड्या रेचयेत् पवनं शनैः ॥४९॥
ā keśād ā nakhāgrāc ca nirodhāvadhi kumbhayet… tataḥ śanaiḥ savya-nāḍyā recayet pavanaṁ śanaiḥ
ā : bis zu; keśāt : (den) Haaren; ā : bis zu; nakha : (der Fuß-)Nägel; agrāt : (den) Spitzen; ca : und; nirodha : (unter) Verschluss, Kontrolle; avadhi : bis (er den Atem spürt), „bis zur Grenze“; kumbhayet : er halte (den Atem); tataḥ : dann, danach; śanais : langsam, allmählich; savya-nāḍyā : durch den linken (Savya) Nasengang (“Energie-Kanal”); recayet : er entlasse („entleere“); pavanaṁ : (den) Atem („Wind“); śanaiḥ : langsam, allmählich
Nun soll der Yogi den Lebenshauch anhalten, bis er bis zu den Haarspitzen und Fingernägeln still wird. | Danach soll er den Lebenshauch langsam durch das linke Nasenloch ausatmen.
Es bedeutet: Nun soll der Yogi das Prana im Körper halten. So lange bis er von den Haar- und Fingerspitzen mit Prana durchströmt wird. Danach sollte er das Prana langsam durch das linke Nasenloch ausatmen.
Man hält das Prana bis zu den Haaren und bis zu den Fußnägeln. Dies ist eine schöne Beschreibung. Wenn du in Surya Bheda bist, stell dir vor, das Prana von den Zehen bis zu den Haarspitzen pulsiert. Das Ganze spürst du und hältst es an. Der Atem, Kumbhaka, wird gehalten, bis du spürst, dass das Prana von unten bis oben da ist. Danach gilt es durch den linken Nasengang auszuatmen. Mit dieser Methode entleert man Pavana, den Wind, das Prana. Es geschieht langsam und allmählich.
- Vers
 
कपालशोधनं वातदोषघ्नं कृमिदोषहृत् ।
 पुनः पुनर् इदं कार्यं सूर्यभेदनम् उत्तमम् ॥५०॥
kapāla-śodhanaṁ vāta-doṣa-ghnaṁ kṛmi-doṣa-hṛt… punaḥ punar idaṁ kāryaṁ sūrya-bhedanam uttamam
kapāla : (des) Schädels; śodhanaṁ : (dieses) Reiniguns(smittel); vāta : (von) Vata („Wind“); doṣa-ghnaṁ : (welches) Störungen vertreibt; kṛmi : (die durch) Würmer (hervorgerufen werden); doṣa-hṛt : (und auch solche) Störungen (Dosha) vertreibt; punaḥ punar : wieder (und) wieder, immer wieder; idaṁ : dieses; kāryaṁ : soll durchgeführt werden, ist zu praktizieren; sūrya-bhedanam : Sūrya-bhedana (“Durchstoßen des Sonnen-Kanals”); uttamam : vorzügliche
Dieses vorzügliche Suryabheda soll immer wieder geübt werden. Es reinigt den Schädel, zerstört die Neigung zur Unstetigkeit und beseitigt die Plage von Parasiten.
Eine Klarheit des Geistes kommt durch Surya Bhedana. Wenn du unklar, verwirrt oder unruhig bist, dann übe besonders Surya Bhedana. Außerdem vertreibt sie alle Störungen von Vata Dosha. Wenn du zu viel Vata hast, übe insbesondere Surya Bheda. Dies hilft gegen ein Übermaß von Vata und gegen Störungen durch den Befall von parasitären Würmern.
Übe es regelmäßig immer und immer wieder. Übe es, wenn du ein Übermaß an Vata hast oder wenn du eine Klarheit des Geistes brauchst.
Es gibt verschiedene Formen von Surya Bheda.
Als Mittelstufen Praxis kannst du ein paar Runden Surya Bheda üben nach der Wechselatmung. Einfach rechts einatmen, anhalten und inks ausatmen. Im Gegensatz zur Wechselatmung erhöhst du hierbei die Länge der Einatmung.
Die Länge der Einatmung ist bei Surya Bheda am wichtigsten. Mache diese so langsam wie es dir möglich ist. Stelle dir vor, dass du Prana einatmest und Sonnenenergie fließt. Dann halte die Luft an solange wie möglich und spüre das Prana pulsieren. Spüre vielleicht die Sonnenenergie pulsieren bis zu den Zehennägeln und bis zu den Haaren. Danach atme links aus, rechts ein und links aus.
In der fortgeschrittenen Stufe übst du Surya Bheda mit allen drei Bandhas.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
            
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