- Vers
षट्कर्मनिर्गतस्थौल्यकफदोषमलादिकः ।
प्राणायामं ततः कुर्यादनायासेन सिद्ध्यति ॥३६॥
ṣaṭ-karma-nirgata-sthaulya-kapha-doṣa-malādikaḥ… prāṇāyāmaṁ tataḥ kuryād anāyāsena sidhyati
ṣaṭ : (durch die) sechs; karma : (Reinigungs-)Handlungen; nirgata : (einer, der) geheilt ist („von dem gewichen sind“); sthaulya : (von) Dickleibigkeit; kapha : Kapha (“Schleim”); doṣa : (Störungen des) Humors; mala : Unreinigkeiten, Schlacken, Abfallprodukten; ādikaḥ : und anderen, usw. („zum Anfang habend“); prāṇa-āyāmaṁ : (die) Atemzügelung; tataḥ : dann, danach; kuryāt : (er) möge ausführen, praktizieren; anāyāsena : mit Leichtigkeit („ohne Mühe, ohne Schwierigkeit“); sidhyati : (er) ist erfolgreich, erreicht das Ziel (des Haṭha-Yoga)
Die sechs Reinigungsübungen beseitigen ein Übermaß an Schleim (Kapha) und weitere Imbalancen der Gesundheit (Dosha). | Danach soll der Yogi Atemübungen (Pranayama) ausführen, so stellt sich der Erfolg mühelos ein.
Svatmarama schreibt:
Die sechs Reinigungsübungen beseitigen ein Übermaß an Kapha und weitere Inbalancen der Gesundheit durch Störungen der Doshas. Danach soll der Yogi Atemübungen, Pranayama, ausführen. So stellt sich der Erfolg mühelos ein.
- Vers
प्राणायामैर् एव सर्वे प्रशुष्यन्ति मला इति ।
आचार्याणां तु केषांचिद् अन्यत् कर्म न संमतम् ॥३७॥
prāṇāyāmair eva sarve praśuṣyanti malā iti… ācāryāṇāṁ tu keṣāṁ-cid anyat karma na saṁmatam
prāṇa-āyāmaiḥ : durch (die Praktiken der) Atemzügelung; eva : nur, allein, ausschließlich; sarve : alle; praśuṣyanti : verschwinden (“trocknen aus”); malāḥ : Unreinheiten (Störungen der) Doshas; iti : so, in dieser Weise (denkend); ācāryāṇāṁ : Lehrern; tu : jedoch; keṣāṁ-cid : von einigen, gewissen; anyad : (eine) andere; karma : (Reinigungs-)Handlung (als); na : nicht
Durch Atemübungen (Pranayama) werden so sogar alle Unreinheiten ausgetrocknet. | Aber für einige Lehrer besteht keine Zustimmung bezüglich der anderen Reinigungsübungen.
Hier betont Svatmarama die Wirkung der Shatkarma, der sechs Kriyas. Shatkarmas helfen dabei, dass man von Sthaulya, Dickleibigkeit, geheilt wird. Einem Übermaß des Kapha Dosha kann es entgegenwirken. Diese Shatkarma helfen uns von anderen Malas, Unreinheiten der Doshas, zu reinigen.
Wenn du die Shatkarma, die sechs Kriyas, ausgeführt hast, kannst du danach Pranayama mit Leichtigkeit ausführen. Du wirst schnell erfolgreich sein und das Ziel des Hatha Yoga erreichen.
Ich empfehle die Kriyas ein halbes Jahr lang sehr regelmäßig zu machen: ein Mal pro Woche Basti (Enddarm- und Dickdarmspülung), ein Mal pro Woche Gauti (mit einem Tuch oder mit Salzwasser), jeden Tag Tratak (Augenübungen), jeden Tag Kapalabhati und täglich Nauli. Wenn du das regelmäßig übst, wirst du innerhalb eines halben Jahres einen gewissen Zustand der Reinheit erreichen. Schon nach ein bis zwei Monaten wirst du merken, dass Pranayama sehr viel besser funktioniert. Du fühlst dich viel gesünder und strahlst mehr Energie aus.
Typischerweise kannst du nach einem halben Jahr Nauli und Gauti und vielleicht Tratak reduzieren. Neti übst du immer, wenn eine neue Erkältungssaison kommt. Jeden Tag übst du weiterhin Kapalabhati und Agnisara bzw. Nauli. Das ist eine gute Kriya-Praxis.
Alle Unreinheiten der Nadis werden auch alleine durch Pranayama beseitigt und bedürfen keiner anderen Mittel.
Vermutlich wird Svatmarama schon Schüler gehabt haben, die die Kriyas nicht mochten.
Er sagt: Du kannst deine Nadis durch Pranayama alleine reinigen. Wenn dir das zu kompliziert ist, ein Tuch zu schlucken, einen Katheder durch die Nase zu führen oder eine Enddarmspülung durchzuführen, mache einfach Pranayama.
Du wirst allerdings beim Pranayama etwas länger brauchen und benötigst mehr Durchhaltevermögen. Vielleicht magst du überdenken, ob du die Kriyas eine Weile lang üben willst. Die Hatha Yoga Übungen, insbesondere Pranayama, werden dadurch sehr viel schneller eine sehr viel bessere und subtilere Wirkungen haben.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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