YVS428 Basti, die Enddarmspülung - HYP II 26-27

  1. und 27. Vers

अथ बस्तिः
नाभिदघ्नजले पायौ न्यस्तनालोत्कटासनः
आधाराकुञ्चनं कुर्यात् क्षालनं बस्तिकर्म तत् ॥२६॥

atha vastiḥ-
nābhi-daghna-jale pāyau nyasta-nālotkaṭāsanaḥ |
ādhārākuñcanaṁ kuryāt kṣālanaṁ vasti-karma tat

atha : nun; vastiḥ : (wird) Basti (erklärt); nābhi : (den) Nabel; daghna : reichend bis an; jale : im Wasser; pāyau : in den Anus; nyasta : eingeführt habend; nāla : (ein) Röhrchen; utkaṭa-āsanaḥ : (in, bzw. der) Hockstellung (befindlich); ādhāra : (des Becken-)Boden(s); ākuñcanaṁ : (das) Kontrahieren, Zusammenziehen; kuryāt : man führe aus; kṣālanaṁ : Waschen; vasti : (ist die) Basti (genannte); karma : (Reinigungs-)Handlung; tad : dieses

Nun die Darmreinigung (Basti): Im Wasser bis zum Nabel, ein Röhrchen in den After eingeführt, in der Hocke, | soll der Yogi den Beckenboden kontrahieren. Diese Reinigung mit Wasser ist die Darmreinigung (Basti)

 

Basti, die Enddarmspülung bzw. Dickdarmreinigung in der Hatha Yoga Pradipika.

Svatmarama schreibt:

Setze dich in ein Gefäß mit Wasser, das deinen Nabel bedeckt, wobei du das Körpergewicht auf den vorderen Teil der Füße verlagerst, die Versen ruhen an den Gesäßbacken. Setze ein kleines Bambusrohr in den After ein. Dann ziehe den Anus-Schließmuskel zusammen, um das Wasser hineinzuziehen, und schüttle das Wasser innerhalb des Bauches gut, verteile es.

 

Das ist die Beschreibung von Basti.

Folgende Wirkungen werden Basti nachgesagt:

Es heilt Milzbeschwerden, die Wassersucht und andere Beschwerden, die von einem Übermaß von Vata, Pitta oder Kapha kommen. Es bringt eine Reinigung des Körpers und der Wahrnehmungskraft. Die inneren Organe werden gereinigt, es kommt zur Schönheit und entfacht das Verdauungsfeuer. Ein Übermaß von allen Doshas wird durch die Praxis der Enddarmreinigung mit Wasser zerstört.

An dieser Stelle lobt er Basti mit großen Tönen. In den Versen 26 bis 28 verwendet er gleich zwei Verse zur Beschreibung und zur Wirkung von Basti. 

 

Wie ist die Durchführung von Basti?

Er beschreibt: Man nimmt ein Gefäß mit Wasser, typischerweise lauwarmes Wasser, eine größere Bütte könnte das durchaus bewirken. Du gehst dort hinein, setzt dich auf deine Fersen. Jetzt würde man ein kleines Röhrchen nehmen, ein Bambusrohr. Dieses Rohr ist in etwa 10 cm lang und wurde zuvor mit Öl eingerieben. Nun wird es in den Anus eingeführt. Anschließend wird das Wasser eingesaugt. Weiterhin findet eine Bewegung auf den Fersen statt, damit das Wasser verteilt wird. Zum Schluss drückt man es wieder hinaus.

Es ist schwer, Basti mit Worten zu beschreiben. Es funktioniert dennoch in der praktischen Umsetzung.  Allerdings ist das Ganze nicht ganz so schön. Nachher hast du einen Trog mit Wasser und den Fäkalien. Den kannst du anschließend hoch heben und im Bad entsorgen. Eventuell benötigst du bei dieser Tätigkeit eine helfende Person, wenn du nicht ganz stark bist. 

Der Vorteil von dieser Art von Basti ist: Es entsteht kein Überdruck. Du saugst es ein, indem du innerlich einen Unterdruck erzeugst. Eventuell geht es sogar, dass du es erst einsaugst. Erst danach trittst du aus deinem Trog heraus und drückst es anschließend auf der Toilette heraus. Das wäre eine Form von Basti, die sehr natürlich ist und die öfters zum Einsatz kommen kann.

Im Westen gibt es eine andere Form von Basti: Das ist die Durchführung mit einem Einlaufgerät. Bei dieser Vorgehensweise hast du typischerweise eine Plastiktasche oder einen Plastikbehälter zu Verfügung. Dieses Behältnis wird aufgehangen. Du füllst es mit Wasser und legst dich auf die linke Seite. Nun führst du das Rohr in deinen Anus ein, beugst die Knie etwas und lässt langsam das Wasser hinein laufen. Dabei gibst du eventuell die Knie etwas vor und zurück, dass ein gutes Einlaufen möglich ist. Wenn du merkst, das entweder der Inhalt dieser Tasche oder dieses Gefäßes sich in deinem Körper befindet, es unangenehm wird, solltest du aufhören. Wenn es noch möglich ist, komme erneut zurück in diese hockende Stellung und bewege dich etwas nach rechts und links. Darauf gehe zur Toilette und entleere dich. Manche müssen, sobald das Rohr herausgezogen ist, schnell die Toilette aufsuchen, damit kein Unglück geschieht. Anschließend ist alles nach draußen befördert worden.

Wenn du Basti mit einem Einlaufgerät machst, solltest du es nicht zu häufig machen. Einmal in der Woche wird in Ordnung sein über ein paar Monate lang. Im Anschluss solltest du es wieder reduzieren. Entweder auf einmal im Monat oder bei einer sich ankündigenden Erkrankung.

Dies war Basti in der Durchführung. In einem Video spreche ich noch vermehrt über diese Reinigungstechnik.

 

  1. Vers

गुल्मप्लीहोदरं चापि वातपित्तकफोद्भवाः
बस्तिकर्मप्रभावेण क्षीयन्ते सकलामयाः ॥२७॥

gulma-plīhodaraṁ cāpi vāta-pitta-kaphodbhavāḥ… vasti-karma-prabhāveṇa kṣīyante sakalāmayāḥ

gulma : krankhafte Anschwellung(en) im Unterleib, Unterleibsgeschwulst(e); plīhan : Milz(vergrößerung), Milz(krankheiten); udaraṁ : (Wasser-)Bauch, (Anschwellungen des) Bauch(es); ca : und; api : auch, sogar; vāta : Vata („Wind“); pitta : Pitta  („Galle“); kapha : Kapha („Schleim“); udbhavāḥ : (Krankheiten, deren) Ursprung (liegt in einer Störung von); vasti : Basti; karma : (der Reinigungs-)Handlung (Karman) ; kṣīyante : verschwinden; sakala : all (diese); āmayāḥ : Krankheiten

Drüsen-, Milz-, Bauch-Erkrankungen und sogar alle Erkrankungen die durch ein Ungleichgewicht von Wind (Vata),Galle (Pitta), Schleim (Kapha) entstehen | werden sicherlich durch die Darmreinigung (Basti) zerstört.

 

Wozu ist dieser Einlauf gut?

Welche Wirkungen hat Basti?

Basti heilt Milzbeschwerden, Drüsenbeschwerden und verschiedene arten von Baucherkrankungen.

Mit dem Begriff „gulma“, sind Drüsenbeschwerden im Unterleib gemeint. Dazu zählen ebenfalls Unterleibsgeschwulste. „Pila“ sind Erkrankungen der Milz und mit „odbhavāḥ“ sind die weiteren Baucherkrankungen gemeint. Den Wasserbauch, oft als ein Anschwellen des Bauches definiert, könnte man mit Luftansammlungen im Bauch vergleichen. Mit „cāpi“ deutet er auf alle weiteren Krankheiten hin, deren Ursprung „odbhavāḥ“ in einem Übermaß von Vata, Pitta oder Kapha liegt.

Der Einlauf zählt zu den wichtigsten Mitteln, um die Doshas wieder in ein natürliches Gleichgewicht, in praktiti, zu bringen.

Dieses führt, wenn es ordentlich praktiziert wird, zu einer Reinigung der Körpergewebe. Das ist Svatmaramas Aussage. Die Reinigungshandlung, die mittels der Verwendung von „jala“, von Wasser durchgeführt wird, führt zu „prasada“, wenn man sie „abhyasyamānaṁ“, regelmäßig praktiziert. In diesem Kontext bedeutet es eine Klarheit und Reinheit der Körpergewebe, „dhātu“. Dein Körper wird gereinigt. Die „indriyas“, die Sinnesorgane, werden ebenso einen Reinigungsprozess erfahren. Die Folge ist ein klareres Wahrnehmen. Schließlich wird „Antaḥkaraṇa“ gereinigt, dein inneres Organ, der Geist.

Manchmal kann ein Einlauf sehr hilfreich sein, wenn du müde bist, bei depressiven Empfindungen oder bei Ängstlichkeit. Dieses Aussage macht deutlich, dass der Körper und die Psyche zusammen hängen.  Manchmal sind psychische Probleme eine Folge von körperlichen Unreinheiten.

Außerdem lodert bei der Durchführung von Basti-Karma das Verdauungsfeuer auf. Dieses wird mit „dahana“ zum Ausdruck gebracht. Es wird mit „verbrennend“, „zu Grunde richtend“ und „versengend“ übersetzt. Das Verdauungsfeuer, „pradīptim“, tritt in Erscheinung und lodert auf. Ein besseres Agni kommt. Der Körper wird anmutiger, strahlender und leuchtender. Schließlich hilft es, dass sämtliches Übermaß aller Doshas überwunden wird.

 

  1. Vers

धात्विन्द्रियान्तःकरणप्रसादं
दधाच् कान्तिं दहनप्रदीप्तम्
अशेषदोषोपचयं निहन्याद्
अभ्यस्यमानं जलबस्तिकर्म ॥२८॥

dhātv-indriyāntaḥ-karaṇa-prasādaṁ
dadhāc ca kāntiṁ dahana-pradīptim… aśeṣa-doṣopacayaṁ nihanyād
abhyasyamānaṁ jala-vasti-karma

dhātu : (der) Körpergewebe („Element, Bestandteil“); indriya : (der) Sinnesorgan(e); antaḥ-karaṇa : (des) inneren Organs; prasādaṁ : Klarheit, Reinheit, Ungetrübtheit; dadhāt : verleiht; ca : und; kāntiṁ : Anmut, Schönheit, Glanz; dahana : (des Verdauungs-)Feuers; pradīptim : (das) Auflodern, Entfachen; aśeṣa : sämtlicher; doṣa : Humore; upacayaṁ : (eine unerwünschte) Zun28. Vers ahme, Vermehrung; nihanyāt : senkt („sollte niederschlagen“); abhyasyamānaṁ : (wenn sie regelmäßig) ausgeführt, praktiziert wird (abhi); ala : (unter Verwendung von) Wasser; vasti : Basti; karma : (die Reinigungs-)Handlung

Es bringt Reinigung für Physis, Wahrnehmungskraft und innere Organe sowie Schönheit und entfacht das Verdauungsfeuer. | Übermaß von allen Doshas wird durch die Praxis der Darmreinigung (Basti) mit Wasser zerstört.

 

Die Wirkung von Basti ist bedeutend, und es ist eine der Übungen, die Svatmarama über alle Maßen lobt. Vielleicht willst du es selbst ausprobieren. Weitere Informationen über Basti findest du auf unseren Internetseiten www.yoga-vidya.de. Dort bekommst du weitere Anregungen und Informationen, wie die  praktische Ausführung erfolgt. 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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