YVS424 Zeichen gereinigter Nadis – HYP II 19-20

  1. Vers

यदा तु नाडीशुद्धिः स्यात् तथा चिह्नानि बाह्यतः
कायस्य कृशता कान्तिस् तदा जायते निश्चितम् ॥१९॥

yadā tu nāḍī-śuddhiḥ syāt tathā cihnāni bāhyataḥ… kāyasya kṛśatā kāntis tadā jāyate niścitam

yadā : wenn; tu : aber; nāḍī : (der feinstofflichen Energie-)Kanäle; śuddhiḥ : (die) Reinheit; syāt : besteht; tathā : so, in diesem Maße; cihnāni : Anzeichen, Zeichen; bāhyataḥ : äußerliche („von außen“); kāyasya : des Körpers; kṛśatā : Schlankheit; kāntiḥ : Anmut, Schönheit, Glanz; tadā : dann; jāyate : entsteht; niścitam : gewiss, sicher

Wenn die Reinigung der subtilen Energiekanäle (Nadi) sich einstellt, dann mit diesen äußeren Zeichen: | Schlankheit und Schönheit des physischen Körpers. Dann war der Yogi sicherlich erfolgreich.

 

 

 

Woran kannst du erkennen dass deine Nadis gereinigt sind? Was sind die Auswirkungen von Pranayama?

Wenn die Nadis gereinigt sind, dann sind die dadurch bedingten Zeichen wahrnehmbar. Das sind insbesondere Schlankheit und Schönheit des physischen Körpers. Dann ist der Yogi ganz sicher erfolgreich. Nadis bedeuten die Energiekanäle und Shuddi ist die Reinheit.

Dann gibt es tatsächlich (tata) Anzeichen (chena). Diese Anzeichen sind äußerlich sichtbar. Es sind äußere (bhaya) Zeichen. Das heißt zum einen der Körper (krishyata) bekommt eine krisha, eine Schlankheit. Zudem hat er Anmut, Schönheit und Glanz (kanti).

Es erscheint wie ein Werbespot von Svatmarama, wenn er sich auf Schlankheit bezieht, denn es gibt auch dickere Yogis. Wenn man sich den Text genau ansieht, dann steht dort krishyata, das man mit Schlankheit, doch auch mit Anmut übersetzen kann. Kantis bedeutet Schönheit und Glanz. Wenn Prana und Nadis vorhanden sind, gibt es ein Glänzen und Leuchten. Eventuell ist es eher ein Leuchten des Pranas. Man sieht den Menschen an, die eine sattwige Ernährung haben, Asanas praktizieren, Meditation üben und jeden Tag Wechselatmung von 20 Minuten über mindestens 3 Monate lang geübt haben. Sie haben einen Glanz, ein Strahlen, eine Leichtigkeit in ihrem Auftreten. Krisha heißt Leichtigkeit. Das Ansehen dieser Menschen ist von einer Leichtigkeit, einer Subtilität, einem Strahlen und Leuchten geprägt.

Wenn du eine Weile praktiziert hast, dann spürst du dieses Gefühl. Menschen die einmal praktiziert haben und wieder davon abgekommen sind, wissen, dass es sich anders anfühlt. Wenn du Menschen begleitet hast, die üben, dann spürst du, wenn shuddi, die Reinheit, da ist. Man merkt, wenn die Menschen dort wieder hinauskommen. Sie fühlen sich grobstofflicher an. Die Leichtigkeit und das Leuchten, das durch Pranayama kommt, fehlt ihnen.

 

  1. Vers

यथेष्टं धारणं वायोरनलस्य प्रदीपनम्
नादाभिव्यक्तिरारोग्यं जायते नाडिशोधनात् ॥२०॥

yatheṣṭaṁ dhāraṇaṁ vāyor analasya pradīpanam… nādābhivyaktir ārogyaṁ jāyate nāḍi-śodhanāt

yathā-iṣṭaṁ : nach Belieben („wie gewünscht“); dhāraṇaṁ : (das) Anhalten; vāyoḥ : des Atems, von Prana („Windes“); analasya : des (Verdauungs-)Feuers; pradīpanam : (das) Auflodern, Entfachen; nāda : (des inneren, „unangeschlagenen“) Klang(es); abhivyaktiḥ : (das) Offenbarwerden, Erscheinen; ārogyaṁ : Gesundheit („Nichtkrankheit“); jāyate : entsteht; nāḍi : (der feinstofflichen Energie-)Kanäle; śodhanāt : aufgrund der Reinigung

Willentliches Anhalten des Atems, Beruhigung der Verdauung, | Manifestation des göttlichen Klangs (Nada), Freiheit von Krankheiten entstehen aus der Reinigung der subtilen Energiekanäle (Nadi).

 

Die Wirkung von Nadi Shodana besteht darin, dass man sich leicht und strahlend fühlt, wie im 19. Vers geschrieben wird.

Im 20. Vers steht, die Wirkung von Nadi Shodana, der Wechselatmung, ist ein längeres Anhalten der Atmung. Dieses erfolgt schrittweise. Man könnte daraus interpretieren, dass man vayu, das Prana, beliebig hoch halten kann.

Jemand der regelmäßig Wechselatmung übt, wird sein Prana hoch halten können, wenn er in eine tumulthafte Umgebung kommt, wie in der U-Bahn, auf dem Marktplatz, im Krankenhaus. Andere spirituelle Praktiken können zügig Prana erhöhen. Sie verschwinden aber zügig wieder. Wer die Wechselatmung übt, kann sein Prana halten, wenn er in einer Umgebung ist, die nicht viel Prana enthält.

Beim intensiven Pranayamaüben sollte eine sattwige Umgebung vorgezogen werden. Wenn du nachher wieder in die Welt hinein gehst, spürst du Dharanamvayu, die Ruhe des Pranas. Du erfährst Dharana, eine gewisse Konzentrationsfähigkeit. Die zweite Wirkung von Pranayama ist die Entstehung des Verdauungsfeuers, pradipana, welches aufleuchtet. Anala bedeutet Verdauungsfeuer, welches entfacht wird. Dipana bedeutet „Licht“, pradipana ist das „Leuchten“. Demnach hilft die Wechselatmung deinem Agni, deinem inneren Feuer.

Weiterhin wird der Zustand von „arogia“(ohne Krankheit) offenbart. Wechselatmung wirkt gegen alle möglichen Krankheiten. Dies sind gute Gründe, die Wechselatmung zu üben. Du wirst dich leicht fühlen, du wirst vom Bauch aus leuchten und strahlen. Du kannst dein Prana halten und innere Klänge hören, was die Meditation erleichtert. Du wirst gesund sein.

Zusammengefasst bedeutet dies mit anderen Worten: Übe Pranayama!

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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