Einführung in das 2. Kapitel der Hatha Yoga Pradipika
Es folgt eine kleine Wiederholung zur Hatha Yoga Pradipika, welche mit „Licht auf Hatha Yoga“ übersetzt werden kann. Pradipika ist das Licht, die Leuchte und Lampe über Hatha Yoga, der Yoga der Übung. Das Wort Hatha kann auf verschiedene Weise übersetzt werden. Eine der vielen Übersetzungen wäre: Bemühung, Übung und Praxis.
Im Hatha Yoga geht es um Praxis. Es beinhaltet das Üben. Die Hatha Yoga Pradipika hat vier Kapitel. Im ersten Kapitel geht es, wie zuvor ausführlich geschrieben wurde, um die Voraussetzungen des Hatha Yoga und um die Asanas. Es beinhaltet zudem Empfehlungen zur Yoga Ernährung.
Im 2. Kapitel geht es um drei Hauptthemen.
- Theorie des Prana
Svatmarama beschreibt:
Was ist Prana?
Wozu dienen die Atemübungen?
Warum sollte man Pranayama üben?
Er beschreibt Sinn und Zweck der ganzen Atemübungen.
- Kriyas
Zweites Thema des zweiten Kapitels sind die Kriyas, die Reinigungsübungen. Er beschreibt die Shatkriyas, die sechs großen Reinigungsübungen und eine weitere.
Das Hauptthema des 2. Kapitels ist Pranayama.
Ich bin der Annahme, das zweite Kapitel der Hatha Yoga Pradipika ist das wichtigste aller vier Kapitel. Bei Yoga Vidya beruht unsere ganze Lehre des Pranayama auf dem 2. Kapitel der Hatha Yoga Pradipika.
Im 1. Kapitel kann man sagen, die Grundlagen, die Ernährungsrichtlinien sind mehr für den Inder des indischen Mittelalters geeignet gewesen. Diese muss man an die heutige Zeit anpassen. Die Asana Verse des 2. Kapitels sind sehr kryptisch geschrieben. Es werden einige Asanas mit ihrer Wirkung beschrieben. Wenn du die Asanas üben willst, brauchst du eine gute Anleitung und Einweisung von erfahrenen Yogalehrern oder Yogalehrerinnen. Eine typische Asanapraxis wird sehr viel mehr Asanas erfordern. Des Weiteren kommen noch andere Asanas hinzu, die Svatmarama im 1. Kapitel nicht hineinbringt.
Das 2. Kapitel beinhaltet alles, was du als spiritueller Aspirant, der an einer ernsthaften Pranayama und Asanapraxis interessiert ist, wissen musst. Er beschreibt Kapalabhati als wichtigste reinigende Atemübung und die Wechselatmung, als die wichtigste Übung zur Reinigung der Nadis für die Konzentration. Zudem beinhaltet dieses Kapitel die acht Mahakumbhakas, die acht großen Atemübungen. Svatmarama nennt die Atemübungen Kumbhaka. Kumbhaka heißt wörtlich „Atem anhalten“. Eigentlich bedeutet das Wort ursprünglich in der korrekten Übersetzung „Gefäß“. Kumbhaka ist das, was man im Gefäß, im Körper hält. Wenn Svatmarama über Kumbhaka spricht, dann sind das in diesem Fall die Atemübungen, auf die er eingeht. Die acht Atemübungen, die du nach der Wechselatmung üben kannst, werden beschrieben und zusammen mit ihren Wirkungen dargestellt. Er nennt sowohl die Wirkungen auf das Prana als auch die Ayurvedawirkung auf die Doshas, Agni und Ama und deren Wirkung auf den Geist.
Svatmarama beschreibt weiter die Shatkriyas, die sechs Kriyas. Die Kriyas sind bei Yoga Vidya eine Grundlage. Wir beziehen uns auf diese Lehren über die Kriyas.
Natürlich orientieren wir uns bei Yoga Vidya nicht nur anhand der Hatha Yoga Pradipika. Bei uns finden viele Einflüsse aus verschiedenen Traditionen zusammen. Ich habe von meinem Lehrer, der ein großer Experte in der Hatha Yoga Pradipika war, gelernt. Diese Yogaübungen habe ich selbst sehr gründlich gelernt, praktiziert und gelehrt.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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