- Vers
सुस्निग्धमधुराहारश्चतुर्थांशविवर्जितः ।
भुज्यते शिवसम्प्रीत्यै मिताहारः स उच्यते ॥६०
susnigdha-madhurāhāraś caturthāṁśa-vivarjitaḥ… bhujyate śiva-samprītyai mitāhāraḥ sa ucyate
su-snigdha : schön mild, weich, feucht, im Ayurveda bedeutet snighda ölig, fetthaltig); madhura : (und) süß; āhāraḥ : Nahrung; caturtha* : (wobei der) vierte; aṁśa* : Teil; vivarjitaḥ : (des Magens) frei, leer (bleibt); bhujyate : (die) gegessen wird; śiva : Shiva; samprītyai : zur Freude (von), für die Befriedigung (von), aus Liebe (zu); mita-āhāraḥ : maßvolle Ernährung („Nahrung“); saḥ : das, dies; ucyate : wird genannt
Bekömmliche, süße Nahrung, [bei der] ein Viertel [des Magens] leer [bleibt], | [und die] achtsam verzehrt wird, das wird moderate Ernährung (Mitahara) genannt.
*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda zitiert einen Vers, der besagt, dass zwei Teile (des Magens) mit fester Nahrung (Anna) gefüllt werden sollen, ein Teil mit Wasser (Toya), und der vierte Teil soll für die Luft bzw. die „Bewegungen des Windes“ (Vayu) frei bleiben.
Svatmarama schreibt:
„Eine maßvolle Ernährung bedeutet, eine wohlschmeckende und süße Nahrung zu sich zu nehmen, ein Viertel des Magens frei zu lassen und die Handlung Shiva zu opfern.“
Von diesem Vers gibt es wieder verschiedene Kommentare. Es heißt zum einen, dass die Nahrung maßvoll sein soll sein, „susnigdha“.
Im Ayurveda spricht man unter diesem Aspekt von einer etwas fetthaltigen Nahrung. Die Konsistenz ist weich, feucht und mild. In einem anderen Kontext heißt „su“, einfach „gut“ und „snigdha“ kann man übersetzen mit „schmeckend“. „Susnigdha“ ist wohlschmeckend.
Bei aller Entsagung soll die Nahrung gut schmecken. Weiter geht es mit dem Wort „Madhura“. Dies bezieht sich auf eine süße Nahrung. Bevor du jetzt anfängst, dir jede Menge Schokolade einzuverleiben, muss man dazu sagen, wenn Svatmarama von süß spricht, dann meint er tatsächlich dies eher vom Ayurvedagesichtpunkt her.
Im Ayurveda gibt es verschiedene Geschmacksrichtungen. Eine der Geschmacksrichtung ist süß. Normalerweise würde man sagen, man sollte alle Geschmacksrichtungen in einer Mahlzeit oder über den Tag verteilt haben. Im Hatha-Yoga wird insbesondere die süße Geschmacksrichtung besonders bevorzugt. Mit süß sind keine Süßigkeiten gemeint. Man geht nicht vom modernen Industriezucker usw. aus. Das wird man eher als rajassig einordnen, als unruhig machend.
Sattwig bedeutet in dieser Hinsicht die Süße des Obstes oder das etwas süßlich schmeckende Getreide, wenn du es ausreichend kaust. Dazu zählen auch bestimmte Gemüse- und Salatsorten. Die sind alle eher süßlich. Im Hatha Yoga würde man dir empfehlen, nicht zu scharfe, nicht zu salzige, nicht zu bittere und nicht zu saure Nahrung zu dir zu nehmen. Die süße Geschmacksrichtung ist für die Zeit der intensiven Asana- und Pranayama-Praxis hilfreicher als die anderen.
Bei bestimmten Beschwerden, wenn zu viel Kapha besteht, solltest du die süße Geschmacksrichtung eher meiden. In diesem Fall geht die Nahrung eher in Richtung scharf. Dies ist allerdings ein anderes Thema.
Svatmarama geht davon aus, dass der Hatha Yoga Pradipika Leser sich etwas im Ayurveda auskennt. Er ist des Wissens, dass damit bestimmte Nahrungsmittel gemeint sind, die man essen sollte und die diese ayurvedische Qualität von susnigdha und madhura miteinander verbinden.
Wenn du es dir einfach machen willst, schaue nach, was sattwige Ernährung im Yoga heißt. Gehe aber dabei etwas eher in Richtung süß und weniger in salzig, sauer, bitter oder scharf.
Dann sagt er, dass ein Viertel des Magens freigelassen werden soll. Man sollte nicht zu viel essen. Die allgemeine yogische Regel ist, den Magen zur Hälfte mit fester Nahrung zu füllen. Ein Viertel sollte der Magen mit Flüssigkeit gefüllt sein und ein Viertel sollte frei gelassen werden. Die Hälfte an fester Nahrung bedeutet in etwa den Inhalt, was in zwei hohle Hände hineingeht. Wenn du die Hände aneinander gibst, ist der Inhalt das, was das Volumen des Magens wäre. Die Menge der festen Nahrung, die du essen solltest, ist die, die du auf die flachen Hände geben könntest. Ein 0,25 Liter Glas warmes Wasser vor oder nach dem Essen wäre der flüssige Viertel Anteil. Der restliche Teil wird frei gelassen. Diese Aufteilung ist gesünder, sowohl für den physischen Körper als auch für die Psyche.
Die Psyche wird erhoben durch die Auswahl der Nahrung und die Menge. Für die Praxis des Yoga ist es hilfreich.
Swami Sivananda sagt zum Beispiel an einer Stelle: „Iss immer nur soviel, dass du ein klein wenig hungrig bleibst. Das ist besonders gesund.“
Dann heißt es, man soll es dem Shiva widmen. Die Erläuterung dazu ist, widme deine Taten Shiva, bedeutet: Spreche zu Gott und widme es anschließend Gott. Es ist nicht nur wichtig, was du isst, sondern wie du es isst. Es ist gut, vor dem Essen und nach dem Essen ein Gebet zu sprechen und beim Essen dankbar zu sein.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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