Wann kannst du Samadhi erreichen? Wer kann Samadhi erreichen? Warum gibt es Menschen, den es leichter fällt, Samadhi zu erreichen? Warum brauchen manche Menschen viel spirituelle Praxis? Bei denen es trotzdem lange dauert, um auf den Weg Fortschritte zu machen.

Zum 1. Kapitel vom Yoga Sutra. Patanjali 1 Kapitel 19 Vers

  1. बवप्रत्यमो णवदहे प्रकृ णतरमानाभ ॥् १९॥

bhavapratyayo videhaprakritilayanam

Asamprajnata Samadhi kommt von Geburt an zu denen, die früher Körperlosigkeit oder Verschmelzung mit Prakriti erlangt haben.

Wenn wir die großen Gottverwirklichten anschauen, wie z.B. Swami Sivananda oder Ramana Maharshi, Ananda Mayi Ma oder andere, dann stellen wir fest, dass sie zügig zur Verwirklichung gekommen sind. Oder es gibt andere, die haben sich sehr lange bemüht.

Swami Sivananda war wahrscheinlich 20 Jahre intensiv auf dem spirituellen Weg, bevor er die Gottverwirklichung erreicht hat. Ramana Maharshi ist fast darüber gestolpert. Es heißt, das Anandamayi Ma schon von Geburt an, vollkommen war, nur eine  Periode von Sadhana lila hindurchgegangen ist. Also von einem Spiel Lila, von spirituellen Praktiken.

Warum kommen andere Menschen zügig zu Samadhi?

Wir kommen dann zu Asamprajnata Samadhi, wenn wir schon in früheren Leben, viel erreicht haben.

So sagt er Bhava, letztlich der Ursprung, die Geburt kann die Ursache sein, für Samadhi. Baba, Geburt kann  Prajnata sein, Ursache für Asamprajnata Samadhi. Das heißt aus einer früheren Inkarnation.

Krishna sagt das auch im 6. Kapitel der Bhagavad Gita, wo er Arjuna auch fragt: „Was, wenn ich die Gottverwirklichung nicht in diesem Leben erreiche. Ich bemühe mich intensiv, aber erreiche sie nicht, bin ich dann verloren.“ Da sagt Krishna: „Nein, keine Anstrengung in diesem Leben ist vergebens. Was auch immer du in diesem Leben machst, selbst wenn du nicht Nirvikalpa Samadhi erreichst, im nächsten Leben wirst du zügig dahin geführt.“

Und vielleicht, wenn du über dein Leben nachdenkst, wirst du feststellen, dass es eine Phase in deinem Leben gab, wo der spirituelle Fortschritt schnell ging. Fast wie von selbst. Yogis würden sagen, das war die Zeit, wo du schnell das in Kürze erlebt hast, was du in einem früheren Leben, systematisch dir erarbeitet hast. Irgendwann stellst du fest, jetzt ist der Fortschritt langsamer.

Dann bist du dort angekommen, wo du in einem früheren Leben gewesen bist. Jetzt gilt es weiter zu praktizieren. Oder angenommen, du warst in deinem früheren Leben, fast verwirklicht. Dann kann es sein, dass du in diesem Leben nur geboren zu werden brauchst. Und zügig kommst du in Samadhi.

Als zweites sagt er hier: „Videha“ Videha bedeutet körperlos. Jivanmukti, lebendig befreit, lebendige Befreiung und der Jivanmukta ist der, der die lebendige Befreiung hat. Jivan, der lebt und Mukti, der zur Befreiung kommt. Es gibt auch die Möglichkeit zu Asamprajnata zu erlangen, Videha (ohne Körper). Deha heißt Körper und vi heißt ohne oder anderer Körper.

So ist es auch möglich, dass du zu Asamprajnata Samadhi kommst, nach diesem Leben. Wenn du in diesem Leben recht weit warst,  aber noch nicht die Vollkommenheit erlangt hast, dann kannst du nach diesem Leben, die  letzten Schritte gehen.

Es heißt z. B. dass es wichtig ist, im Moment des Todes, spirituelle Gedanken zu haben.  Wenn deine letzten Gedanken an deine Verwandten, Hinterbliebenen oder die dir voraus gegangen sind und den Körper verlassen haben. Dann wirst du in der Astralwelt deine Verwandten treffen und im nächsten Leben, wieder mit ihnen inkarnieren.

Wenn die letzten Gedanken an deinen Besitz sind, dann wirst du in deinem nächsten Leben, in eine Umgebung geboren werden, wo Besitz wichtig ist. Wenn der letzte Gedanke deine Katze ist, wirst du in eine Umgebung hineingeboren, wo Katzen wichtig sind.

Wenn deine letzten Gedanken, Gedanken an Gott sind, ein Mantra, oder ein Gebet, dann kann es sein, dass du nach dem physischen Tod weiter voran schreitest. Dass du dann in die höchsten Ebenen geführt wirst, Videha Mukti erreichst, die Befreiung ohne Körper.

Dann spricht er noch von Prakriti Layanam. Prakriti Layanam heißt Verschmelzung mit der Prakriti.

Es gibt auch die Möglichkeit, das du statt zu verschmelzen mit Purusha, verschmelzt mit der Prakriti. Im vorherigen Vers hat er auch von Savichara und Savitarka gesprochen. Das kann auch heißen das du anstatt mit Purusha, dem Bewusstsein zu verschmelzen, irgendwann merkst, du bist das Bewusstsein hinter der ganzen Natur. Du hörst auf als Individuum zu existieren und anstatt mit Bewusstsein zu verschmelzen, verschmilzt du mit der Prakriti an sich. Aus  dieser Verschmelzung mit der Prakriti kann dann auch Moksha entstehen oder Kaivalya bzw. auch Asamprajnata Samadhi.

Wenn du aufhörst als Individuum dich zu identifizieren, wenn du stattdessen verschmilzt mit der Prakriti, wirst du irgendwann aus der Prakriti heraus kommen. Und so in Nirvikalpa Samadhi oder Asamprajnata Samadhi kommen.

Es gibt im Buddhismus z.B. das Bodhisattwa Gelübde, das Gelübde sich so lang zu inkarnieren, bis alle die Befreiung erreicht haben. Es führt dazu, dass du aufhörst an dich selbst zu denken. Wenn du aufhörst an dich selbst zu denken, entsteht ein unglaubliches Mitgefühl mit Allem. Dann passiert das von selbst, dass du Nirvana, die Erleuchtung erlangst.

Das waren einige Verse über Samadhi bzw., über Samadhi von Geburt oder durch Verschmelzung mit Prakriti oder Videha.

Dies ist ein Vortrag der Raja Yoga Reihe aus der Patanjali Yoga Sutra Reihe. Dies ist ein Vortrag im Rahmen der 2 jährigen Yogalehrerausbildung.

Ich habe ein Buch geschrieben „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von Heute“, darin findest du mehr Kommentare zu diesem Vers.

Das nächste Mal beziehe ich mich auf die Verse 21-22, dort geht es um die Wichtigkeit, des intensiven Strebens nach Vollkommenheit.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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