YVS196 Devanagari Vokal-Ligaturen

Was ist eine Ligatur?

Aus mehreren Buchstaben wird ein Buchstabengebilde. Im Deutschen kennen wir das auch, insbesondere im Althochdeutschen wie z.B. das deutsch ä, das aus zwei Buchstaben gebildet wird, dem a plus e.

In alten Druckschriften aus dem Bleisatz werden das a und das e eng verbunden gesetzt. Das althochdeutsche e wurde zu zwei Strichen, die man über das a setzte. So wurde das a und das e zu einer Ligatur zusammengefügt und der Umlaut ä ist eine Ligatur aus a und e.

Das deutsche ß setzt sich aus zwei übereinander geschriebenen Buchstaben zusammen, die zu der Ligatur ß zusammen gefügt werden. In der deutschen Schrift gab es eine faszinierende Entwicklung, in der manche Doppel-s weiterhin als ss geschrieben wurden, während andere zur Ligatur ß wurden.

Die Inder waren mit ihren Ligaturen noch sehr viel radikaler. Sie haben vor allem sparsam schreiben wollen. Früher haben die Inder auf Palmblätter geschrieben, ein sehr komplexer Prozess. Das Palmblatt muss zuerst einmal stabilisiert werden. Die Buchstaben werden in das Blatt hinein geritzt und mit Tinte gefüllt, ein aufwändiger Prozess. Die Ligatur ist eine Möglichkeit, platzsparend zu schreiben. So entstand die Idee, dass im Konsonantzeichen der Vokal a enthalten ist.

Da im Sanskrit über 50 % der verwendeten Vokale ein a sind, macht es Sinn im Konsonantzeichen selbst das a enthalten zu lassen. 

Das Schriftzeichen b wird zu ba. Willst du das b ohne a ausdrücken, müsstest du es mit einem Strich von unten einbringen, um das a zu eliminieren. Im Grundzeichen ist das a schon enthalten.

Alle anderen Vokale, die auf einen Konsonanten folgen, werden verkürzt hinter dem Konsonanten geschrieben. Angenommen du wolltest „aba“ schreiben, kommt nach dem a-Zeichen das ba-Zeichen.

Für die anderen Vokale musst du dir merken, was man hintendran oder drunter setzt oder sogar vorne dran. Bei dem Grundkonsonant b ist das a automatisch enthalten. Ba plus ba wird zu baa. Mit einer Eselsbrücke, die nicht immer stimmt, kann man sagen, das, was aus dem kurzen Vokal den langen Vokal macht, den setzt man irgendwo dran und dann ist da der lange Vokal.

Dieses ist sehr eigenartig: Wenn du den langen Strich mit dem Kringel vor den langen Konsonanten setzt ist es das kurze i, das vor dem Konsonanten ausgesprochen wird. Es ist die einzige Ausnahme, wo etwas davor, erst danach ausgesprochen wird. So ist es bi, wenn es von hinten kommt ist es bii.

Das kurze u wird mit einem Kringel drunter gesetzt. Ein u mit Kringel ist bu, der Kringel andersherum ist das lange u in buu.

Der kleine Kringel ist das bri. Der Doppelkringel ist brii.

Es gibt zwei Möglichkeiten, bri zu sagen. Man kann es hinter den Konsonanten setzen. Eine weitere Möglichkeit ist, es darunterzusetzen. Das ist mit Computerschrift nicht möglich. Beim bri entfällt der senkrechte Strich, durch den zusätzlichen Kringel wird es zu brii. Bi ist mit Querstrich von oben. Bei ist zwei Querstriche von oben. Bo ist der lange Strich, plus der Querstrich von oben. Bau der lange Strich und zwei Striche von oben.

Ein Punkt drüber ist bam. Zwei Punkte danach ist ba. Am Ende des Satzes wird es zu baha. 

Das gilt für alle Konsonanten. Du kannst einen beliebiges Konsonantzeichen machen. Ein Strich hinter dem Konsonantzeichen wäre ba, dieses Zeichen davor und darüber bi, dahinter dann ii usw..

Jetzt kannst du eine Ligaturübung machen. Du hast einen Konsonanten und dahinter verschiedene Vokale. Im Devanagari-Übungsbuch steht das ganze Sanskrit-Alphabet wie auch die kombinierten Vokale, also die Vokal-Ligaturen.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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