YVS177 Der Aufbau von Sanskrit Wörtern

Wie sind Sanskrit Wörter aufgebaut, woraus bestehen sie? Wie kannst du zum Beispiel die Bedeutung eines längeren Sanskrit Wortes eruieren?

Das Wort Sanskrit heißt eigentlich gut zusammengesetzt. „krita“ gut tun und „san“ hält etwas zusammen. Sanskrit ist also was gut zusammengesetzt ist. Sanskrit besteht aus sogenannten Verbalstimmen die sogennanten „datos“.

Im Ayurveda kennst du das vielleicht, „datos“ sind die Grundlagen aus denen der Körper besteht, sieben „datos“. Im Sanskrit gibt es etwa 2000 Verbalwurzeln. Das sind einsilbige Wörter, die etwas mit "tun" haben. Zum Beispiel „kri“ heißt tun. Aus diesem „kri“ sind Begriffe entstanden sind wie Krya, Karma oder Sanskrit. Das ist die Verbalwurzel. Dann kannst du etwas davor setzen, das ist das sogenannte Präfix, prä heißt davor und fix hat etwas mit tun zu tun, also was davor ist. Das was man hinten dran setzt ist das so gennante Suffix.

Die Sanskrit Wörter haben auch Endungen, denn es wird dekliniert. Das heißt wie im deutschen „der Hut“ und „des Hutes“ oder „der Hund“ und „dem Hunde“ und „den Hunden“ und so gibt es im Sanskrit Deklination, Konjugation, Singular, Plural, es gibt auch noch den Dual. Das heißt es gibt eine andere Endung ob es eine, zwei oder mehr Personen sind.

Zusammengefasst bedeutet das, es gibt im Sanskrit fast immer eine Verbalwurzel „dato“, dieses gilt als erstes herauszufinden. Dann Präfix, die Vorsilbe und Suffix die Nachsilbe und was von dem Wort ist die Endung.

Dieser Grundaufbau von Sanskrit Wörtern ist auch im Deutschen so. Z. B. Aufbau, es gibt als erstes bauen, bau, Präfix auf. Dann kann man auch noch seinen Aufbau regeln. Dann ist also als erstes auf, Präfix, bau die Wurzel des Wortes. Man könnte auch sagen aufbauten, ten hat dann was mit dem Plural zu tun und es ist außerdem auch noch ein Suffix.

Gehen wir gleich zu einem Wort „viyaranakasia“. Das ist ein etwas längeres

 Wort, das heißt es sind verschiedene Weisen herausgebildet. Das heißt im Grunde genommen, der Aufbau von Sanskrit Wörtern wird als „viyaranakasia“ bezeichnet. Das ist in der Sanskrit Grammatik ein eigenes Kapitel, das sich „viyaranakasia“ nennt. Wie ist dieses Wort aufgebaut? Es gib als erstes eine Verbalwurzel „diskri“ und dies kann auf verschiedene Weisen verändert werden. Dann gibt es erst einmal die Grundwurzel und sogenannte „gunnas“, die verschiedenen Stufen. „Kri“ kann in bestimmten Kontexten zu „kar“ werden, es gibt verschiedene Stufen. Dann gibt es ein Präfix „vi“ heißt unter anderem auseinander, in verschiedener Weise.

Es gibt auch „sankalpa“, „vikalpa“ , in einer bestimmten Weise. „Jnana“ ist z. B. Wissen „vijnana“ ist das andere Wissen. So gibt auch hier „vi“. Dann gibt es ein zweites Präfix. Es kann auch mehrere Präfixe haben. Es gibt das lange „a“ das heißt unter anderem. Wichtig zu wissen ist, das „a“ kurz gesprochen ist immer das Gegenteil. Z. B. „Jnana“ ist Wissen „Ajnana“ ist Unwissen. „Vidya“ ist Weisheit und „avidya“ ist Unwissenheit.

Es gibt auch „nanda“ das heißt Freude und „ananda“ ist die besonders große Freude oder was zu dieser Freude hinführt. So muss man wissen, ist es ein kurzes „a“ am Anfang, das kann dann das Gegenteil heißen oder ein langes, das kann hinführend sein. Sofern das a ein Präfix ist. Denn es gibt eine Menge Wörter die mit „a“ beginnen, ohne das es ein Präfix ist. Meistens ist es allerdings ein Präfix, entweder kurz, dann ist es das Gegenteil oder lang, dann heißt es hinzu.

Hier gibt es also „viyaranakasia“ es gibt „vi“ und „a“ und das „i“ wird zu „y“ weil dort ein „a“ folgt. Ein anderes Mal werde ich über die Sandhiregeln im Sanskrit etwas sprechen. Also das „vi“ wird zu „viya“ dann ist hier „kr“ das wird zu „kar“ also „viyakar“ und dann kommt das Suffix und das ist „ana“ das am Schluss hinzu geführt wird und heißt hier Handlung, Zustand, Mittel, Werkzeug. Daraus entstehen neutrale Nomina, also Substantive, Neutrum „das“. Deshalb ist es das „viyaranakasia“.

Dann gibt es noch eine Endung „sia“ ist eigentlich die Genitiv Endung von „a“ Stimmen. Das bezeichnet die Herkunft von etwas. Also „viyaranakasia“ heißt, das in verschiedene Weise heranbilden und ist dann Suffix, was zusätzlich eine Handlung ist und was die Herkunft ist in der Grammatik. Also ist die wörtliche Bedeutung ist in verschiedene Weise heranbilden.

So ähnlich kannst du viele verschiedene andere Wörter sehen z. B. Gibt es das Wort „suguna“, „su“ heißt gut also Präfix, „guna“ heißt Eigenschaft also gute Eigenschaft. Für „guna“ gibt es wieder eine Verbalwurzel. Wo eine Endung ist, wird aus dieser Verbalwurzel, letztlich ein Substantiv. Man kann auch sagen „prakriti“, dort gibt es auch „pra“ als Präfix, „kri“ ist die Verbalwurzel und „ti“ als Suffix.

Das Wort „sanskrita“ bedeutet zusammengesetzt, kultiviert, gereinigt. Es bezieht sich unter anderem auf die korrekte Bildung dieser Sprache. In der die ältesten indoeuropäischen Texte ( die als offenbart geltende) Veda verfasst sind. Die Sprache wurde später auch „devavani“ die Sprache der Götter genannt. Um die vedischen Texte in ihrem Wortlaut zu erhalten, unterrichteten indische Wissenschaftler bereits vor 3000 Jahren Phonologie, die Aussprachelehre, Etymologie, die Herkunft der Worte. Sie unterrichteten Grammatik ,wie die Wörter miteinander in Verbindung stehen und Metrik, das heißt die Längen und die Kurzen, letztlich wie auch Gedichte aufgebaut sind.

In der Grammatik des Parnini, der auch manchmal mit Patanjali identifiziert wird (der im 5. Jahrhundert v. Chr. gelebt hat) erfährt man unter anderem, nach welchen Gesetzen einzelne Elemente der Wörter aneinander gefügt wurden oder werden. Die ältesten grammatikalischen Werke sind tatsächlich die Sanskrit Grammatik. Die europäische Sprache die sich im 19. Jahrhundert stark  systematisiert hat durch Sprachwissenschaftler, haben sich stark  an den Sanskrit Grammatiken orientiert. Man kann sagen die westliche Linguistik die im 19. Jahrhundert zur Wissenschaft wurde, hat sich sehr stark inspirieren lassen von den Sanskrit Grammatiken aus dem 1. Jahrtausend v. Chr.

Im Zentrum steht also die Verbalwurzel, der noch nicht zerlegbare bedeutungstragende Kern des Wortes, Suffix als Vorsilbe, Präfix als Nachsilbe und die Endungen mit deren Bedeutungsdifferenzierung.

Es gibt noch eine zweite Weise wie man Sanskrit zusammensetzt. Das sind die sogenannten Komposita. Man kann nicht nur eine Verbalwurzel mit Präfix und Suffix mit Endung je nach grammatikalischem Fall und Verben, Konjugation oder Vergangenheit, Gegenwart, aktiv, passiv, singular, plural bilden.

Zusätzlich gibt es Komposita also Wörter die aus mehreren Wörtern bestehen. Die Deutschen sind quasi Spezialisten im Bilden von Komposita wie auch im Sanskrit. Z. B. Kann man sagen, Stellung, Yogastellung und Yogastellungsansage oder Yogastellungsansagenkorrektur, Yogastellungsansagenkorrekturspezialist. So könnte man es machen. Man könnte auch sagen Restmüllbeseitigungbehälterentlehrungstage. Wir können im Deutschen sechs Wörter aneinander reihen. Das gibt es in anderen Sprachen nicht z. B. Im Englischen macht man nicht so viele Komposita.

Im Sanskrit werden meistens zwei Wörter aneinander gereiht. Es gibt allerdings auch mehr Möglichkeiten, Wörter aneinander zu reihen. In der Sanskrit Grammatik werden dann die verschiedenen Weisen gesehen, wie man Wörter aneinander reiht. Als Beispiel „tvandva“, „tatposha“, „parmadahana“, „dyigoprabovihi“, „avjajebhava“ und „amredita“. „Tvandva“ heißt Aneinanderreihung z. B. wie im deutschen schwarzweiß. Dann ist das schwarz und weiß. Oder „bhutagana“, „bhuta“ kann man als Geister wiederholen und „gana“ als Heerscharen, das sind zwei verschiedene Astralwesen. Ganesha als „bhutaganadisevita“, er hat die Dienerschar der „bhutas“ und „ganas“. Also „tvandva“ wörtlich die Zweiheit heißt, einfach die zwei, die gleichberechtigt nach einander folgen.

Dann gibt es als zweites so genanntes „tatpurusha“, Seeadler das ist keine Zusammensetzung von See und Adler sondern der Adler der See. Hier ist der eine dem anderen untergeordnet. So wie „umasutha“, „sutha“ der Sohn der „uma“ der Frau von Shiva. „Umasutha“ ist auch ein Name von Ganesha.

Dann gibt es „ karmadanaya“, das eine Wort charakterisiert das Andere. Wie z. B. Blaumeise,  das Wort blau charakterisiert die Meise. Sowie „shubravastra“ das ist die weiße Kleidung, „shubra“ ist weiß, „vastra“ ist Kleidung. Sarasvasti hat „shubravsastra“, weiße Kleidung.

Dann gibt es auch noch „dviko“, der Zehnkampf, das ist die Gruppe der zehn Kämpfe. So gibt es auch „chaturiyoga“ das heißt die vier Zeitalter, also eine Gruppe „chatur“ für die Vierheit von Zeitaltern.

Dann gibt es „bahurvihi“, das ist, dessen Kehlchen rot ist, Rotkehlchen. Das „mahamati“ gibt es dessen Denken „mati“, „maha“ groß ist. Oder es gibt „avjavebhava“ hat etwas mit Adverb zu tun, dort ist also Ostwärts und „jatashakti“, „shakti“ Kräfte „jata“ nach, also nach Kräften. Dann gibt es noch „amredita“ das heißt z. B. Tag täglich, von Tag zu Tag.

Ich weiß, es ist nicht ausreichend, um dir diesen Unterschied klar zu machen. Ich will dir nur zeigen, wie verschiedene Wörter aneinander gereiht werden können. Das geht im Deutschen und auch im Sanskrit. Die Sanskrit Grammatiker aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. hatten sich schon die Mühe gemacht, genau zu schauen, welche Weisen es gibt, Wörter aneinander zu setzen.

Kurzzusammenfassung: Sanskrit Wörter haben zunächst eine Verbalwurzel „dhato“. Davor kann ein Präfix, Vorsilbe oder mehrere Präfixe gesetzt werden. Es können Nachsilben, Suffixe gesetzt werden. Dann braucht es eine Endung um aus dem Verb ein Substantiv zu machen. Oder auch ein längeres Verb oder auch verschiedene Fälle oder verschiedene Konjugationen. Dann kann ein Wort auch verbunden werden mit anderen Worten. Das sind die sogenannten Komposita. Für jedes Komposita, Kompositum kann es auch Präfixe oder Suffixe geben und es braucht auch wieder Endungen.

Wenn du das ein bisschen verstanden hast, dann weißt du, wie Wörter in Sanskrit aufgebaut sind. Wie z. B. „anamayakosha“ irgendwo ein komplexes Wort sein kann.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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