YVS161 Die Sanskrit-Vokale

Das Sanskrit hat 16 Vokale. Die Sanskrit-Vokale entsprechen den 16 Blütenblättern des Vishudda Chakra. Alle Buchstaben des Sanskrit-Alphabets sind repräsentiert auf den 50 Blütenblättern der 6 unteren Chakras. Manche sagen, dass das Sanskrit-Alphabet eigentlich nur 13 Vokale hat, weil es eigentlich nur 13 Hauptschriftzeichen gibt, aber in der Logik des gesamtes Sanskrit-Alphabets hat es 16 Vokale.

Die 16 Vokale sind:

a, ā, i, ī, u, ū, ri (ṛ), rī (ṝ), li (ḷ), lī (ḹ), e, ai, o, au, am, aha

Aussprache – Bildung der Vokale

Die Aussprache im Sanskrit-Alphabet folgt einer gewissen Logik. Beim Aussprechen der Vokale ist der Mund erst sehr weit auf und geht dann immer weiter zu. Beim a ist der Mund sehr weit auf und wird von ganz hinten aus dem Kehlraum gesprochen. Der erste der beiden gleichen Vokale wird immer kurz gesprochen und der 2. Vokal ist dann die Verlängerung des Vorigen. Das lange ā wird also doppelt so lang gesprochen wie das kurze a. Der nächste Vokal, das i, wird dann etwas weiter vorne im Mundraum gesprochen. Dann folgt u. Nacheinander ausgesprochen wird deutlich, dass der Mund immer weiter zu geht und die Erzeugung des Lautes von hinten in der Kehle sich weiter nach vorn schiebt.

Als nächstes wird die Zunge etwa in die Mitte des Gaumens gebracht und man kommt zum Zungen-R. Vom deutschen Sprachverständnis her wäre dies wie 2 Buchstaben aneinander gereiht, also r und i. Der nachfolgende Vokal wird wieder doppelt so lang gesprochen. Wenn du es kannst, bilde den Vokal mit der Zunge (z.B. wie im Spanischen) und nicht in der Kehle.

Zum Abschluss der ersten Hälfte der Vokale ist die Zunge also in der Mitte des Gaumens. Beim nächsten Vokal, dem li, wandert die Zunge über die Mitte des Gaumens hinaus weiter nach vorne. Manche Sanskrit-Sprecher lassen hier noch das r ganz leicht mitschwingen (lri). Dieser Buchstabe kommt so gut wie nie vor, weshalb manche Indologen auch nur von 13 Vokalen ausgehen. Aber es hat ein eigenes Blütenblatt und in der klassischen Deklamation des Sanskrit-Alphabets wird von 16 gesprochen.

Dann folgt das e. Es wird noch weiter vorn im Mund gebildet. Die Verlängerung von e ist ai. Wichtig an dieser Stelle ist, dass es im Sanskrit kein kurzes e gibt. Das e in Deva wird also bereits mit einem relativ langen e gesprochen. Obwohl das e länger als das a gesprochen wird, gilt es trotzdem als kurzer Vokal und die Verlängerung ist ai.

Auch das o wird im Sanskrit nie kurz ausgesprochen. Das o in OM oder Hari Bol oder Bolo wird also lang ausgesprochen (wie z.B. in „Mond“, nicht wie in „Sonne“). Die Verlängerung des o ist dann au.

Anusvara und Visarga

Eigentlich würde man sagen hier hören die Vokale auf, aber in der Logik des Sanskrit-Alphabets gibt es noch das am und das ah, genannt Anusvara und Visarga, die auch als Vokale bezeichnet werden. (Im Vedischen wird hier noch unterschieden zwischen Anusvara und Anunasika, je nachdem ob der Punkt über oder unter dem Buchstaben steht.) Das ah ist eine Art Hauchlaut. Wenn das Visarga am Ende eines Satzes steht, führt das dazu, dass der Vokal der vor dem Visarga steht, wiederholt wird (aha). In Om Namah Shivaya wird nichts wiederholt, Om Shri Durgayai Namah wird dann aber Namaha ausgesprochen.

Aussprache - Transliterationssysteme

Wenn du weißt, dass es sich um die IAST-Transliteration (wissenschaftliches Transliterationssystem) handelt und du siehst ein einfaches a, dann wird es kurz gesprochen. Ist ein Strich darüber, wird es doppelt so lang ausgesprochen.

Ein Strich über dem Buchstaben bedeutet immer Verlängerung. Ein Punkt unter dem Buchstaben heißt in der IAST-Transliteration häufig, dass es zerebralisiert wird (cerebrum bedeutet das Gehirn), das heißt die Zunge zeigt Richtung Gehirn und geht zur Mitte des Gaumens.

Neben der IAST-Transliteration gibt es auch eine vereinfachte Transliteration „Hunter“, die sich in vielen indischen Yoga-Büchern findet. Dort schreibt man das kurze und das lange a jeweils mit dem römischen Schriftzeichen a, ebenso beim i und u. Manchmal wird das lange i auch als ee geschrieben und das lange u als oo. Das au wird manchmal auch ou oder ow geschrieben, trotzdem aber au ausgesprochen. Es folgen keine 2 Vokale aufeinander im Sanskrit, daher  wird ein ou immer wie au ausgesprochen. Und es gibt auch kein w im Sanskrit. 

In den neueren Kirtan-Büchern von Yoga Vidya wurde bei den Visarga der zu wiederholende Vokal mit dazu geschrieben. Also steht dort nun Om Shri Durgayai Namaha, damit das zu wiederholende a bei der Aussprache nicht vergessen wird.

 

Sanskrit-Vokale und moderne indische Sprachen

Hindi ist dem Sanskrit relativ nahe und weist viele Gemeinsamkeiten auf. Im Hindi werden die Vokale aber häufig verkürzt ausgesprochen oder auch weggelassen. Wenn also Hindi-Muttersprachler Sanskrit aussprechen, sagen sie nicht Āsana sondern Asana oder Asan. Dies kann aber je nach Region auch noch verschieden sein. Wenn du einen Inder Sanskrit sprechen hörst, heißt das also noch nicht, dass er Sanskrit korrekt ausspricht, häufig schwingt ein leichter Dialekt aus seiner Muttersprache mit. Die Hindi sprechen das ai z.B. oft wie e aus und das au wie o. Für die korrekte Aussprache des Sanskrit bleibt das ai immer ai, das au immer au, ein langes ā wird auch lang gesprochen und am Ende eines Wortes wird das kurze a nicht weggelassen sondern mitgesprochen.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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