Warum verehrt man das Göttliche über Statuen, Figuren, Bilder usw.? Ist nicht das Göttliche unendlich? Warum sollte man sich verneigen vor Bildnissen usw.? Was hat man davon? Hat Gott etwas davon? Und wie ist das in Übereinstimmung zu bringen mit dem Bilderverbot in der Bibel?

Im Bhakti-Yoga gibt es verschiedene Aspekte und verschiedene Richtungen. Du kannst Gott abstrakt verehren. Du kannst die Bhakti-Techniken nutzen auch im Rahmen einer christlichen Religion, im Rahmen einer moslemischen Religion usw. Die Verehrungen und die Hingabe und Gebete und spirituelles Singen usw. finden wir in allen Religionen. Bestimmte Teile des Bhaktis sind wiederum in bestimmten Religionen besonders stark. In der Tradition kann Bhakti-Yoga Murti Upasana umfassen.

Murtis sind Darstellungen. Wörtlich heißt Murti Verkörperung oder auch Bildnis. Und Upasana heißt Verehrung. Murti kann z. B. eine Statue sein. Es gibt dabei Statuen aus Metall, aus Holz und aus Stein. Murti kann aber auch ein Bild sein. Z. B. Bilder der Götter und Göttinnen, Bilder der Meister. Als Murti kann man aber auch Bildnisse nehmen auch im Sinne von Symbolen. Z. B. bei den Christen gibt es oft das Kreuz als spirituelles Symbol. Oder bei den Moslems ist das spirituelle Symbol der Halbmond.

Man kann auch die Heilige Schrift als Murti ansehen. So ähnlich z. B. im Judentum wird die Thora verehrt. Sie wird nicht einfach so gelesen, sondern in der Synagoge wird die Thora mit großer Ehrerbietung angesehen.

Im Islam sind einzelne Koranverse sehr wichtig. Der Koran wird mit großer Ehrerbietung behandelt. Oder es gibt auch in der Natur Spiritualität, dass das Göttliche verehrt wird über heilige Quellen oder einen heiligen Baum oder auch einen heiligen Berg. Im Grunde genommen ist das Prinzip das Gleiche. Du verehrst das Göttliche, das ewig, unendlich und überall ist, über ein bestimmtes Symbol. Der menschliche Geist braucht meistens etwas Konkretes. Der menschliche Geist denkt in Worten und in Bildern. Und der Geist hat etwas nach außen Gerichtetes. Wenn du Gott verehren willst, das fällt leichter, wenn du eine Repräsentation, ein Symbol Gottes hast. Im Grunde genommen wirst du feststellen, du findest das in allen Religionen. Selbst, wenn es das formale Bildverbot gibt.

Im Yoga kennen wir besonders die Verehrung des Göttlichen über Darstellungen des Göttlichen als konkrete Symbole. Wir haben hier z. B. Ganesha, den tanzenden Ganesha. Und es wird angenommen, dass wenn du dieses Bild hast und darüber meditierst, es vor dem Altar hast, vielleicht sogar dich vorher verneigst, vielleicht eine Kerze davor schwenkst, dann wird diese Murti auch aufgeladen mit Prana, mit spiritueller Kraft.

Wenn du einen Altar hast und dort Figuren hast, die sind natürlich zu aller erst einfach Metall oder Stein oder Holz. Aber indem du Verehrung übst, manifestiert sich das Göttliche besonders. Es wird angenommen, dass  sich diese Murtis aufgeladen werden mit Prana.

Es gibt so etwas wie Aura Fotografie. Wenn du eine fabrikneue Murti hast und damit eine Aura Fotografie machst, dann gibt es eine bestimmte Ausstrahlung. Wenn man dort z. B. eine Puja mitgemacht oder schon ein Arati und danach wieder eine Aura Fotografie macht, dann gibt es ein großes Strahlen und Leuchten und die Aura wird sehr viel stärker.

Wenn du mit einem Pendel über eine fabrikneue Murti gehst oder auch eine die vom Handwerker kommt (bei Handwerker in Indien sind oft solche schon aufgeladen mit Prana), sind die schon voller spiritueller Kraft. Wenn du eine Murti hast, wo du 100 nebeneinander gesehen hast, die sind typischerweise auch aus Indien aus der Fabrik. Und du ein Pendel darüber gibst, da gibt es nur geringe Ausstrahlung und Ausschläge. Aber wenn du dort ein Ritual gemacht hast oder schon wenn du eins, zweimal vor der Murti meditiert hast, dich verneigt hast, eine Kerze geschwungen hast, noch mehr, wenn du eine Puja oder ein Arati mitgemacht hast und dann das Pendel darüber hältst, dann hat es sehr große Ausschläge.

Also durch Murti Upasana, Verehrung des Göttlichen über die Murti wird diese Murti aufgeladen mit spiritueller Kraft, mit Prana. Und das wiederum ist etwas sehr Gutes. Wenn du einen Altar hast und dort Murtis hast, dann geht von dort, auch wenn du nicht da bist eine spirituelle Schwingung aus. Diese Murtis werden wie zu Instrumenten des Göttlichen. Es wird sogar gesagt, sie werden zum Sitz des Göttlichen. Und so kannst du dir vorstellen, dass dieses Göttliche, das allgegenwärtig, allmächtig, allwissend ist, sich besonders manifestiert über die Murti.

Manchmal, wenn du auf deinem Altar eine Murti hast oder auch ein Bild von Swami Sivananda und du regelmäßig dich davor verneigt hast, zur Beginn oder zum Ende der Meditation oder deiner spirituellen Praktiken, dich darauf konzentriert hast, wirst du feststellen, plötzlich werden sie lebendig. Plötzlich siehst du ein Licht, plötzlich spürst du dort wie da ein bestimmtes Lächeln, eine Kraft ausgeht. Und manchmal kann es sogar sein als, ob du eine Stimme hörst, die von dieser Murti ausgeht und dich mit spiritueller Kraft verbindet.

So ist Murti Upasana, Verehrung der Murti, eine Weise mit Gott in Verbindung zu treten.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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