YVS121 Entscheidungen spirituell treffen

Wie kannst du dich gut entscheiden? Wie kannst du Entscheidungen spirituell treffen? Wie kannst du dir sicher sein, dass deine Entscheidung eine gute Entscheidung ist?

Die Bhagavad Gita ist ein Lehrgespräch zwischen Schüler und Lehrer. Ein Gespräch zwischen Arjuna und Krishna. Insbesondere ist die Bhagavad Gita ein Entscheidungsgespräch. So kann man die Bhagavad Gita als Grundlage dafür nehmen, wie man gute Entscheidungen treffen kann. Die Bhagavad Gita beginnt zunächst damit, dass der Schüler Arjuna in einer Situation ist, in der er keine Antwort kennt. Er ist in einem ethischen Dilemma. Egal was er tut, es wird schwierig sein.

Der erste Schritt einer richtigen Entscheidung ist zu erkennen: Ich kann die Entscheidung logisch-rational nicht fällen. Wenn du eine richtige Entscheidung treffen willst, beginnst du erst einmal mit dem Eingeständnis sie nicht alleine fällen zu können. In dieser Situation gibt es keine logischen Entscheidungen. Natürlich gibt es einfache Entscheidungen. Das heißt, wenn du die Entscheidung hast zu lügen oder nicht zu lügen, dann entscheide dich nicht zu lügen. Wenn du die Entscheidung hast ein Tier umzubringen, um zu essen, dann ist es besser zu sagen, du bringst das Tier nicht um. Es gibt ethisch korrekte Entscheidungen, aber manche Entscheidungen sind nicht so einfach. Das sind die Entscheidungen, wo du in einem Dilemma steckst. Hier gilt, es sich bewusst zu machen, dass du allein die Lösung nicht hinbekommst.

So wendet sich Arjuna an Krishna und sagt: Er weiß nicht, was zu tun ist und bittet ihn um Hilfe. In diesem Sinne kannst du dich mit einem Gebet an Gott wenden. Du kannst dich an dein höheres Selbst wenden. Wenn es jemanden gibt, der spirituell fortgeschritten ist, kannst du dich an sie oder an ihm wenden.

Der zweite Schritt ist es, die Entscheidung in einem größeren Kontext hineinzubringen. In der Bhagavad Gita macht das Krishna im zweiten Kapitel. Er spricht zu Arjuna über die Unsterblichkeit der Seele. Arjuna ist verzweifelt und denkt, von ihm hängt alles ab. Krishna sagt, deine Seele ist unsterblich, sie wird geboren in diesem Körper und anschließend wird sie wieder diesen Körper verlassen. Was auch immer auf der physischen Ebene passiert, wird sowieso vergehen. Ein Schritt besteht darin, wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst, erst aus der Verzweiflung herauszukommen.

Krishna lächelt zu Arjuna und sagt „Weise Worte sprichst du; doch wo nichts zu beklagen ist, da beklagst du. Die Weisen klagen nicht, über Leben oder Tod der Wesen.“

In diesem Sinne sei dir bewusst, was immer du zu tun hast, vor dem Hintergrund des Selbst, was unsterblich ist, ist es nicht ganz so wichtig. Krishna fährt fort und sagst: „Wenn du deine Entscheidungen so fällst, dass du alles Gott darbringst, ist es wiederum irrelevant. Was immer du tust, tue es so gut wie du kannst. Bringe es Gott dar. Ob es richtig ist oder erfolgreich oder nicht erfolgreich, ist dann nicht so erheblich.“

Er sagt ihm: Nimm dir vor, was immer du tust, mit Karma Yoga Haltung zu machen und fühle dich als Instrument. Bringe das, was du tust, als ein Opfer dar. Tue es für Gott. Dann ist es nicht mehr wichtig, was du machst, sondern mit welcher Einstellung du es tust.

Im sechsten Kapitel sagt er: „Bringe deinen Geist zur Ruhe, meditiere regelmäßig.“

Wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst, dann meditiere. Es gibt Menschen, wenn sie vor einer wichtigen Entscheidung stehen, sich ein paar Tage nehmen, um zu meditieren oder zu fasten. Indem man regelmäßig spirituelle Praktiken übt, wird der Geist klarer. In jedem Fall solltest du wichtige Entscheidung nicht in einem Zustand von Niedergeschlagenheit und Depression (Tamas) treffen. Auch nicht im Zustand von Gier, Getriebenheit und noch weniger aus Ärger heraus (Rajas). Bringe den Geist zur Ruhe.

Im Kapitel 7 bis 12 spricht Krishna: Übe Hingabe, verehre Gott. Indem du Gott verehrst und Hingabe an Gott übst, öffnest du dich für ein größeres Ganzes. Die Intuition wird dich besser führen, wenn du dich auf dieses Höhere einstimmst. Im elften Kapitel sagt Krishna, dass letztlich alles geschieht, was geschehen soll. Letztlich macht Gott alles. Du selbst in deinem beschränkten Dasein und nur Teil dieses kosmischen Geschehens. Nachdem Krishna im Kapitel 2 bis 12 diese großen Zusammenhänge gebraucht hat, wird er in den nächsten sechs Kapiteln bestimmte Kriterien geben.

Zunächst ist es wichtig, wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst zu meditieren über das Unendliche und Ewige. Bringe deinen Geist zur Ruhe. Übe Hingabe zu Gott und bitte um Führung. Dann wird es konkreter. Krishna spricht über Sattwa, Rajas und Tamas. Er spricht von Daiva und Asura, ethisch und unethisch. In der Entscheidung betrachtet: Was ist unethisch? Was ist ethisch? Was entspricht Satya, Ahimsa, Aparigraha, Brahmacharya und Asteya?

Tue nichts, was gegen ethische Prinzipien verstößt. Nachdem du die ethischen Prinzipien beachtet hast, treffe deine Entscheidung so sattwig wie möglich. Man kann sagen, so spirituell wie möglich. Wenn du vor einer Berufswahl stehst, überlege: Wo kannst du mehr Gutes bewirken? Überlege, was dir in deiner spirituellen Praxis hilft? Wenn du eine Wohnung beziehen willst, überlege was besser ist für die spirituelle Praxis. Nachdem er über die Gunas und die Ethik (Daiva und Asura) gesprochen hat, kommt er zum nächsten Punkt: Swarupa und Svadharma. Überlege: Was sagt dir dein tiefes Herz? (Was ist dein Svabhava?). Was sind deine besonderen Talente (Prakriti und Swarupa)? Schaue, wie du diese im besonderen Maße einsetzen kannst. Überprüfe alles von der karmischen Situation her. In welcher Situation bist du? Was ist in der Situation deine Aufgabe? Treffe eine Entscheidung.

Wenn du die Entscheidung getroffen hast, dann bringe sie Gott dar. Krishna spricht im 66. Vers des 18. Kapitels ein Vers, der jeden Morgen und Abend am Ende des Arati in den Yoga Vidya Ashrams rezitiert wird.

sarva-dharman parityajya

mam ekam saranam vraja

aham tvam sarva-papebhyo

moksayisyami ma sucah

Nachdem du alles abgewogen hast, bringe alles Gott dar. Dann wirst du nichts Falsches tun, dann wirst du keine Sünde begehen und kein schlechtes Karma bekommen. Mit anderen Worten: Bringe deinen Geist zur Ruhe, mache dir bewusst, dass hinter allem die göttliche Wirklichkeit steht, bete zu Gott, bitte Gott um Führung, mache dir bewusst in welcher karmischen Situation du bist, überlege vom Standpunkt der Ethik und überlege vom Standpunkt von Sattwa.

 

Was sagt dir dein Herz?

Was hast du an Fähigkeiten?

Dann triff eine Entscheidung, bringe sie Gott dar und setze sie um. Wenn du das alles gemacht hast, bring anschließend alles Gott dar. Sage innerlich: Gott, ich bringe dir die Entscheidung dar, ich bringe dir die Handlungen und die Früchte dar. Danach tue was zu tun ist, engagiere dich mit Herzen, Güte und Liebe, so gut du kannst. Ob es nachher gut geht oder nicht, liegt nicht mehr an dir.

Krishna sagt ausdrücklich, ein Kriterium, ob die Entscheidung die richtige war, ist nicht, ob es nachher erfolgreich war oder nicht. Manchmal wirst du vom Karma dazu gebracht, Entscheidungen zu treffen, die nachher scheinbar im Desaster enden. Aus diesem Desaster wächst du und lernst. Es war keine Fehlentscheidung, sondern vielleicht war es genau die richtige Entscheidung damit du das erfährst und andere auch. Wenn du diese spirituellen Entscheidungen triffst, kannst du loslassen. Letztlich geschieht was geschehen soll. Soweit einige Tipps aus der Bhagavad Gita.

Einen Moment kannst du innehalten und überlegen:

Stehst du vor einer Entscheidung?

Ist es wichtig oder nicht so wichtig?

Wenn ja, gehe die Schritte durch. Mache dir erst bewusst, deine Seele ist unsterblich. Letztlich geschieht was geschehen soll. Die Entscheidung ist nicht ganz so wichtig wie du denkst. Dann nimm dir vor, bevor die Entscheidung getroffen wird, deine Praktiken zu intensivieren. Zu Gott zu beten und Gottesverehrung zu betreiben. Vielleicht willst du schon im Voraus überlegen, ob es ethische Gesichtspunkte gibt. Überlege über Sattwa, Rajas und Tamas. Was wäre das richtige vom spirituellen Standpunkt aus?

Wenn du das alles loslässt, kannst du überlegen:

Welche besonderen Stärken habe ich?

Was ist von der Tiefe meines Herzens her richtig?

Wenn du an all das gedacht haben wirst, nimm dir vor, es Gott darzubringen. Vielleicht magst du ein Tag darüber schlafen, dann kannst du alles Gott darbringen und die Entscheidung treffen. Schließlich setzte mit aller Kraft und aller Freude, mit aller Energie und all deinen Fähigkeiten die Entscheidung um.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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