Wie erkennt man, was zu tun ist? Wie erkennt man was seine Pflicht, seine Aufgabe ist? Was hat die eigene Wesensnatur und das Karma mit der eigenen Verantwortung zu tun?

Die Bhagavad Gita verwendet einige wichtige Sanskrit-Ausdrücke, die ich erläutern will.

In einigen weiteren Verse erläutere ich, wie Pflicht entsteht aus Karma und eigener Wesensnatur. Zunächst einige wichtige Sanskrit-Ausdrücke.

Dharma und Karma sind sehr vielschichtige Begriffe. Die Schönheit der Bhagavad Gita ist zum Teil, das Krishna dort immer wieder Wortspiele macht. Er verwendet den gleichen Ausdruck zum Teil im gleichen Satz an unterschiedlichen Bedeutungskontexten. Manchmal ist dies nicht so einfach, denn in der Übersetzung gehen diese Wortspiele meistens verloren. Es ist oft gut, wenn man das ganze Bedeutungsspektrum kennt.

Dharma heißt kosmische Ordnung. Dharma heißt das, was hält. Dharma heißt auch Pflicht und Verantwortung. Dharma heißt Gewebe. Dharma hat demnach sehr viele Bedeutungen.

Das Wort Karma hat ebenfalls mehrere Bedeutungen. Karma kennst du als Gesetz von Ursache und Wirkung. Karma ist auch das, was auf dich zukommt. Schicksal, das dir geschickt ist, woran du wächst. Karma sind die Erfahrungen, die du machst, um spirituell zu wachsen. Karma heißt auch Handlung. Das, was du tust, ist Handlung. Karma sind die Rituale und die Handlungen, die du für Gott tust. Karma ist auch Karma Yoga, der Yoga der Tat, so zu handeln, dass es dich zu Yoga führt, zur Einheit und zur Vereinigung mit Gott. Prakriti ist die Natur. Prakriti ist zum Einem die ganze Welt, die ganze Schöpfung. Im Unterschied zu Purusha. Purusha ist die Seele. Purusha ist das Bewusstsein und Prakriti ist die Natur. Die ganze Welt ist Prakriti. In der Sanskrit-Philosophie gibt es Purusha und Prakriti. Es gibt nicht nur die kosmische Prakriti. Es gibt auch die individuelle Prakriti, die eigene Natur. Vielleicht erinnerst du dich an Ayurveda. Dort wird gesagt, die Prakriti besteht aus einem Zusammenspiel aus Vata, Pitta und Kapha. Es gilt seine Wesensnatur herauszufinden.

In der Bhagavad Gita wird die eigene Wesensnatur Prakriti in weiteren Dimensionen beschrieben. Prakriti ist Svabhava. Svabhava wird als Wesensnatur beschrieben. Bhava hat etwas mit Existenz zu tun, das was ins Leben gekommen ist. Bhava heißt tiefes Gefühl und tiefe Modulation. Bhava kann Liebe heißen. Svabhava ist ein bisschen die tiefe Wesensnatur, das was dich bewegt, was dich ausmacht, in einem relativen Sinn.

Es gibt Svarupa. Rupa heißt Form und Svarupa ist die eigene Form. Svarupa heißt in dem Kontext dein Körper und deine Psyche, was dich im besonderen Maße ausmacht. Shankara in späterer Zeit definiert Svarupa als die wahre Natur. Es ist Satchidananda: Sein, Wissen und Glückseligkeit. Wenn die Bhagavad Gita von Svarupa spricht, dann meint sie mehr. Es ist das, was dich in der Essenz ausmacht, in der Persönlichkeit, in deinem Körper und deiner Psyche, Motivation und deinen Fähigkeiten.

Man könnte sagen in einem relativen Sinn sind Prakriti, Svabhava und Svarupa ähnliche Begriffe. Sie haben alle eine höhere Bedeutung. Prakriti mit höherem Kontext meint die gesamte Welt. Im engeren Kontext ist es deine Natur. Svabhava ist das gewordene des Selbst, was letztlich das ganze Universum ist. Aber auch das, was dich in deinem Herzen ausmacht, ist Svabhava.

Svarupa ist ein bisschen deine Form, was du verkörperst. Dann gibt es noch einen Begriff Svadharma. Svadharma ist deine eigene Verantwortung, deine eigene Pflicht und deine Aufgabe. Die Bhagavad Gita beginnt mit dem Schüler Arjuna. Er fragt, was seine Aufgabe ist und was sein Svadharma ist. Was soll er tun? Er ist verwirrt hinsichtlich seiner Pflicht und seiner Aufgabe. Er weiß nicht, ob er das eine oder das Andere machen soll. Auf eine gewisse Weise ist die Bhagavad Gita ein Beratungsgespräch von Krishna zu Arjuna, wo er ihm sagt, wie er sein Svadharma herausfinden kann.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 

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