Die drei Bandhas spielen im fortgeschrittenen Pranayama eine besondere Rolle und die einzelnen Bandhas können auch in den Alltag, Meditation und in die Asanas integriert werden. Auf den Yoga Vidya Video Seiten gibt es auch Übungsanleitungen für jedes dieser Bandhas separat und auch für die Anwendung von Maha Bandha in sanfter und fortgeschrittener Variation.

Bandha heißt Verschluss. Wir wollen Prana an bestimmten Stellen blockieren damit sich andere Stellen wieder öffnen können. Das ist so ähnlich wie ein Bewässerungssystem, das es z. B. im alten Indien gibt. Dort wird ein Damm gebaut, sodass große Wasserbehälter entstehen und das Wasser dann in andere Bahnen weitergeleitet werden kann. So kann es die Felder bewirtschaften. So ähnlich ist es mit den Bandhas. Man blockiert Prana an bestimmten Stellen, es sammelt sich dort an und dann kann das Prana an andere Stellen gebracht werden. Es öffnet andere Nadis (Energiekanäle), speichert sich an in verschiedenen Chakren und lässt schließlich die Kundalini, die kosmische Energie, im Menschen erwachen.

Wir sprechen von drei Bandhas, die drei Hauptbandhas. Man findet manchmal noch Nebenbandhas und wenn du unsere Yoga-Vidya-Pranayama Kurse mitmachst, z. B. als Videos, dann findest du auch noch die anderen Bandhas beschrieben.

Mula Bandha

Zunächst gibt es Mula Bandha, den Wurzelverschluss. Des Weiteren gibt es Uddiyana Bandha, den Bauchverschluss und Jalandhara Bandha, den Kinnverschluss. Für Mula Bandha spannst du die Beckenbodenmuskeln an, das führt dazu, dass das Prana nicht nach unten in die Erde hinaus fließt und nicht in die Beine hinab geht. Du kannst durch Mula Bandha auch das Prana der Erde einsaugen – Mula heißt auch Wurzel.

Mit Mula Bandha sorgst du auch dafür, dass das Prana vom Muladhara Chakra nicht über Ida und Pingala wegströmt, sondern du verbindest Ida und Pingala im Muladhara Chakra und ziehst dann das Prana durch die Sushumna nach oben. Mula Bandha hilft auch zur Sublimierung von Apana-Vayu und zieht das Prana zum Svadhishthana Chakra und Manipura Chakra. Mula Bandha kannst du auch im Alltag integrieren, immer wenn du mehr Prana haben willst, kannst du die Beckenbodenmuskeln anspannen. Man kann Mula Bandha auch in Asanas anwenden oder auch in der Meditation. Besonders wendet man Mula Bandha beim Pranayama an und ab Mittelstufen Level wirst du immer wieder hören, wie bei Kapalabhati oder beim Anhalten in der Wechselatmung Mula Bandha angesagt wird.

Uddiyana Bandha

Uddiyana Bandha ist das Bauch Bandha. Uddi heißt so viel wie „nach oben“, Uddiyana heißt „Reise nach oben“. Uddiyana Bandha ist ein Verschluss, in dem der Bauch nach oben gezogen wird, dadurch geht das Prana auf eine Reise nach oben. Ist das Prana durch Mula Bandha ins Muladhara Chakra, zum Svadhishthana und Manipura Chakra gekommen, kann durch Uddiyana Bandha diese Reise des Pranas weiter gehen, ins Anahata und Vishuddha Chakra.

Uddiyana Bandha wird üblicherweise mit leeren Lungen gemacht, als einzelnes Bandha, oder beim Maha Bandha nach dem Einatmen, übst du Mula Bandha, ziehst die Beckenbodenmuskeln zusammen, ziehst den Bauch ein und senkst das Kinn für Jalandhara Bandha. Uddiyana Bandha ist also zum einen eine Energieübung um Prana nach oben zu bringen oder als einzelne Übung im Stehen ein Kriya (Reinigungsübung), um die Bauchorgane zu aktivieren, zu reinigen und für ein gesundes Verdauungssystem zu sorgen.

Jalandhara Bandha

Jalandhara Bandha heißt wörtlich übersetzt „Wasserträger“ Bandha, soll heißen, dass der Nektar, der von oben hineinströmt, nicht nach unten strömen soll, sondern oben bleiben soll. Jalandhara Bandha soll auch dazu dienen, dass die Sushumna lang und geöffnet wird und die anderen Energiekanäle blockiert werden. Für Jalandhara Bandha atmest du tief vollständig ein, senkst das Kinn zum Brustkorb, gibst die Zungenoberseite an den Gaumen und ziehst die Kehle zusammen, als ob du Schlucken wollen würdest. Was dabei passiert, ist das Ida und Pingala und andere Nadis die am Hals entlang laufen, blockiert werden. Die Sushumna wird lang gezogen, sodass die Energie nach oben steigen kann, zu den höheren Chakras – Ajna und Sahasrara Chakra.

Maha Bandha

All diese drei Bandhas zusammen praktiziert werden als Maha Bandha bezeichnet und typischerweise während der fortgeschrittenen Wechselatmung gemacht. Hier atmest du tief und vollständig ein, während des Anhaltens machst du gleichzeitig alle drei Bandhas. Dafür senkst du den Kopf und spannst gleichzeitig die Beckenbodenmuskulatur an und du ziehst den Bauch ein. Dann gibst du die Zungenoberseite an den Gaumen und saugst die Zunge leicht zurück. Dadurch bringst du Ida, Pingala und das Muladhara Chakra zusammen. Das verhindert, dass das Prana nach unten geht und gleichzeitig kannst du das Erdprana nach oben einsaugen. Du aktivierst Prana in der unteren Sushumna, ziehst das Prana nach oben, zu Svadhishthana und Manipura, mit Uddiyana Bandha ziehst du das Prana weiter nach oben, bis zum Vishuddha und mit Jalandhara Bandha gibst du das Prana zum Ajna und Sahasrara Chakra weiter. Auf dem Weg dorthin sammelt sich das Prana an und öffnet die verschiedenen Nadis, die es zwischen Kinn und Beckenboden noch gibt.

Es gibt für diese Übungen einzelne Übungsvideos unter www.yoga-vidya.de unter dem entsprechenden Suchbegriff des Bandha Namens. Die Bandhas werden auch in den Yoga Vidya Yogalehrer Ausbildungen gelehrt, in den Kundalini Yoga Seminaren, und auch im 6 Uhr Fortgeschrittenen Pranayama. Oder in den mehrwöchigen Videokursen, die man dafür sinnvollerweise mit dem Atemkurs für Anfänger beginnt und mit Mittelstufe Pranayama und Pranayama für Fortgeschrittene, fortsetzt. Hier wird auch Maha Bandha in der Wechselatmung und in Bhastrika und Fortgeschrittenen Variationen und Ujjayi und Suryabedha behandelt.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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