In der Reihe Kundalini - Yoga der Energie, der Vortragsreihe “Yoga Vidya Schulung. Ganzheitliche Entwicklung der Aspekte des Menschen, auch ein Begleitvortrag der zweijährigen Yoga-Vidya-Yogalehrerausbildung.
Die drei Hauptnadis: Ida, Pingala und Sushumna
Ich hatte das letzte Mal über Prana, die Lebensenergie gesprochen. Die Lebensenergie wird transportiert in den Nadis. Es gibt insgesamt 72.000 Nadis und von diesen 72.000 Nadis sind 10 besonders wichtig. Diese findest du beschrieben in dem Buch “Die Kundalini-Energie erwecken“ und von diesen 10 Nadis sind wiederum drei ganz besonders wichtig, über diese will ich insbesondere sprechen.
Was sind Nadis und wie viele Nadis gibt es?
Nadi heißt so etwas wie Röhre. Im Ayurveda werden sogar die Blutgefäße, die Adern und auch die Nerven als Nadis bezeichnet. Wenn wir aber im Kundalini Yoga von Nadis sprechen, dann meinen wir die feinstofflichen Energiekanäle, durch welche das Prana fließt. Laut Kundalini Yogaschriften hat der Mensch 72.000 Nadis. Diese 72.000 Nadis verbinden die verschiedenen Körperorgane miteinander. Die 72.000 Nadis transportieren das Prana zu den verschiedenen Fähigkeiten - körperlich, psychisch und auch feinpsychisch. Prana wird also durch die Nadis transportiert.
Auf den Nadis gibt es verschiedene Energiepunkte, die als Chakras bezeichnet werden. Manche dieser Chakras sind auch Speicher des Pranas, wie Akkus in der modernen Elektronik oder wie Speicherhäuser wo Prana gespeichert wird.
Die Chakras sind außerdem wie Organe, über die das Prana für bestimmte Zwecke genutzt wird. Es gibt auch den elektrischen Vergleich: Prana ist wie Elektrizität, die Nadis sind wie die elektrischen Leitungen und sie haben auch eine Ausstrahlung (Prana strahlt von den Nadis aus), die man auch als Aura bezeichnen kann. Dann gibt es in einem elektrischen Stromkreis auch Stromquellen, das kann z. B. die Kundalini sein. Stromquellen sind die fünf äußeren Quellen des Pranas, diese können aufgespeichert werden in Akkumulatoren und werden dann verbraucht oder genutzt in verschiedenen Verbrauchern, bzw. elektrischen Geräten. Die Chakras sind sowohl Speicher, als auch Verbraucher, als auch elektrische Geräte, mit denen Prana für besondere Zwecke verwendet wird.
Die 72.000 Nadis sind nicht nur im Körper, sondern gehen um den physischen Körper herum. Der Mensch besteht nicht nur aus dem physischen Körper, in dem Nadis sind, sondern auch der ganze Astralkörper ist durchdrungen durch Nadis. So gehen manche der Nadis über den Kopf hinaus nach oben und strahlen auch zur Seite und nach vorne und nach hinten aus. Dies ist die Aura, das Pranafeld des Menschen, mit einem Durchmesser von 4–5 Metern, je nachdem wie viel Prana jemand hat. Zudem kann Prana durch die Kraft der Gedanken noch viel weiter ausgestrahlt werden.
Woher weiß man das es 72.000 Nadis gibt?
Banal könnte man sagen, die Yogis haben sie gezählt. Doch wie zählen sie diese? In einem überbewussten Zustand des Geistes kann der Mensch Nadis und Chakras wahrnehmen, sehen und fühlen und somit auch zählen. Natürlich nicht eins nach dem anderen, denn in diesem überbewusstem Zustand kann der Geist sehr viel mehr gleichzeitig wahrnehmen als im normalen grobstofflichen Zustand des Geistes. Es gibt Schriften, die von mehr oder weniger als 72.000 Nadis sprechen, ganz wörtlich muss man es nicht nehmen. Es ist nämlich auch eine Frage, wann man von einem Nadi / Energiekanal spricht und wann man mehrere Abschnitte zu einer Nadi, zu einem Energiekanal zusammenfasst.
Energiekanäle in Yogaschriften, chinesischer Lehre und Ayurveda
Die Nadis entsprechen in der chinesischen Akupunktur den sogenannten Meridianen, die Energiebahnen der chinesischen Akupunktur entsprechen also den Nadis. Allerdings werden in den chinesischen Schriften vor allem die Meridiane beschrieben, die für den physischen Körper wichtig sind. In den Kundalini-Yogaschriften werden die Nadis beschrieben, die besonders für die Psyche, für die Bewusstseinsveränderung wichtig sind.
Die Nadis hingegen, die im Ayurveda beschrieben werden, zeigen große Ähnlichkeiten mit der chinesischen Lehre. Der Vergleich der Energiepunkte, Marmas im Ayurveda mit den Energiepunkten in der traditionellen chinesischen Medizin zeigt große Übereinstimmungen.
Die drei wichtigsten Nadis im Kundalini Yoga
Die drei wichtigsten Nadis im Kundalini Yoga sind Ida, Pingala und Sushumna. Ida ist Trägerin der weiblichen Energie, der Mondenergie. Pingala ist Trägerin der Sonnenenergie. Sushumna wird manchmal als Trägerin der Feuerenergie bezeichnet. Meistens wird jedoch gesagt, dass Sushumna die Energie ist, die über männlich und weiblich, Sonne und Mond, hinausgeht und die zum Spüren von Einheit führt.
Wenn das Prana durch Ida verläuft, dann hast du eine Mondenergie, eine abnehmende, eine absorbierende, eine intuitivere und ruhigere Energie. Wenn Prana durch Pingala fließt, dann hast du eine Sonnenenergie, eine aktive, eine sich durchsetzende, eine logische Energie; eine Energie, mit der du zügig etwas bewirken kannst. Ida ist auch kühl, Pingala ist heiß. Wenn das Prana durch die Sushumna geht, dann bist du in der Einheit, in der Ruhe. Dann bist du über Dualitäten hinaus und erfährst höhere Bewusstseinsebenen.
Ida ist der Energiekanal, der an der linken Seite der Wirbelsäule verläuft, dann im Ajna Chakra zur rechten Hirnhemisphäre kreuzt, dann wieder kreuzt und dann am linken Nasenloch endet.
Pingala beginnt rechts am Muladhara Chakra, beherrscht die rechte Körperhälfte, kreuzt im dritten Auge, beherrscht die linke Hirnhemisphäre und endet dann im rechten Nasenloch.
Sushumna beginnt im Beckenbodenbereich, geht dann über das Steißbein und die Wirbelsäule, insbesondere im Rückenmarkskanal nach oben über die Verlängerung der Halswirbelsäule durch Mitte des Kopfes bis hoch zum Sahasrara und von dort strahlt die Energie weiter aus nach oben.
Ida, also die Mondenergie entspricht dem linken Nasenloch, der rechten Hirnhemisphäre, linken Körperhälfte und ist kühlend. Pingala entspricht dem rechten Nasenloch, der linken Hirnhemisphäre und der rechten Körperhälfte und ist Sonnenenergie durchsetzend.
Wenn dein linkes Nasenloch offener ist als das rechte - das kannst du mal ausprobieren - dann heißt es, dass deine Mondenergie stärker, das Ida aktiver ist. Das sind Momente, wo du besonders gut aufnehmen kannst, intuitiv etwas verstehen kannst, wo es dir gelingt, Ruhe zu erfahren.
Wenn du merkst, dass dein linkes Nasenloch offener ist, als das rechte, heißt das, Ida ist aktiv. Das sind gute Zeiten, um sich auf einen anderen Menschen einzustellen, um in die Intuition zu gehen, um zu spüren und auch, um etwas Neues anzufangen. Wenn dein rechtes Nasenloch offener ist, ist es eine gute Zeit, sich durchzusetzen und getroffene Entschlüsse durchzusetzen und es ist auch eine gute Zeit zum Essen.
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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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