YVS087 Kundalini Yoga Einführung

Was ist Kundalini Yoga?

Kundalini Yoga ist der Yoga der Energie. Heutzutage ist Kundalini Yoga ganz besonders wichtig, denn es gibt so Vieles, was man bewirken kann und will. Es gibt so viele Möglichkeiten im Leben und auch so viele Herausforderungen. So viele Ansprüche, so viel Leistungsdenken, und für alles braucht man Energie.

In der heutigen Zeit gilt: Je mehr Energie Du hast, desto mehr Möglichkeiten stehen Dir offen, umso mehr kannst Du erfahren und umso mehr kannst Du auch spirituell wachsen. Und so ist Kundalini Yoga der Yoga, der sich damit beschäftigt, wie Du mehr Energie bekommen und alle Aspekte Deines Lebens mit mehr Prana, Lebensenergie, füllen kannst.

Kundalini Yoga spricht zunächst von Prana, Lebensenergie.

Kundalini spricht dann von den Nadis, den Energiekanälen.

Kundalini Yoga spricht von Chakren, den Energiezentren.

Kundalini Yoga gibt Übungen und Techniken, um mehr Prana zu erfahren.

Kundalini Yoga gibt Übungen, damit die Energie durch die Nadis, die Energiekanäle, besser fließen kann, damit die Chakren, die Energiezentren, (insbesondere die höheren Chakren) sich öffnen können.

Kundalini Yoga hat schließlich auch das Ziel, die Kundalini Energie selbst zu aktivieren, sie durch die Sushumna, die feinstoffliche Wirbelsäule, zum Sahasrara Chakra zu führen und die Erleuchtung zu erlangen.

 

Kundalini Yoga und die vier Yoga Wege

Kundalini Yoga enthält Elemente aller anderen Yogawege. Von Swami Vivekananda stammt die Einteilung der Yogawege in vier Yogas. Und die berühmtesten Werke von Swami Vivekananda, dem großen Yogameister um 1900 hatten auch die Namen „Jnana Yoga“, „Raja Yoga“, „Bhakti Yoga“ und „Karma Yoga“. Kundalini Yoga enthält Elemente von all diesen vier Yogawegen.

Kundalini Yoga und Jnana Yoga

Kundalini Yoga enthält Elemente aus dem Jnana Yoga, dem Yoga des Wissens. Jnana Yoga beruht normalerweise auf Vedanta, aber im Kundalini Yoga bezieht man das Jnana Yoga auf Tantra oder auch die sogenannte Shiva-Shakti-Philosophie. Im Kundalini Yoga gibt es eine umfangreiche Theorie: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist die Welt? Wie ist die Welt geschaffen? Wie löst sie sich auf? Was sind die Ebenen der Schöpfung? Was bedeutet Mensch und was sind Aspekte des Menschen? Welche Pranas, Nadis, Chakras gibt es? All das ist Teil eines umfangreichen Wissensgebiets, das von praktischen bis zu hochspekulativen, metaphysischen Dingen reicht – und all das beruht auf einer Philosophie namens Tantra.

Kundalini Yoga und Raja Yoga

Kundalini Yoga hat große Ähnlichkeiten mit Raja Yoga. Raja Yoga ist der Yoga der Selbstkontrolle. Raja heißt Herrscher, raj heißt herrschen. Es ist der Yoga der Selbstmeisterung. Das klassischen Raja Yoga ist das Yoga von Patanjali. Dort geht es darum, seinen Geist zu meistern; zu lernen, mit seinem Denken und Fühlen geschickt umzugehen, Konzentration zu entwickeln und schließlich den Geist zur Ruhe zu bringen, Erleuchtung zu erlangen. Im Kundalini Yoga heißt es: Meistere Dein Prana, dann wird Dein Geist ruhig. Und so wie es im Raja Yoga eine Fülle von Übungen gibt, ist beim Kundalini Yoga besonders die Menge der Praxis charakteristisch.

Im Grunde genommen kann man sagen, Kundalini Yoga, so wie es im klassischen Yoga verstanden wird, ist der Yoga, der von allen Yogawegen am meisten Zeit braucht. Man könnte sagen, Jnana Yoga ist sehr viel Einstellung im Alltag, Bhakti Yoga ist einfach Hingabe, Karma Yoga heißt Spiritualisierung des Alltags (also alles, was man im Alltag tut, zum Dienen zu verwenden), Raja Yoga kann auch Bewusstheit im Alltag bedeuten (am Geist arbeiten inmitten aller Tätigkeiten). Aber Kundalini Yoga heißt: Energietechniken üben, Praktiken machen. Wenn Du wenig Energie hast, übe Energiepraktiken statt zu lamentieren. Wenn Du unruhig bist, lerne Deine Energien zu beruhigen, statt Dich über andere zu beklagen. Falls  Dein Geist nicht konzentriert ist, mache Pranayama, erhöhe die Lebensenergie, fokussiere sie in den höheren Chakren, dann wird Dein Geist ruhig sein.

Einige der Tantra Schriften sind voll von Aussagen wie: Ohne Kundalini Yoga ist Raja Yoga nicht möglich. Den Geist zu beruhigen ist einfach aus dem Geist heraus kaum möglich. Aber, angenommen, Du hast Dich furchtbar über jemanden geärgert, dann könntest Du Dir jetzt sagen: „Ich entwickle Geduld“ und versuchen, die Stimmung umzuwandeln. Oder Du machst einfach eine Yogastunde und arbeitest an Deinem Prana. Zügig danach ist der Geist wieder ruhig. So hat Kundalini Yoga eine Fülle von Übungen, um an Dir selbst zu arbeiten und damit auch den Geist zur Ruhe zu bringen.

 

Kundalini Yoga und Bhakti Yoga

Kundalini Yoga hat auch Elemente des Bhakti Yoga. Bhakti Yoga ist der Yoga der Hingabe. Im Kundalini Yoga, insbesondere in seiner klassischen Form, wird besonders die göttliche Mutter angerufen – als Durga, Lakshmi, Kali, Saraswati oder ganz abstrakt als Shakti-Energie oder Para-Shakti, kosmische Energie, oder auch als Rajeshwari, königliche Herrscherin des ganzen Universums. Aber in anderen Kundalini Yoga Formen kann auch Gott als der Schöpfer aller Dinge verehrt werden, in welcher Gestalt Du das Göttliche auch immer verehren willst.

Kundalini sagt, dass Bhakti aus zwei Gründen wichtig ist. Wenn Du tatsächlich viel Energie hast, ist es wichtig, dass Du demütig bleibst und die Energie nicht missbrauchst. Hierbei hilft die Hingabe zu Gott. In den alten indischen Schriften gibt es Geschichten über Asuras. Asuras wird oft als Dämonen übersetzt, aber es sind keine grundlegend schlimmen Leute, sondern es sind solche, die viele spirituelle Praktiken gemacht haben, diese aber dann egoistisch verwendet und damit missbraucht haben, und so zu Dämonen geworden sind. Vielleicht ähnlich wie in der christlich-jüdischen Geschichte der gefallene Engel, der auch seine Kräfte missbraucht hatte. Ein Vorbeugen des Missbrauchs der Kräfte, die Du durch Yoga erwerben kannst, ist Bhakti Yoga, Hingabe zu Gott.

Allerdings gibt es noch weitere Gründe. Zum Beispiel gibt es im Kundalini Yoga auch eine wichtige Ethik. Es gibt die Yamas, (die Verhaltensregeln im Umgang mit anderen) aus dem Raja Yoga, die in den Kundalini Yoga Schriften zum Teil noch stärker ausgeführt werden. Wer viel Energie hat, bekommt auch viel Macht. Macht korrumpiert. Umso wichtiger ist es, von Anfang an ethische Prinzipien zu lernen. Aber wenn Du Kundalini Yoga übst, kannst Du auch in Reinigungserfahrungen hineinkommen. Du kannst in Überbewusstseinserfahrungen kommen. Du kannst in Energieerfahrungen kommen. Bei all dem ist es gut, Gott zu erfahren, Dich an Gott zu wenden, Dich an die Göttin zu wenden oder an Deinen Meister. Bhakti ist also auch gerade bei den Herausforderungen der Energiearbeit und des Überbewusstseins besonders hilfreich.

Kundalini Yoga und Karma Yoga

Karma Yoga ist ein vierter Aspekt des Kundalini Yoga. Karma Yoga heißt hier: uneigennützig dienen. Was auch heißen soll: Wenn Du Energiearbeit machst, mache sie nicht nur für Dich. Wenn Du Yogaübungen machst, um mehr Energie zu haben, machst Du das nicht nur für Dich. Du kannst anschließend auch mehr Gutes bewirken. Setze die Energie, die Du bekommst, auch zum Wohl anderer ein. Also nicht Praktizieren nur für Dich und Dein Wohlbefinden, sondern nimm Dir von Anfang an vor, Asanas, Pranayama, Meditation und weitere Techniken auch für andere zu machen. Das haben wir auch bei Yoga Vidya gerne am Ende von einer Praxis: Shanti sagen, bedeutet, dass die eigene Praxis die freigesetzte Friedensenergie in die Welt bringen möge, dass man etwas Gutes mit seiner Praxis bewirken möchte.

Und so hat Kundalini Yoga Elemente von allen vier Yogawegen: Philosophie, Übungen, Hingabe und uneigennütziges Dienen.

 

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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