In diesem Beitrag befassen wir uns zunächst mit der „richtigen Ernährung“ und der Frage: „Warum vegetarisch?“
Im Yoga leben wir vegetarisch, das ist etwas, was seit vielen Jahrhunderten so ist. Die klassischen Yogameister propagieren vegetarische Ernährung, zusammen mit vielen anderen Menschen in Europa seit dem 19. Jahrhundert.
So wie es auch die Buddhisten seit über zweitausend Jahren in manchen ihrer Schulen tun und wie es der Jainismus und der große Begründer Mahavira seit dem 6. Jahrhundert vor Christus, oder vermutlich noch länger, ebenfalls sagen.
Also „Warum vegetarisch?“
Dafür gibt es verschiedene Gründe:
- Ethische Gründe; Tierschutz
- Ethische Gründe; Ökologie
- Gesundheitliche Gründe
- Psychische Gründe
- Energetische Gründe
- Spirituelle Gründe
Erster Grund: Ethisch
Für mich waren am wichtigsten die ethischen Gründe: Tierrecht und Tierschutz. Kein Tier stirbt gerne. Das gilt sowohl für die Massentierhaltung, wie auch für die Tiere aus der sogenannten artgerechten Haltung.
Die Massentierhaltung ist natürlich die schlimmste Art, Tiere zu halten. Was der Mensch dort mit den Tieren macht, ist ein Verbrechen ohne Gleichen.
Wie Menschen, die ansonsten freundlich und liebevoll sind, Fleisch essen können, das ist mir gänzlich unerklärlich.
Die Massentierhaltung bringt die ganzen Jahre schon denkende und fühlende Lebewesen für ein ganzes Leben – ein kurzes Leben – unter unwürdigsten Bedingungen und Leid von morgens bis abends in Gefangenschaft.
Wenn ich daran denke, muss ich fast mit Tränen kämpfen. Das ist ein unvergleichliches Leid.
Ich werde das hier jetzt abschließen. Es gibt grenzenloses Leid in der Massentierhaltung.
Aber auch in der Ökologischen Tierhaltung, der sogenannten artgerechten Tierhaltung, gibt es Leiden.
Spätestens das Töten der Tiere ist letztlich eine Form von Mord. Mord ist vorsätzlicher Totschlag. Menschen töten Tiere, ohne dass sie es brauchen.
Manche sagen: „Während der Eiszeit konnte der Mensch nur überleben, indem er Tiere getötet hat.“ Das mag sein. Und in der Steinzeit gab es auch Kannibalismus. In der Steinzeit gab es auch Faustrecht. Da hat ein Mensch den anderen umgebracht und wurde dafür nicht bestraft, wenn er der stärkere war.
Zweiter Grund: Gesundheit
Es gibt einen zweiten wichtigen Grund, Vegetarier zu sein, und das ist die Gesundheit.
Vor kurzem habe ich von einer Studie gehört, die zwei Bevölkerungsgruppen analysiert hat. Die eine Gruppe lebte vegetarisch, die andere nicht. Ansonsten hatten aber beide Gruppen den gleichen oder ähnlichen Lebensstil , sportliche Betätigung etc. Und es scheint so zu sein, dass die vegetarische Gruppe bis zu 8 Jahre längere Lebenserwartung hat als die nicht-vegetarische Gruppe.
Viele andere Studien zeigen ebenfalls, dass Vegetarier weniger dazu neigen, Bluthochdruck zu bekommen. Sie haben auch weniger häufig Arteriosklerose. Und die Herzinfarkt- und Schlaganfall-Wahrscheinlichkeit ist im Alter unter 70 Jahren bei Vegetariern nur halb so groß wie bei Fleischessern.
Vegetarier haben seltener Krebs. Bei einigen Krebsarten ist dies tatsächlich belegt. Bei Magen- und Darmkrebs ist zum Beispiel die Korrelation zwischen Fleisch-Ernährung und Krebs recht hoch.
Vegetarier haben weniger Kopfschmerzen, weniger Allergien, weniger Heuschnupfen, weniger Magen- und Darmprobleme insgesamt. Vegetarier haben sogar seltener Diabetes und leiden nicht so häufig unter Autoimmunerkrankungen wie Asthma, Neurodermitis, Rheuma und Morbus Crohn (chronisch-entzündliche Darmerkrankung).
Dritter Grund: Ökologie
Der dritte Grund, Vegetarier zu sein, hat ökologische Gründe.
Die Erde ist ein Planet mit begrenzten Ressourcen und wird von uns Menschen ziemlich missbraucht.
Für die Ernährung des Menschen mit hohem Fleischanteil wird eine Anbaufläche gebraucht, die vier- bis zwanzigfach so groß ist wie für eine Ernährung des Menschen auf pflanzlicher Basis.
Vier- bis zwanzigfach hängt davon ab, in welcher Region, welche pflanzliche Ernährung und welche tierische Ernährung.
Angenommen, man könnte mit einem Drittel der Anbaufläche die Menschen ernähren, dann kann man noch eine ausreichende Fläche – vielleicht ein Drittel – zu Wäldern und Natur werden lassen. Und dann hat man immer noch ein anderes Drittel – zum Beispiel für Biokraftstoffe.
Damit könnte der gesamte Energiebedarf des Planeten Erde ohne Atomkraft und ohne Erdöl und fossile Brennstoffe gedeckt werden.
Das ginge ganz schnell und vollständig.
Soweit sind wir schon mal bei drei Gründen. Und einer von diesen dreien reicht jeweils schon als Argument aus, um Vegetarier zu werden. Es gibt aber noch weitere Gründe: psychische, energetische und spirituelle Gründe.
Vierter Grund: Psychisch
Psychische Gründe heißt, was wir essen hat auch eine Auswirkung auf unsere Psyche.
Wenn wir Tiere essen und wissen, dass das mit Grausamkeit verbunden ist, leidet der Mensch bewusst oder unbewusst darunter. Je mehr eine Gesellschaft Fleisch isst, umso höher ist der Anteil an psychischen Störungen.
Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ein Tier bevor es stirbt, Stresshormone ausschüttelt. Zwar sagen manche, dass diese Hormone durch das Erhitzen wieder aufgelöst werden, aber vermutlich nicht vollständig.
Tiere haben Angst bevor sie sterben; der Mensch nimmt das auf. Der Mensch kommt auch zu psychischen Problemen, wenn er tierische Nahrung isst.
Von daher ist auch die Ernährung wichtig für die Gesundheit der Psyche, und wenn man mitfühlender sein will und eine freundlichere Gesellschaft erzeugen will, denn die Ernährung hat eine Auswirkung auf die Psyche.
Damit kommen wir zum nächsten Grund, nämlich:
Fünfter Grund: Energetisch
Im Yoga sprechen wir von Prana (Lebensenergien), Nadis (Energiekanäle) und Chakren (Energiezentren).
Prana wird auch beeinflusst durch das, was wir essen. Wenn man viel Energie haben will, subtile Energie haben will, sich leicht fühlen will, ist eine vegetarische Ernährung unabdingbar.
Fleischernährung macht die Energie-Empfindung grobstofflicher, dumpfer und blockiert die Energiekanäle. Sie führt auch dazu, dass sich die Chakren nicht richtig öffnen können.
Letztlich stehen die psychischen und energetischen Gründe in Wechselwirkung und hängen eng miteinander zusammen.
Sechster Grund: Spirituell
Und der sechste Punkt, der gerade in der Spiritualität sehr wichtig ist, sind die spirituellen Gründe.
Ernährung hat auch eine Auswirkung auf die Psyche – nicht nur im Sinne von sich nicht wohlfühlen, Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von psychischen Erkrankungen, Aggressivität, Depressivität und Ängstlichkeit – sondern Fleischkonsum usw. führen auch zu Schwierigkeiten dabei, den Geist zu erheben, höhere Bewusstseinsebenen wahrzunehmen, letztlich Gott, Liebe und Freude aus Verbundenheit zu erfahren.
Nicht umsonst gibt es in allen Religionen sehr spirituelle Menschen, die Vegetarier sind.
Bei den Buddhisten ist es bekannt: Buddhistische Mönche sollten, zumindest die meisten Untergruppierungen, vegetarisch leben. Die Fastenspeise der Buddhisten ist ein chinesisches Gericht, das vegetarisch ist. Bei den Indern leben die Yogis vegetarisch. Viele christliche Untergruppierungen leben vegetarisch. Bei Sufi-Orden gibt es manche vegetarische Orden im Islam. Und auch in manchen Schamanischen Kulturen wird gesagt, dass Schamanen mindestens vegetarisch leben sollten.
Es fällt leichter, Gott zu erfahren und Überbewusstsein zu erreichen, wenn man vegetarisch lebt.
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Stark Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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