Wenn du an einer Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung  teilnimmst, lernst du dort, diese Grundlagen umzusetzen. Wenn du die Ausbildung schon gemacht hast, bekommst du nochmal Anregungen für das bereits Erlernte, und wenn du YogalehrerIn einer anderen Tradition bist, erhältst du eventuell zusätzliche Anregungen und Denkanstöße, vielleicht sogar etwas Inspiration.

Das Wort „Yoga“ heißt „Harmonie, Verbindung, Einheit“. Yoga kann in fünf Hauptpraktiken unterteilt werden:

  1. Richtige Körperübungen/Asanas
  2. Richtige Atemübungen/Pranayama
  3. Richtige Entspannung/Shavasana
  4. Richtige Ernährung/Mitahara
  5. Meditation und positives Denken

Wenn du Yoga unterrichtest, dann unterrichtest du letztlich immer drei dieser Praktiken, nämlich Körperübungen/Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung. Ab und zu kannst du Meditation einfügen. Du kannst in den Yogastunden auch immer wieder Tipps geben für positives Denken im Alltag, und es gilt auch, dann und wann auf die richtige Ernährung hinzuweisen: vegetarisch und vollwertig. Wenn du Yoga unterrichtest, ist es wichtig, dass du selbst diese fünf Punkte beachtest, denn nur dann kannst du sie den TeilnehmerInnen authentisch nahebringen.

Grundlagen einer Yogastunde

Zunächst der Aufbau der Yoga Vidya Grundreihe, siehe dazu das vorige Kapitel (YVS066).

Dann ist es wichtig, folgende vier Prinzipien in der Yogastunde zu kombinieren:

  1. Die körperliche Korrektheit einer Übung: Zwar beschreibt eines der sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien die Selbstverantwortung der Teilnehmenden, aber du als Yoga Unterrichtende/r achtest dennoch darauf, dass die Übung gut ausgeführt wird.
  2. In einer Asana gibt es geistige und körperliche Entspannung: Sehr wichtig ist, dass die Teilnehmenden die Yogastunde nicht als Wettbewerb sehen. Es geht nicht darum, besser zu sein als andere. Es geht darum, dass du stattdessen eine Atmosphäre schaffst, in der die Teilnehmenden ganz loslassen können und in jeder Asana so entspannt wie möglich sind. Gewiss gibt es anstrengende Asanas, z.B. die Heuschrecke, aber auch dabei sollten die Praktizierenden entspannte Augen und ein entspanntes Gesicht haben.
  3. Die Atmung ist der Schlüssel zur Prana-Erfahrung sowie für die meditative Erfahrung in den Asanas. Daher weise deine Teilnehmenden immer darauf hin, die Asanas mit einer ruhigen und tiefen Atmung zu verbinden. Zu Anfang ist das stets die Bauchatmung, bei Fortgeschritteneren ist auch die Vollständige Yogaatmung dabei.
  4. Die geistige Konzentration und Aufmerksamkeit: Die Teilnehmenden sollen BEI den Asanas sein. Die Tiefe der Erfahrungen deiner TeilnehmerInnen hängt davon ab, wie sehr es dir gelingt, ihre Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu halten. Wenn du z.B. eine Sprechweise hast, die auf die Teilnehmenden langweilig wirkt, dann werden sie an alles Mögliche denken. Daher ist es sehr wichtig, dass du lernst, die Yogastunde so zu halten, dass die Teilnehmenden mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit dabei sind.

Allgemeine Prinzipien des Lehrens von Yoga

Yoga zu unterrichten ist etwas anderes, als Mathematik oder eine Sprache zu lehren. Yoga lehren bedeutet letztlich, den Schülern eine Einstellung zu vermitteln, die eine innere Erfahrung und Einheit ermöglicht. Yoga heißt schließlich Einheit, Yoga heißt Harmonie, und eine gute Yogastunde lässt die oder den Teilnehmende/n diese Einheit erfahren, eine Harmonie erfahren. Eine Yogastunde ist daher immer eine besondere Erfahrung für die Teilnehmenden.

Damit das geschehen kann, bist du als Yogalehrender bescheiden und ein Instrument in den Händen der göttlichen Kraft. Denn ob der oder die Teilnehmende wirklich eine tiefe Yogaerfahrung macht, liegt nicht vollständig bei dir. Du kannst Bedingungen schaffen, damit es möglich ist; aber was sich einstellt, ist nicht nur von dir abhängig. Es wird dir manchmal geschehen, dass du denkst, deine Yogastunde sei nicht gut gewesen, und die Teilnehmenden kommen anschließend voller Dankbarkeit und mit leuchtenden Augen auf dich zu. Und andere Male wirst du denken, eine wirklich tolle Yogastunde gegeben zu haben, und dann erfährst du, dass Teilnehmende sich über deinen Unterricht beschwert haben. Es liegt nicht nur an dir.

Des Weiteren gibt es die sogenannte „Guruparampara“, d.h. die Lehrer-Schüler-Nachfolge, auch „Guru Shishya Parampara“ genannt. Wenn du unterrichtest, mache dich zum Instrument, lasse die Energie der Meister durch dich hindurchfließen. Spüre den Segen der Meister durch dich hindurchfließen. Wenn du unterrichtest und dich öffnest, wirst du diese Energie spüren. Es ist vermutlich kaum möglich, eine so gute Karma Yoga Einstellung zu haben, wie beim Unterrichten von Hatha Yoga. Du spürst wie diese Guruparampara Shakti durch dich hindurchströmt.

Die körperlichen Aspekte zu kennen, ist wichtig. Es ist wichtig, dass du weißt, wie du die Übungen genau ansagst und auch, wie du Korrekturen gibst. Aber deine Einstellung ist ganz besonders wichtig. Damit du zu einem Instrument werden kannst, musst du Yogaübender sein; du bist nicht jemand, der nur unterrichtet. Übe jeden Tag Asanas, jeden Tag Pranayama, übe jeden Tag Meditation, übe einen sattvigen Lebensstil, verzichte auf Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak und Drogen, ernähre dich gesund und habe hohe ethische Grundsätze im Alltag. Dann wirst du eine gute Yogalehrerin/ein guter Yogalehrer sein. Dann werden deine Teilnehmenden die tiefe Erfahrung von Einheit, von Harmonie, von Yoga machen.

Yoga lehren heißt also, Voraussetzungen zu schaffen, damit göttliche Energie fließen kann. Du brauchst dafür Sensibilität und die Kenntnis der Methoden. Neben der Yoga Vidya Grundreihe und den 7 Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien gibt es noch weitere wichtige Prinzipien. Da sind zunächst äußere Hilfen, um eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen, dass diese Yogaerfahrung entstehen kann.

Kleidung: Die klassischen Farben des Yogaunterrichtenden in der Yoga Vidya Tradition sind weiße Hose und gelbes Oberteil. Weiß ist die Farbe der Reinheit – du willst als reines Instrument dienen. Gelb ist die Farbe des Lernens und des Lehrens – du wirkst wie ein Mond, d.h. du lässt das Licht des Göttlichen in dich hineinstrahlen und durch dich hindurchstrahlen. Farben haben einen großen Einfluss auf den Geist. Wenn du weiß-gelbe Kleidung trägst, wird das deinen Teilnehmenden eine schnellere, tiefere Erfahrung geben, als wenn du einfach in der Alltagskleidung unterrichtest. Auch für dich selbst macht es ein Unterschied. Wenn du Weiß-Gelb trägst, wirst du in die Rolle des Yogalehrenden hineingehen, dein Geist wird umschalten, und die Prana-Kanäle werden sich öffnen. Daher der Tipp: bleibe auch nach Ende der Ausbildung bei dieser weiß-gelben Kleidung.

Sauberkeit: Für die Atmosphäre ist eine gewisse Sauberkeit wichtig, in Bezug auf dich selbst und den Raum, in dem du lehrst.

Altar: Ein Altar in einem Yogaraum ist wichtig. Ein Altar schafft Atmosphäre, ein Altar dient als „Energie-Ausstrahler/-Sender“. So ähnlich, wie ein Radiogerät Radiowellen aufnimmt, so nehmen auch deine Teilnehmenden Energie auf. Und so, wie das Radio eine Sendestation dazu braucht, braucht es eine solche auch in der Yogastunde. Ein Altar mit seinen Murtis (Götterfiguren) wirkt wie eine Sendestation, und das spüren die Teilnehmenden. Yogalehrende haben aber teilweise Hemmungen, Murtis aus ihrer Tradition aufzustellen, obwohl Götterfiguren – sowohl hinduistische als auch buddhistische – heutzutage selbst in öffentlichen Räumen wie Thermen, Physiotherapie-Praxen und sogar Geschäften zu finden sind. Habe also keine Hemmungen! Heute besteht eine große kulturelle Offenheit, und es macht einen Unterschied, ob du in einem kahlen Raum praktizierst, oder ob dort die eine oder andere Murti deiner Tradition steht und Bilder deines Meisters/deiner Meisterin hängen. Natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Wenn du in einem christlichen Kontext unterrichtest, dann schaue, was dort angemessen ist. Wenn du für Krankenkassen oder in einem schulischen Kontext unterrichtest, dann erkundige dich, was dort möglich ist. Aber im Allgemeinen ist es gut, einen Altar zu haben – mindestens eine Kerze oder etwas, das den Geist erhebt.

Raumklima: Du kannst auch mit Düften arbeiten, z.B. eine Duftlampe mit spirituell erhebendem Duft anzünden (achte aber darauf, dass es kein mit Badezimmer konnotierter Duft ist). Zünde eventuell eine Kerze/Duftkerze oder ein Räucherstäbchen an. In der Zeit vor der Yogastunde, in der die TeilnehmerInnen eintreffen, kannst du auch meditative Musik/Mantramusik abspielen. Tue irgendetwas, was dazu führt, dass deine TeilnehmerInnen bei ihrer Ankunft gleich in eine angenehme Atmosphäre kommen. Menschen brauchen heutzutage oft eine „exotische“ Atmosphäre, um den Alltag zu vergessen.

Mantras: Sie werden am Anfang und am Ende der Yogastunde rezitiert/gesungen. Ein Tipp von Sukadev: Bevor du eine Yogastunde unterrichtest, übe selbst spirituelle Praktiken. Wenn irgend möglich, übe vor dem Hatha Yoga Unterricht entweder Meditation, oder wiederhole Mantras, oder übe Pranayama und Asanas. Mache eventuell eine Tiefenentspannung, gerade wenn du vorher einen anstrengenden Tag hattest, und danach ein paar Minuten Yogaübungen. Wenn du keine Zeit für formelle Yogaübungen hast, dann sorge dafür, dass du auf dem Weg zur Yogastunde ein Mantra wiederholst, ein Gebet sprichst, dich für göttliche Führung öffnest, damit du schon ein subtiles Prana hast, Liebe hast und geben kannst, wenn du in Kontakt zu den Teilnehmenden kommst. Spätestens, wenn sie in der Anfangsentspannung vor dir liegen, öffne dich für den göttlichen Segen, bitte um Führung, öffne dich für die doppelte Liebe – die Liebe zum Meister, der Liebe zu dir hat, und die Liebe zu deinen Teilnehmenden. Lass diese Liebe, dieses Licht fließen. Wenn ihr dann gemeinsam OM singt und das Mantra wiederholt, spürst du diese Verbindung, und dann kann Yoga entstehen.

Soweit die Grundlagen des Unterrichtens von Hatha Yoga, wobei es hierzu an anderer Stelle noch mehr Informationen gibt.  Diese und viele weitere Unterrichtstechniken lernst du in der Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung und in Yoga Vidya Weiterbildungen. Wenn du relativ neu im Yoga bist, hast du jetzt einige „Interna“ an die Hand bekommen. Die Grundlagen des Yoga lernst du in Yogakursen in den Yoga Vidya Zentren, bei ausgebildeten Yoga Vidya YogalehrerInnen, und in den Yoga Vidya Ashrams. Informationen über die Zentren und Ashrams, sowie ein großes YogalehrerInnen-Verzeichnis, findest du auf www.yoga-vidya.de.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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