Das Wort Altar wird vermutlich heute selten verwendet und die meisten Menschen kennen vielleicht Altare in den Kirchen und vielleicht in Tempeln und die wenigsten, die du normalerweise auf der Straße triffst, haben einen Altar.
Aber ein Altar ist eine wertvolle Hilfe auf dem spirituellen Weg. Und ich möchte dich ermutigen bei dir zuhause einen Altar aufzubauen. Und ich möchte dir einige Tipps geben, wie du einen solchen Altar gestalten kannst.
Was ist ein Altar? Ein Altar kann ein Tisch sein. Es kann etwas Kleines sein, etwas Großes sein, wo Symbole draufstehen, die für Spiritualität stehen.
Ein Altar ist darüber hinaus, man könnte sagen, ein sakraler Ort oder auch ein sakraler Gegenstand, den du mit Ehrerbietung behandelst und mit spirituellen Praktiken auflädst.
Es gibt verschiedene Arten von Altären. Ich hatte schon gesagt, es gibt kleine, große, niedrige und hohe Altare. In dem Zusammenhang gibt es ein paar Dinge, die du beachten kannst.
Das erste wäre, stelle den Altar da auf, wo du auch täglich spirituellen Praktiken machst. Also z. Bsp. dort wo du meditierst, deine Yogaübungen machst.
Zweitens, gestalte den Altar so, dass du einen persönlichen Bezug dazu hast.
Der dritte Tipp wäre, dass der Altar so gestaltet sein sollte, dass auch andere in deiner Familie damit zurechtkommen.
Und das Vierte wäre, spirituelle Praktiken auszuüben, um den Altar mit spiritueller Kraft aufzuladen.
Auf dem Altar sollte nichts außer sakralen Gegenständen stehen. Das sage ich deshalb, weil ich immer wieder sehe, dass Menschen z.B. ein Glas Wasser oder Uhren auf dem Altar abstellen.
Du solltest eine Haltung des Respekts gegenüber deinem Altar entwickeln. Bevor du z.B. mit deinen spirituellen Praktiken beginnst, solltest du zum Altar gehen. Du kannst dich hinknien, du kannst die Murtis anschauen, du kannst die Hände vor der Brust zusammengeben, dich verneigen und vielleicht ein kurzes Gebet sprechen. Eventuell zündest du das Licht erst nach dem Verneigen an, eventuell entzündest du auch ein Räucherstäbchen und gehst danach einen Moment in die Stille und sprichst dein Gebet. Danach kannst du deine spirituellen Praktiken ausführen: Meditation, Asanas und Pranayama. Vielleicht schaust du den Altar auch zwischendurch und am Ende der spirituellen Praxis an. Du kannst auch die Meister anschauen, die Aspekte des Göttlichen, und um Führung für den weiteren Tag oder die Nacht bitten. Du kannst dir vornehmen, alles, was du tun wirst, Gott darzubringen. Du kannst um Segen bitten, dich verneigen und danach die Kerze ausmachen. Es wird übrigens empfohlen, die Kerze nicht auszublasen. Das ist etwas, was in Indien nicht gut geheißen wird, da ausblasen bedeutet, dass du deinen Atem dort ausgibst. Und im Atem sind die Stoffwechselprodukte des Körpers enthalten.
Angenommen du sprichst mit deinem Chef, da würdest du ihm auch nicht ins Gesicht pusten. Oder jemand Neues, Wichtiges kommt zu dir; dieser Person würdest du auch nicht als erstes ins Gesicht pusten. Und so pustet man auch keine Kerze aus. Man kann sie entweder mit einer Handbewegung auswedeln oder einen Kerzenauslöscher, den man über die Kerze oder die Öllampe hält, verwenden.
Genauso sollte man auch Räucherstäbchen nicht auspusten. Du würdest es anzünden, dann darbringen, und dabei geht es aus.
Ich werde dir nun erklären, wie du z.B. morgens vor der Meditation vorgehen kannst, um deine spirituelle Praxis gut zu beginnen: Du gehst zum Altar und verneigst dich zunächst. Dann kniest du dich hin, schaust zu den Murtis und begrüßt sie innerlich. Anschließend verneigst du dich und bleibst einen Moment lang sitzen. Dann zündest du die Kerze an; du kannst sie dreimal im Uhrzeigersinn als Symbol der Verehrung schwenken. Du nimmst ein Räucherstäbchen, zündest es an und schwenkst es dreimal im Uhrzeigersinn als Symbol der Verehrung. Das Räucherstäbchen hältst du in der rechten Hand, die linke Hand gibst du unter den rechten Ellbogen oder Unterarm. Zum Schluss schwenkst du das Räucherstäbchen etwas schneller, so dass die Flamme verlischt und das Räucherstäbchen nur noch glimmt und stellst es in einen Räucherstäbchenhalter.
Dann bleibst du einen Moment lang sitzen oder knien und bittest um Führung und Segen für deine spirituelle Praxis. Falls es Abend ist, kannst du Gott alles darbringen, was du an diesem Tag getan hast, und falls Morgen ist, bittest du um besonderen Segen für deine spirituelle Praxis.
Nachdem du deine spirituelle Praxis beendet hast, bleibst du einen Moment lang vor dem Altar sitzen. Vielleicht sprichst du noch ein Mantra, so ähnlich, wie zu Beginn der Praxis. Du kannst für guten Schlaf oder für einen guten Tag bitten und alles, was geschehen wird, Gott darbringen.
Ein Altar gehört zu den großen Hilfen auf dem spirituellen Weg. Ich hoffe, du hast einen Altar oder nimmst dir jetzt vor, einen anzuschaffen. Es gibt auch Reisealtäre oder temporäre Altäre. Wenn du viel unterwegs bist, könntest du alle Altargegenstände in einer speziellen Tasche mitführen.
Wenn du einen Partner/Partnerin oder Familie hast, die mit Altären wenig anfangen können, kannst du dir einen temporären Altar aufbauen, den du tagsüber zusammen räumst, in einem Schrank oder einer Schublade verstaust und nur für deine spirituelle Praxis aufbaust.
Es ist allerdings vorzuziehen, einen dauerhaften Altar zu haben, denn die Murtis, Bilder und Altargegenstände strahlen durchgehend Prana aus. Und ein Raum, in dem ein großer Altar ist, hat mehr Prana, mehr Energie und eine stärkere Schwingung als ein Raum ohne Altar.
Die Altargegenstände werden aufgeladen durch die spirituellen Praktiken, Mantras, Rituale, die Meditation, Asans usw., die man ausübt. Und sie strahlen dann auch den Rest des Tages aus, wohingegen es nichts gibt, was diese Schwingung aufrecht hält, wenn du keinen Altar hast. Dann löst sich die Schwingung, die du in der spirituellen Praxis aufgebaut hast, langsam wieder auf.
Daher ist es gut, einen Altar zu haben. Aber wenn es hilfreich ist, packst du den Altar weg, die Gegenstände sind aufgeladen. Wenn du sie auspackst, merkst du gleich, wie der ganze Raum mit spiritueller Kraft erfüllt wird.
Schaue, ob du einen schönen Altar hast oder ob du dir einen anschaffen möchtest und überlege, wie du dich dazu verhältst. Wenn du mehr über das Thema wissen willst, schaue auf unsere Internetseite yoga-vidya.de. Dort kannst du den Suchbegriff „Altar“ eingeben und weitere Inspirationen und Tipps für einen guten Altar bekommen.
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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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