Partnerschaft und Beziehung von einem Standpunkt, der vier Purusharthas: Kama, Artha, Dharma, Moksha
Das ist ein stark gekürzter Vortrag im Rahmen der Reihe über Vicharana, die zweite Stufe auf dem spirituellen Weg. Den vollständigen Vortrag kannst du in diesem Video anhören. Er ist ein Teil des Vortrags über den spirituellen Weg und dies wiederum ist ein Teil der großen Vortragsreihe Yoga Vidya Schulung. Man kann sehr viel über Spiritualität und Partnerschaft sagen. Es gibt auch auf yoga-vidya.de einen längeren Artikel über Yoga und Sexualität.
Wenn man in einer Partnerschaft lebt und auf dem spirituellen Weg ist, dann gibt es ein paar Gesichtspunkte, die überlegenswert sind. Es gibt die Möglichkeit, man lebt mit einer Person zusammen, die auf dem gleichen spirituellen Weg ist. Es gibt die Möglichkeit, man lebt mit einer Person, die auf einem anderen spirituellen Weg ist. Und es gibt Partner, die vielleicht nicht bewusst auf einem spirituellen Weg sind, die das sogar negieren, auf einem spirituellen Weg zu sein.
Purusharthas
In den vorigen Vorträgen wurden die vier Purusharthas besprochen: Man könnte sagen die vier Bedürfniskategorien des Menschen. Kama sind die sinnlichen, emotionalen Bedürfnisse. Artha ist Beruf, bzw. finanzielle Absicherung, Wirtschaft und auch Wunsch nach Erfolg. Dharma hat zwei Aspekte: Entfaltung der eigenen Fähigkeiten und so leben, wie man es selbst für gut hält; der zweite Aspekt ist, sich für die Gemeinschaft einsetzen, etwas Gutes bewirken. Als viertes Moksha, die Befreiung.
Partnerschaft und Kama
Partnerschaft ist etwas, was den Menschen in all seinen Aspekten berührt. Partnerschaft ist für viele Menschen zusammen mit dem Beruf das, was die meiste Energie und den meisten Raum im Leben einnimmt. Eine Partnerschaft berührt auch alle vier Aspekte des Menschseins. Idealerweise ist man in einer Partnerschaft natürlich auch viel lieber auf einer physischen Ebene, auf einer sinnlichen Ebene, da gibt es die sexuellen Aspekte einer Partnerschaft: Zärtlichkeit und das Gefühl, sich in der Gegenwart des anderen wohl zu fühlen. Das ist alles Kama. Im Yoga würde man sagen, eine Weise seine sinnlichen Bedürfnisse auszuleben, ist eine Partnerschaft die auf Langfristigkeit ausgelegt ist und wo die sinnlichen und sexuellen Bedürfnisse Teil einer tieferen Liebe sind.
Partnerschaft und Artha
Zweiter Aspekt von Partnerschaft ist Artha. Artha heißt berufliche Absicherung, finanzielle Absicherung.
Man könnte sagen eine Partnerschaft ist auch eine Wirtschaftsgemeinschaft. Ist diese Wirtschaftsgemeinschaft gut organisiert, ist sie auch ein Teil einer guten Partnerschaft. In einer Partnerschaft teilt man typischerweise die finanziellen Mittel. Man muss sich darüber klar werden, wer wie viel Geld ausgeben kann, wie man das regelt, das gemeinsame Leben, die Gemeinschaft, wer Anschaffungen macht, wie man diese macht. Natürlich bedeutet eine Partnerschaft als Wirtschaftsgemeinschaft auch, dass es eine gewisse Arbeitsteilung gibt: vielleicht kocht der eine in der einen Woche, der andere in der anderen. Vielleicht hat man eine bestimmte Weise, wie man die Hausarbeit aufteilt, die Kindererziehung und auch den beruflichen Teil.
All das gilt es auch, geschickt zu regeln, wenn man Partnerschaft auch vom spirituellen Standpunkt aus sieht. Man kann manchmal auch einfach sagen, in einer Partnerschaft zu leben, macht es oft auch leichter, zusammen überhaupt von einem wirtschaftlichen Standpunkt zu existieren, sodass man mehr Raum für anderes hat.
Partnerschaft und Dharma
Der dritte Aspekt ist Dharma. Eine ideale Partnerschaft vom Yoga Standpunkt aus ist eine Partnerschaft, in der sich die Partner gegenseitig ermutigen, ihre Talente zu nutzen, hier zu sich selbst zu kommen.
In einer idealen Partnerschaft fühlt man sich in seinen eigenen Fähigkeiten bestätigt und gestärkt. Man bekommt durch die Partnerschaft Inspiration, die eigenen Anliegen zu leben und diese auch zum Guten von anderen zu nutzen. In einer idealen Partnerschaft von diesem Standpunkt aus ermutigen sich die Partner gegenseitig, sich für eine Gemeinschaft zu engagieren. Auf eine gewisse Weise heißt Dharma in der Partnerschaft natürlich auch, dass man dem Partner dient, dem Partner hilft. Es heißt vielleicht auch, dass man sich um Nachkommen kümmert. Falls in einer Familie Kinder entstehen, dann ist das auch ein Teil des Dharmas: Sich um die Kinder kümmern. Dharma hilft also hier über das Ego hinauszuwachsen und das ist auch etwas, weshalb eine Partnerschaft oft Menschen hilft auf dem spirituellen Weg voranzukommen, weil man sich gegenseitig umeinander kümmert, weil man lernt von seinem eigenen Ich etwas abzusehen, weil man lernt, auch zusammen für etwas Übergeordnetes dazusein, seien es Kinder, sei es sich als Paar zu engagieren.
Partnerschaft und Moksha
Der vierte Aspekt von Partnerschaft ist Moksha: Befreiung, Erleuchtung.
Idealerweise ermutigen sich die Partner gegenseitig darin, auf dem spirituellen Weg voran zu schreiten. Sie ermutigen sich in ihren spirituellen Praktiken. Sie praktizieren zusammen und durch die gemeinsame spirituelle Praxis entsteht ein Prana-Feld, ein Energiefeld, ein Feld der Liebe, welches zum einen die Partnerschaft auf anderen Ebenen beflügelt, und zum anderen hilft in der Meditation tiefer zu kommen. Idealerweise hat man das Gefühl, wenn man mit dem Partner, der Partnerin zusammen meditiert, Asanas und Pranayama übt, sind die Erfahrungen tiefer, intensiver und mit dem Partner zusammen übt man mehr.
Idealerweise ermutigt man sich in einem sattvigeren Leben, also Ernährung, Kleidung, Haus, Ökologie, alles sattviger zu gestalten. Man ermutigt sich gegenseitig auch öfters Satsang zu besuchen und Seva zu üben, also uneigennütziges Dienen, was ja auch wieder in Dharma hinein geht.
So wäre es ideal in einer Partnerschaft: Liebe auf der sinnlichen Ebene, emotionales Wohlfühlen miteinander, also die emotionale Liebe, tiefe spirituelle Liebe und auch eine Liebe, weil man sich gegenseitig unterstützt, in wirtschaftlicher Unabhängigkeit, in beruflichem Erfolg, in sozialem Engagement, in der Entfaltung der Persönlichkeit und eben auch in der Spiritualität. Wer eine solche ideale Partnerschaft hat, kann dankbar sein, und demütig. Ein Tipp ist, kleine Unstimmigkeiten nicht überbewerten. Ein Grundgefühl von Dankbarkeit ist etwas Wichtiges, auf dessen Grundlage Liebe wachsen kann. Dankbarkeit und Liebe helfen, dass man mit den kleineren Reibereien, die auch entstehen können, gut leben kann.
___
Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
Kommentare