YVS042 Die 4 „S“ – Spirituelle Praxis

In dieser Lektion geht es um die vier wichtigen Aspekte von spiritueller Praxis. Die 4S ist eines der Grundkonzepte, wie Yoga gelehrt wird, Yoga als spirituelles Übungssystem. Die 4S sind die vier spirituellen Praktiken: Sadhana, Satsang, Sattva, Seva.

Diese 4S formen einen Teil von Abhyasa – spiritueller Praxis. Mit Abhyasa wollen wir zu Brahman kommen, zum Göttlichen, wir wollen herauskommen aus Maya, der Illusion und der Täuschung des irrtümlichen Verständnisses. Wir wollen Duhkha, die Grundlagen des Leidens überwinden, zu Moksha kommen, zur Erleuchtung, zur Befreiung, zur Gottverwirklichung kommen. Wir wollen einen tieferen Sinn im Leben sehen, unsere Aufgaben erfüllen, auch von den Lernlektionen des Lebens lernen und auf die Gnade Gottes vertrauen. Bei all dem ist insbesondere Abhyasa wichtig, die eigenständige spirituelle Praxis. Was man selbst tun kann, um sein Leben spirituell auszurichten, wird in den 4S praktisch zusammengefasst:

  • Sadhana: spirituelle Praktiken im engeren Sinne. Abhyasa ist jede Übung, Sadhana sind die konkreten Übungen, für die man eine bestimmte Zeit braucht auf dem spirituellen Weg.
  • Satsang: gemeinsame Praxis mit anderen.
  • Sattva: einen reinen Lebensstil haben.
  • Seva: Dienst.
  • Sadhana: die spirituelle Praxis

Sadhana, als Teil von Abhyasa, besteht im engeren Sinne aus dem, was wir konkret tun, was eine bestimmte Zeit braucht, in der wir nichts anderes tun, als diese Praktiken. Dazu gehören in der Yoga Vidya Tradition, im ganzheitlichen Yoga, Asana, Pranayama, Meditation und Kirtan. Es gibt noch weitere wie Puja, Likhita Japa, Homa, Rezitation u.a., aber für die meisten Menschen besteht ihr tägliches Sadhana auf dem Yoga Vidya Weg aus Asana, Pranayama und Meditation als Grundlage.

 

  • Satsang

Satsang heißt gemeinsame spirituelle Praxis und es gibt verschiedene Weisen des Satsangs. Zum einen könnte Satsang heißen einmal die Woche gemeinsam mit anderen zu praktizieren, z. B. in einer Yogastunde, einer gemeinsamen Meditationsgruppe, für manche mag auch der sonntägliche Gottesdienst ihr Satsang sein.

Satsang im engeren Sinne heißt eine bestimmte Form der gemeinsamen spirituellen Praxis, wenn du dieser Yoga Vidya Schulungsreihe gefolgt bist, wurde da schon mehr über Satsang erwähnt. Wenn du mal in einem der Yoga Vidya Ashrams warst, hast du schon öfters an Satsangs teilgenommen. Zu diesen Satsangs gehört: Meditation, Jaya Ganesha, Kirtan- / Mantrasingen (1 – 3 weitere Kirtans), Vortrag oder Lesung, Om Tryambakam, Friedensgebete, Arati (Lichtritual).

 

  • Sattva

Sattva heißt Reinheit. Sattva heißt alle Aspekte deines Lebens sattwig zu gestalten. Nahezu jeder Aspekt des Lebens kann sattwig, rajasig, tamasig sein. Die Art wie du sprichst - tamasig wäre die Verwendung von Schimpfwörtern oder Fäkalienausdrücke zu nutzen, das sollte man als spiritueller Aspirant nicht gebrauchen. Die Art zu sprechen kann auch rajasig sein, andere aufregen, unbedacht oder sattwig, liebevoll, freundlich, höflich. Deine Kleidung kann tamasig (dreckig, riechend, andere störend), rajasig (nicht angemessen, die Gefühle anderer verletzend, aufreizend) oder sattwig (ökologisch, stimmig, erhebend) sein.

 

Du kannst als Abhyasa immer überlegen, ob dein Leben ausreichend sattwig ist und wo du es sattwiger gestalten kannst. Das ist zu Anfang wichtig, aber es ist auch wichtig für Menschen, die schon eine Weile auf dem spirituellen Weg sind, die es sich vielleicht gemütlich gemacht haben und irgendwo ihre kleineren und größeren Schwächen akzeptieren und sagen: „So geht es irgendwo.“ Manchmal muss man schauen, es noch etwas sattwiger zu gestalten.

  • Seva

Seva heißt Dienen, sein Leben so zu führen, dass man Gutes bewirkt. Seva-Einstellung heißt auch ein inneres Gebet: „Bitte zeige mir, was meine Aufgabe ist. Ich möchte engagiert sein, Gutes zu bewirken in dieser Welt. Ich möchte Gutes bewirken für meine Mitmenschen, Gutes bewirken für andere Geschöpfe und die Erde. Ich möchte mich in den Dienst Gottes stellen, den Dienst Gottes und der Meister. Ich möchte alles tun, dem widmen, anderen Gutes zu tun.“

 

Abschluss

Das Kunststück des spirituellen Weges ist alle 4S zu beachten, alle vier zu gehen. Am Anfang geht man es schrittweise an, etwas praktizieren jeden Tag, Satsang, sich bemühen, das Leben schrittweise sattwiger zu machen und schrittweise das was du tust in Seva umzuwandeln. Und im Laufe der Zeit gilt es dein Leben vollständig von diesen 4S prägen zu lassen. Ausreichend spirituelle Praktiken, regelmäßig im Satsang zu sein, das ganze Leben weitestgehend sattwig ausrichten und alles, was du tust, auch als Seva zu machen, als Dienst an anderen.

So kannst du davon ausgehen, dass deine Lebensumstände deiner spirituellen Entwicklung zuträglich sind, wenn du dann auf die Gnade Gottes vertraust, wird es dir gelingen, immer mehr über Maya hinaus zu wachsen, über Duhkha hinaus zu wachsen, immer mehr Erfahrungen von Brahman zu machen, was irgendwann zu Moksha führt.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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