Im 22. Teil der Yoga Vidya Schulung geht es darum, zu wissen, was du willst, eine kurze Lektion über ein Thema, was man sehr lange behandeln kann. Bei Yoga Vidya haben wir auch ganze Seminare über Entscheidungsfindung, spirituelle Entscheidungsfindung und die ganze Bhagavad Gita hat auch das Thema, wie man gute Entscheidungen trifft. So soll das nur eine kürzere Abhandlung sein, in der Lektion zur Bhagavad Gita wird das Ganze noch auf ein tieferes Niveau gebracht.
Zunächst einmal geht es im Raja Yoga darum, Herrscher zu werden. Raja heißt Herrscher über den eigenen Geist, Raja Yoga heißt auch, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, aus der Opferrolle herauszukommen und bewusst Verantwortung zu übernehmen, in die Eigenverantwortlichkeit zu kommen. Daher auch die Frage: Was will ich eigentlich tief im Inneren? Der Bhakta würde übrigens weniger fragen: Was will ich? Sondern er würde Gott darum bitten: Zeige mir, was du willst. Es gibt z. B. auch einen Psalm-Spruch der sagt „Sende mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten“, oder Jesus hat im Garten Gethsemane gesagt „Oh Gott, nicht mein Wille, dein Wille geschehe“.
In diesem Sinne könntest du auch sagen: „Tief im Inneren will ich das, was Gott von mir will und anstatt herauszufinden, was ich will, wäre es umso wichtiger herauszufinden, was will Gott von mir und was Gott von mir will, das will ich.“
Das funktioniert natürlich leichter, wenn du eine Beziehung zu Gott hast, du könntest aber auch sagen: „Ich möchte das, was gut ist für mich und für andere, ich möchte eine gute Kraft in dieser Welt sein“. Du kannst auch ein Gebet sprechen, sei es an Gott oder an das höhere Selbst, an Atman, oder auch an den Kosmos, an die kosmische Intelligenz und sagen: „Bitte sage mir, was zu tun ist“.
Tipps:
- Gebet
Angenommen, du bist ein spiritueller Mensch, höchstwahrscheinlich bist du einer, deshalb folgst du diesen Ausführungen. Wenn du kein spiritueller Mensch wärst, hättest du vielleicht jetzt schon, wo einiges über Gott gesagt wurde, abgeschaltet, abgebrochen zu lesen. So willst du wahrscheinlich etwas Gutes sein in dieser Welt, du willst eine gute Kraft sein, und du willst dich als Teil einer höheren Kraft sehen, dann ist der erst Tipp: Ein Gebet, z.B. „Bitte sage mir, was zu tun ist, bitte sage mir, was ich tun soll, bitte sage mir, was meine Aufgabe ist“.
- Aktuelle Situation & Handlungsalternativen
Mache dir zunächst klar in welcher Situation du bist. Dann kannst du überlegen, welche Aufgabe du in der Situation hast und welche Handlungsalternativen dir zur Verfügung stehen. Der folgende wichtige Schritt ist, dir vorzustellen, die Handlungsalternative getan zu haben und dass es erfolgreich oder nicht erfolgreich aus geht.
Du kannst das gern gleich ausprobieren, du kannst dich fragen: Vor welcher Entscheidung stehe ich, gibt es überhaupt etwas, wo ich mich entscheiden muss? Angenommen es gäbe zwei Alternativen, A und B. Dann überlege zuerst, wenn du dich für Alternative A entscheidest und es geht gut, wie wird es ausgehen? Was heißt das, wie fühle ich mich? Der nächste Schritt ist, du nimmst an, dich für Alternative A zu entscheiden und es geht schief. Überlege, was das heißt, wie sich das anfühlt, was es bedeutet. Angenommen, du entscheidest dich für Alternative B und es geht gut, was würde das heißen, wie fühlt sich das an? Und angenommen du entscheidest dich für Alternative B und es geht schief, was heißt das, wie fühlt sich das an?
Oft, wenn du dies so durchspielst, spürst du: „Ja, so muss ich es machen“, nicht immer reicht das aus, aber manchmal reicht das aus.
- Langfristige Perspektive
Eine weitere Möglichkeit wäre auch, erst einmal langfristig zu überlegen. Du kannst überlegen, was du langfristig willst und angenommen du weißt das, dann kannst du überlegen: Vom Standpunkt von dem, was ich langfristig erreichen will, was ist jetzt hilfreich?
Ein Beispiel: Angenommen, du hast dir etwas vorgenommen, z. B. willst du dich dafür einsetzen, dass in der Kantine der Firma, wo du arbeitest, auch vegane Gerichte angeboten werden. Das wäre dein Ziel, dann kannst du überlegen, welche Handlungsalternativen du hast, um dorthin zu kommen. Dann würdest du dir überlegen, was hilfreich ist um zu diesem Ziel hinzukommen.
Du wirst vielleicht mit Menschen sprechen müssen, mit denen du normalerweise nicht sprichst, du wirst vielleicht Verbündete suchen müssen, mit denen du normalerweise nicht so viel zu tun hast. Aber wenn du das übergeordnete Ziel vor Augen hast, kann es dir helfen, auch die kleinen Schritte zu gehen und nicht so sehr aus Kränkungen zu handeln, aus Mögen und Nicht-Mögen. Du machst dir bewusst, dass du in diesem Kontext das Ziel hast, dass es ein vegetarisches oder veganes Gericht in der Kantine deiner Firma gibt. Dann kannst du alles was kommt von dem Standpunkt aus beurteilen, was hilfreich in diese Richtung ist.
- Ans Unterbewusstsein/Überbewusstsein wenden
Anstatt Gott und die kosmische Intelligenz zu fragen, könntest du auch dich selbst fragen. Du kannst dich an dein Unterbewusstsein und dein Überbewusstsein wenden und sagen: „Bitte liebes Unterbewusstsein, bitte liebes Überbewusstsein, (je nachdem was dir lieber ist), sage mir bis … was zu tun ist“. Morgens, wenn du aufwachst, kannst du kurz fragen: „Liebes Unterbewusstsein, hast du eine Antwort?“ Auch am Ende oder Anfang der Meditation kannst du deinem Unterbewusstsein oder Überbewusstsein fragen: „Bitte sage mir, bis … was zu tun ist“. Und beim Einschlafen kannst du dir sagen: „Bitte liebes Unterbewusstsein, sage mir bis dann und dann, was zu tun ist“. So spürst du von innen heraus deine Aufgaben.
Dies waren einige einfache Anregungen, mehr findest du auf der Internetseite www.yoga-vidya.de, dort gibt es oben ein Suchfeld, da kannst du eingeben ‚Spirituelle Entscheidungen‘ und da findest du noch mehr Informationen zum Thema. Jetzt kannst du vielleicht ein paar Momente innehalten und überlegen: Gibt es schon etwas, wo du weißt, was du willst? Gibt es Entscheidungen zu treffen auf dem Weg dorthin? Hast du dich ablenken lassen auf dem Weg dorthin oder weißt du vielleicht nicht, was dein mittel- oder langfristiges Ziel ist? Dann kannst du überlegen, ob es die ein oder andere eben erwähnte Technik gibt, die du anwenden willst. Es ist immer gut, dir ein paar Momente zu nehmen und zu überlegen, was davon tatsächlich für dich hilfreich ist.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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