Konzentration ist eine Schlüsselfähigkeit, die gerade im Raja Yoga eine besondere Rolle spielt. Raja Yoga ist der Yoga der Gedankenschulung, der Gedankenbeherrschung, aber auch der Yoga der Meditation. Und die Vorstufe zur Meditation ist die Konzentration, so ist es wichtig, auch die Konzentration zu verbessern.
Swami Sivananda hat ein Buch geschrieben „Übungen zu Konzentration und Meditation“ bzw. „Konzentration und Meditation“ (der Name der erhältlichen Auflagen), wo viele Übungen für die Konzentration angegeben werden. Daraus werden hier einige kurze Anregungen dargelegt.
- Regelmäßiges Pranayama und regelmäßige Asanas
Regelmäßiges Pranayama und regelmäßige Asanas verhelfen zu einer besseren Konzentration. Dieses ist das Konzept des Hatha Yoga, welches eines der Hilfsmittel auf dem Weg zur verbesserten Konzentration und vielen weiteren positiven Veränderungen ist.
Svatmarama, der Autor der „Hatha Yoga Pradipika“, welches das wichtigste Grundlagenwerk des Hatha Yoga ist, sagt: „Wem es schwerfällt, den Geist im Raja Yoga zu konzentrieren, der soll Hatha Yoga üben. Wer Hatha Yoga übt, erlangt die Konzentration des Geistes und kommt zur Meditation“.
Atem, Prana und Geisteshaltung hängen miteinander zusammen. Ist der Geist unruhig, sind auch das Prana sowie auch der Atem unruhig. Wenn du deinen Atem beruhigst, also wieder gleichmäßig und ruhig atmest, wird automatisch auch dein Prana ruhig sowie auch dein Geist. Erst, wenn dein Geist ruhig ist, ist er zur Konzentration fähig. Wenn du Pranayama (Atemübungen) übst, hast du ein starkes Prana. Du erhebst dein Prana in die höheren Chakras. Wenn das Prana in den höheren Chakras ist, ist der Geist zu mehr Konzentration fähig. Wenn du Konzentrationsfähigkeit kultivieren willst, dann übe mehr Pranayama.
Auch die Asanas aus dem Hatha Yoga verhelfen zu einer besseren Konzentration. Es gibt sogar inzwischen gute Studien, die zeigen, dass tägliche Übung von Hatha Yoga die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnisvermögen entwickelt und zusätzlich hilft, den IQ, den Intelligenzquotienten, zu steigern. Tatsächlich gibt es einige Studien an amerikanischen Studenten, bei denen sich der IQ nach täglicher Hatha Yoga Praxis um 5–10 Punkte - was eine ganze Menge ist - gesteigert hat.
Wenn du Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung und Meditation übst, tust du etwas für den Körper, das Prana und das Gehirn und dann fällt es leichter sich zu konzentrieren. Daher ist der erste Tipp für eine verbesserte Konzentration Hatha Yoga zu üben.
- Regelmäßig Meditation üben
Meditation ist auch eine Form der Konzentration. Meditation bedeutet, ohne äußere Ablenkung den Geist für eine gewisse Zeit lang auf etwas zu richten. Wer regelmäßig meditiert, wird zwangsläufig auch zu mehr Konzentration fähig sein, da Meditation ohne Konzentrationsfähigkeit nicht möglich ist.
Es gibt verschiedene Arten und Formen der Meditation, mit denen du deine Konzentrationsfähigkeit bei täglicher oder zumindest regelmäßiger Übung erheblich steigern kannst. Hier ein paar Beispiele für solche Meditationen:
- Die sogenannte Achtsamkeitsmeditation, wo man beobachtet, was von selbst geschieht. Dieses ist auch eine Form der Konzentration, man beobachtet, was beobachtbar ist. Du nimmst z.B. den Blutfluss im Bein wahr oder ein Jucken am rechten Arm. Hierbei bewertest du nicht, sondern sagst dir einfach im Geiste: „Jucken rechter Arm“. Alles, was wahrnehmbar ist, ist genau richtig, wenn nichts wahrnehmbar ist, ist auch das genau richtig; alles kann, nichts muss. Du steigerst deine Konzentration durch Schärfung deiner Wahrnehmung bzw. durch Achtsamkeit.
- Visualisierung, Japa bzw. Mantra Meditation: Dieses sind Meditationsformen, wo du bewusst versuchst, bestimmte Geistesinhalte hervorzurufen, z. B. bewusst ein Mantra zu wiederholen oder ein spirituelles Symbol zu visualisieren.
- Es gibt auch verschiedene Mischtechniken der Meditation, z. B. Energiemeditation in Kombination mit der Mantra Meditation, wie z. B. das dritte Auge spüren und dabei bewusst sehen, ob dabei ein Licht entsteht, ein Pulsieren spürbar wird und dabei ein Mantra wiederholen.
All das sind auch Konzentrationstechniken, die dir bei regelmäßiger Übung dazu helfen, auch im Alltag konzentrierter zu sein.
Zusammenfassung der Konzentrationsübungen
Mache regelmäßig Konzentrationsübungen, wie z. B.:
- Visualisierungsübungen, z. B. die Augen schließen und dir ein Symbol vorstellen und dafür sorgen, dieses Bild aufrechtzuerhalten
- Mantra-Wiederholung - Mantra Meditation
- Tätigkeiten besonders konzentriert und bewusst ausführen
- Aufgaben mit einer positiven Grundeinstellung und mit Freude erfüllen
- Swami Sivanandas Empfehlung für Fortgeschrittene: Mache bewusst Dinge, die du nicht magst und mache diese besonders konzentriert; natürlich innerhalb eines ethischen Rahmens. Vielleicht gibt es bestimmte Dinge, die du nicht so gerne magst, dann mache diese mit besonderer Konzentration und Bewusstheit und du wirst lernen: Was du konzentriert und mit Bewusstheit machst, das machst du mit der Zeit gerne. Indem du lernst, alles was ethisch ist auch gerne zu machen, bist du zum einen glücklicher und fröhlicher, zum zweiten konzentrierter und drittens hast du im Alltag mehr Zuversicht.
Dies waren einige Tipps zu Konzentration und Konzentrationsübungen. Du musst nicht alles gleichzeitig üben, aber vielleicht kannst du einen Moment innehalten und überlegen, was von all dem du zur Entwicklung der Konzentration umsetzen willst.
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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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