Beim letzten Mal ging es um Antahkarana, das innere Instrument. Du hast eine Reihe von Eigenschaften in dir und diese sind in deinem Chitta, deinem Unterbewusstsein. Sie sind dort als Samskaras, als Eindrücke, sie sind vielleicht auch Vasanas, Wünsche. Diese inneren Eigenschaften manifestieren sich öfters in Manas als manifeste Gedanken.
Sie manifestieren sich als Karma Indriyas, als deine Taten. Vor dem Hintergrund dieser inneren Eigenschaften interpretierst du die Eigenschaften des Alltags und diese inneren Eigenschaften haben Einfluss über deine Gedanken auf die physische Welt. Menschen identifizieren sich gern mit mancher ihrer Eigenschaften, Menschen beschreiben sich als jähzornig oder mitfühlend, oder von der Astrologie her z. B. als Sonne in Löwe Aszendent Schütze usw. Menschen identifizieren sich – Ahamkara.
-
Luft-Eigenschaften (Vata)
Positiv: Leichtigkeit, Flexibilität, Anpassungsvermögen, Kreativität, Fähigkeit auf andere einzugehen, zügig reagieren…
Negativ: Leichtsinn, Unvorsichtgkeit, Unbeständigkeit, Angst, Unzuverlässigkeit, Unpünktlichkeit…
Feuer-Eigenschaften (Pitta)
Positiv: Mut, Willenskraft, Begeisterung, Durchsetzungsvermögen, Intensität, Intensive Spontanität…
Negativ: Rücksichtslosigkeit, Aggression, Ärger, Intoleranz, negative Feuer-Eigenschaften mit denen man sich und andere ‚verbrennen‘ kann …
Das Ayurveda-Prinzip Kapha ist in Feuer und Erde, man kann die beiden auch voneinander unterscheiden.
Wasser-Eigenschaften
Positiv: Fließen lassen, fließende Kreativität, Mitgefühl, positive liebevolle Akzeptanz, menschliche Wärme, Fähigkeit andere zu trösten, Einfühlungsvermögen …
Negativ: Schnell emotional sein, schnell in Trauer geraten, nah am Wasser gebaut zu sein, über-emotional reagieren …
Erd-Eigenschaften
Positiv: Beständigkeit, Ausdauer, Ruhe, Gleichmut, Verlässlichkeit, an Regeln halten und auch andere dazu ermutigen, Gemütlichkeit, Gefühl des Zuhause-Seins, Angekommen-Seins, Familiensinn…
Negativ: Sturheit, Starrheit, Antriebslosigkeit, Faulheit, Unfähigkeit auf andere einzugehen, Grobstofflichkeit, Unsensibilität, Starrheit…
Du könntest jetzt einen Moment innehalten, ein Blatt Papier nehmen und aufschreiben, welche Luft-, Wasser-, Feuer- und Erd-Eigenschaften du in dir hast, die du als positiv ansehen würdest und welche du als negativ ansehen würdest und wie stark oder schwach sie in dir ausgeprägt sind. Das muss keine 100%ige Korrektheit haben und es spielt auch nicht die ganz große Rolle, ob du die Eigenschaft korrekt einsortiert hast, sondern es soll eher eine spielerische Weise sein, deine eigenen Eigenschaften anzuschauen und dich etwas weniger damit zu identifizieren. Das Ergebnis der Betrachtung könnte eine Art geistiger Dosha-Test sein, wenn du z. B. feststellst, dass die Eigenschaften des Luft-Elements überwiegen, bist du ein besonderer Vata-Typ.
Du könntest weiterhin überlegen, ob es bestimmte negative Eigenschaften gibt, die du vielleicht positiv interpretieren kannst oder auch leben kannst. Angenommen, du hast viel negative Luft-Eigenschaft, aber wenig positive, dann hast du vermutlich viel Luft und du solltest dein Luft-Element positiv leben. Anstatt dich in Unzuverlässigkeit und Ängsten zu ergehen, könntest du schauen, wie du das positiv machst, mit Flexibilität, Leichtigkeit, Anpassungsvermögen. Angenommen, du hast viel Ärger, Wut, Frustration, dann könntest du überlegen, wie du stattdessen dein Feuer-Element als Enthusiasmus, Begeisterung, Mut und Tatendrang auslebst. Angenommen, du hast viel negatives Erd-Element im Sinne von Starrheit, dann könntest du überlegen, wie du das vielleicht eher leben kannst als Verlässlichkeit, Dauerhaftigkeit, Beständigkeit.
Das nächste, was du überlegen kannst, wäre: Welche Eigenschaft willst du denn stärker in dir werden lassen? Vielleicht kannst du sagen, du bist ein sehr ungeduldiger Mensch, dann wäre es natürlich gut, mehr Geduld zu entwickeln. Angenommen, du bist ein sehr ängstlicher Mensch, dann wäre es wahrscheinlich gut entweder Mut oder Vertrauen zu entwickeln. Angenommen, du bist ein unzuverlässiger Mensch, dann willst du vielleicht Zuverlässigkeit entwickeln. So kann es auch hilfreich sein, dass du dir aufschreibst, welche positiven Eigenschaften du in dir stärker werden lassen willst und es gibt im Yoga Techniken, wie du diese Eigenschaften stärker werden lassen kannst. Du könntest auch sagen, eine Woche damit zu verbringen, jene Eigenschaft stärker werden zu lassen, eine Woche damit die andere Eigenschaft stärker werden zu lassen. Auch hier könntest du einen Moment innehalten und dir überlegen, welche Eigenschaft du stärker werden lassen willst.
___
Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
Kommentare