Namaste und herzlich willkommen zur achten Ausgabe des Yoga-Vidya-Lebensgemeinschafts-Podcasts, des Podcasts über Lebensgemeinschaften, spirituelle Gemeinschaften, insbesondere über die Yoga Vidya Lebensgemeinschaft. Mein Name ist Sukadev, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, www.yoga-vidya.de. Und in dieser Podcastreihe spreche ich über unsere Lebensgemeinschaften, die Yoga Vidya Ashrams, was es heißt, bei uns Sevaka, also Gemeinschaftsmitglied, zu sein und für wen es vielleicht geeignet ist. Du erfährst einiges an Interna auch über unsere Gemeinschaft und du kannst überlegen: „Ist das für mich etwas?“

Der ein oder andere Sevaka hört vielleicht auch diesem Podcast zu, um etwas mehr zu erfahren über die Grundlagen unserer Gemeinschaft. Ich hatte das letzte Mal eigentlich versprochen, dass ich über Swami Sivanandas intensive Praxis sprechen wollte, bin dann aber mehr auf seine Beziehung zu seinem Meister, Swami Vishwananda, eingegangen und habe das verglichen mit unserer Beziehung zu Swami Sivananda. Vielleicht auch noch etwas, was man sich bewusst machen muss, ich sagte, wir fühlen uns als Schüler von Swami Sivananda, wir fühlen uns als Diener von Swami Sivananda, wir fühlen uns geführt von Swami Sivananda. Aber auch wenn wir uns geführt fühlen von Swami Sivananda, so sind wir uns doch bewusst, Swami Sivananda lebte in einem anderen Teil der Welt und er lebte zu einer anderen Zeit. So ist immer wieder eine große Herausforderung als reifer, spiritueller Aspirant, was von dem, was der große Meister, der vor hundert Jahren gelebt hat, bis vor fünfzig Jahren, was ist von dem für uns heute wirklich von Relevanz und was ist das, was seine Essenz ist, womit führt er uns, und was von dem, was er gelehrt hat, ist vielleicht auf unsere heutige Zeit nicht so ganz anwendbar und auf unsere heutigen Umstände.

Swami Sivananda lebte eben in Indien. Natürlich, er lebte auch in Malaysia, aber seine wichtige Lehrphase war von Ende der 20er Jahre bis Anfang der 60er Jahre in Indien. Und Swami Sivananda lebte in einem Ashram und zwar in einem indischen Mönchskloster. Es gibt verschiedene Arten von Ashrams und der Sivananda Ashram Rishikesh war eben ein Mönchskloster. Swami Sivananda lehrte zwar auch Westler, aber er lehrte eben auch Inder und er lehrte Insbesondere auch vor der Zeit der 60er Jahre. Und das gilt es, auch immer wieder zu beachten, das ist auch etwas, wo Sevakas, also unsere Lebensgemeinschaftsmitglieder, immer wieder sich bewusst sein müssen. Swami Sivananda lehrte klassischen Yoga, er lehrte, wie man über die Verbindung von Jnana Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga, Kundalini Yoga, Karma YogaHatha Yoga zum Höchsten kommen kann. Swami Sivananda gründete eine spirituelle Gemeinschaft, den Sivananda Ashram und die Divine Life Society, eben erst in Rishikesh und dann mehrere hundert kleinere spirituelle Gemeinschaften, kleinere spirituelle Gemeinschaften, eben die Divine Life Society Zentren auf der ganzen Welt. Manche dieser Divine Life Society Zentren waren – man kann sagen – Treffpunkte, wo die Menschen sich ein-, zweimal die Woche trafen oder auch heute noch treffen, andere sind Ashrams, wo kleinere und größere Gemeinschaften entstanden sind.

Was heißt das jetzt bei Yoga Vidya? Yoga Vidya, wir haben zwar auch momentan, 2013, eine Swamini, also eine Nonne, könnte man sagen, wir haben zwei Brahmacharis, eine Novizin, einen Novizen, die auch darauf warten, in den nächsten Jahren Swami zu werden, Mönch bzw. Nonne zu werden. Wir haben einige, die überlegen, in den nächsten Monaten oder Jahren Mönch oder Nonne zu werden. Das ist ein Aspekt. Aber die Mehrheit von Yoga Vidya ist eben nicht Mönch oder Nonne und beabsichtigt auch, dies nicht zu tun. Wir haben z.B. in Bad Meinberg ein Dutzend Familien, Familien mit vielleicht Vater, Mutter, Kind, Kinder oder auch Mutter mit Kind, auch einen Vater mit Kind, wir haben viele, die in Beziehungen leben, feste Beziehungen, verheiratete Beziehungen oder unverheiratet feste Beziehungen, wir haben Menschen, die Single sind und auf der Suche sind, jemanden zu finden, manche, die gerade sich frisch verliebt haben, manche, die sich gerade frisch getrennt haben usw. Also einen relativ kunterbunten Mix von Beziehungen. Das muss man wissen und auch wissen, wenn Swami Sivananda doch relativ häufig über die Vorteile von Entsagung spricht, relativ häufig spricht über Vorteile, Mönch zu sein, Nonne zu sein, Swami zu sein, wenn Swami Sivananda zum Teil etwas abfällig spricht über Sexualität, dann muss das relativiert werden.

Wir bei Yoga Vidya sehen, dass Swami Sivananda in vielen seiner Bücher Menschen inspirieren wollte zu einem Leben als Mönch oder Nonne. Wir sehen aber auch, dass Swami Sivananda uns einen anderen Auftrag gegeben hat. So ähnlich wie Swami Sivananda von seinem Meister einen anderen Auftrag bekommen hat als Swami Vishwananda selbst hatte. Der Meister kann durchaus eines leben und andere zu einer anderen Art von Leben inspirieren, so wie ja auch die Mehrheit der vielen Millionen Schüler von Swami Sivananda weltweit eben im Berufs- und Familienleben steht. Ich sage das deshalb, weil manchmal Menschen etwas befremdet sind von manchen Aussagen in den Büchern von Swami Sivananda. Wenn es dort irgendwo heißt, ohne Enthaltsamkeit ist kein spiritueller Fortschritt möglich. Ich selbst lebe in einer Beziehung und lebe eben nicht das Leben eines sexuell Enthaltsamen. Und ich merke auch, dass das meinem spirituellen Fortschritt jetzt keinen Abbruch tut. Man muss auch wissen, dass Swami Sivananda ein Mensch war, der mit großem Enthusiasmus geschrieben hat und auch gesprochen hat. Swami Sivananda hatte viele Schüler, die im Berufs- und Familienleben waren und nicht umsonst hat er in dem Vorstand der Divine Life Society Trust Funds, also des Trägers, Stiftung seiner Zentren und Ashrams, nur die Hälfte Swamis gehabt und die Hälfte waren Menschen im Berufs- und Familienleben. Das ist auch interessant, obgleich der Sivananda Ashram selbst ein Mönchskloster ist, sind die Hälfte der Vorstandmitglieder eben keine Mönche oder Nonnen, sondern es sind Menschen in Berufs- und Familienleben. Das zeigt auch, dass Swami Sivananda für den Alltag auch die anderen, also die Menschen in Berufs- und Familienleben hoch geschätzt hat. Wenn du das weißt, dass Swami Sivananda im Alltag viele Schüler hatte, aber den größten Teil seiner Bücher doch in den 30er und 40er Jahren geschrieben und konzipiert hatte, dann verstehst du, dass in seinen Büchern etwas mehr die Entsagung eine Rolle spielt, währenddessen in seinen Biographien, wie „Sivananda Yoga“ oder „Swami Sivananda, ein moderner Heiliger“ oder im Buch „Integraler Yoga“, in diesen Büchern wird viel mehr beschrieben, wie Swami Sivananda weniger Wert auf formelle äußere Entsagung gelegt hat, sondern viel mehr Wert darauf gelegt hat, Yoga wirklich zu praktizieren. Und letztlich, wie die Bhagavad Gita Menschen dazu inspirieren will, auf Wünsche und Erwartungen zu verzichten und weniger auf ein äußeres Leben in Partnerschaft und Familie.

Ich habe da jetzt relativ viel Zeit damit verbracht, aber es ist mir ein Herzensanliegen, dass das alle verstehen. Wir haben bei Yoga Vidya eine große Hingabe an Swami Sivananda, wir spüren, dass er für uns einen Auftrag hat, wir spüren, dass er durch uns hindurch wirkt, wir spüren, dass wir nur durch seinen Segen zu tiefen spirituellen Erfahrungen geführt werden und wir sind uns gleichzeitig bewusst, dass das, was Swami Sivananda schreibt, teilweise von den konkreten Lebensumständen von Swami Sivananda in einem indischen Ashram geprägt war und teilweise auch von indischen Werten geprägt war. Dennoch würden wir sagen, dass fünfundneunzig Prozent von dem, was in den Werken von Swami Sivananda steht, auch für uns heute direkt von Relevanz ist. Ich kann ein Buch von Swami Sivananda einfach aufschlagen und finde dort eine Antwort von ihm. Es gibt aber manchmal, wenn ich ein Buch von Swami Sivananda aufschlage, z.B. im Satsang morgens oder abends, also nach der Meditation für die Lesung, gibt es manchmal Sätze, die ich einfach überspringe, weil ich denke, in der Essenz passt das und vom Geist passt das, aber im Wörtlichen passt es nicht so.

Das geht natürlich nicht nur mit Swami Sivananda so. Angenommen, man liest die Bibel, auch dort muss man immer wieder schauen: Was ist ewige Wahrheit, was ist das, was Offenbarung ist, was für heute gültig ist? Und was ist vielleicht aus der damaligen Zeit erklärbar und muss heute relativiert werden? So geht es mit allen Schriften aller spirituellen Traditionen, so geht es mit jedem Meister.
Soweit für heute und das ist auch etwas für jemanden, der in unsere Gemeinschaft kommt. Zum einen muss man immer aufpassen, dass man nicht zu einem Fanatiker wird, der Dinge zu wörtlich nimmt, zum anderen muss man aufpassen, dass man auch nicht zu jemandem wird, der Dinge zu sehr relativiert. Und es gilt auch, dass man sich nicht abschrecken lässt von Dingen, die man nicht sofort versteht, dass man aber die Inspiration bekommt. Wir sind auf der Basis von Swami Sivananda, wir fühlen uns inspiriert, wir sehen aber heute manches anders als man das damals in Indien der 30er und 40er Jahre gesehen hätte. Wir wollen das mit großer Demut tun, denn das ist natürlich die Schwierigkeit, Swami Sivananda war selbstverwirklicht, gottverwirklicht, hatte die Erleuchtung erlangt, wir haben es nicht erlangt. Wie können wir jetzt entscheiden, wie wir leben, welchen Idealen wir folgen, wie machen wir das? Das ist immer eine Frage, der man sich mit Demut zuwendet und mit Demut angeht.


Das war es für heute, mein Name, Sukadev, von www.yoga-vidya.de. Und wenn du dieses ganze Thema spannend findest, eine sehr intensive spirituelle Praxis und dabei, während der intensiven spirituellen Praxis sich als Diener eines Meisters zu fühlen und dabei durchaus zu überlegen, was von den Lehren des Meisters heute anwendbar ist, wenn du zu dieser Art von Spiritualität bereit bist, überlege, ob die Yoga Vidya Lebensgemeinschaft vielleicht etwas für dich ist. Mehr Informationen darüber unter www.yoga-vidya.de/Gemeinschaft. Oder schaue einfach unter „Yoga spirituelle Gemeinschaft“ unter Google nach, dort wirst du schon auf unsere Seiten stoßen.

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