Heute möchte ich insbesondere die Mantras ab dem Hare-Mantra erläutern. Es beginnt also mit: „Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare.“ Das ist das so genannte Maha Mantra, insbesondere ist es das Vaishnava Maha Mantra. Für die Shaivas ist ja auch das Maha Mantra das „Om Namah Shivaya“, das gilt als Panchakshara Maha Mantra, aber bei Yoga Vidya nennen wir als Maha Mantra dieses „Hare Rama“-Mantra. Hare ist ein Beiname von Vishnu, Hare wird abgeleitet von „derjenige, der voller Liebe ist“. Rama heißt „derjenige, der voller Freude ist, derjenige, der sich freut“. Krishna heißt „der Dunkle, der Dunkelblaue“ oder „der Schwarze“. Krishna steht aber auch für „der Geheimnisvolle, dunkel steht für geheimnisvoll“.

So wird Gott angerufen als Vishnu, der Erhalter und damit auch der Liebe und dieser ist Rama, voller Freude, und steht auch für Ethik und er ist Krishna, geheimnisvoll. Übrigens, bei den Hare Krishnas wird das Mantra ja anders herum gesungen, da wird erst „Hare Krishna“ gesungen und dann „Hare Rama“. Aber das ist eine Neuerung, eben von Shri Krishna Chaitanya Gauranga Mahaprabhu eingeführt, dem großen Vaishnava Heiligen und Weisen im 15. Jahrhundert. Er wollte unbedingt erst Krishna wiederholen und erst dann Rama, denn Krishna war für ihn das Wichtigste. Und er hat auch Rama interpretiert als Radha, denn Rama heißt auch „derjenige, der sich freut“, Rama könnte auch als Abkürzung von Ramana gelten und das heißt „Mann von“. Und so, Krishna ist dieser große Krishna und er ist eine Inkarnation von Vishnu und sein weiblicher Aspekt ist eben Radha und die ist eben Rama. Das ist eine Erläuterung. Eine andere wäre, Rama ist Balarama und Balarama war ja nur der Bruder von Krishna, zweitrangig. Aber in der Kalisantara Upanishad, in der der Beginn des Kali Yuga beschrieben wurde, dort wird eben auch das Maha Mantra erwähnt und das beginnt tatsächlich mit: „Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare.“

Im Sivananda Ashram Rishikesh wird selbstverständlich das Mantra immer so herum gesungen, in den meisten Teilen Indiens auch und Swami Vishnu-devananda hat immer das Mantra so gesungen und hat auch darauf bestanden, dass, wenn man das Maha Mantra singt, man es eben so singt, wie es in der Upanishade beschrieben wird und nicht so, wie es ab dem 15./16. Jahrhundert bei den Vaishnavas gesungen wird. Bei Yoga Vidya sind wir ja insgesamt tolerant und auch weil Yoga Vidya eine große Attraktivität und Anziehung hat für Hare Krishna Verehrer, die entweder mal zu Yoga Vidya kommen oder gekommen sind oder einfach von Hare Krishna dieses Maha Mantra gelernt haben, können Menschen das auch in dieser Reihenfolge singen, aber im Jaya Ganesha bleiben wir bei unserer eigenen Tradition und da beginnt man eben so, wie es seit Jahrtausenden üblich ist, mit „Hare Rama“.

Danach folgt „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya.“ „Om Namah Shivaya“ ist die Anrufung von Shiva, gilt auch als Panchakshara Mantra, fünfsilbiges Mantra, wobei das Om bei „Om Namah Shivaya“ nicht mitgezählt wird, „Na-mah Shi-va-ya“- fünf Silben. „Om Namah Shivaya hat viele verschiedene Bedeutungen und es gibt ja auch umfangreiche Artikel über „Om Namah Shivaya“ auf unseren Internetseiten. Im Rahmen des Jaya Ganesha steht „Om Namah Shivaya“ für die Fähigkeit, tief nach innen zu gehen, sich von allem zu lösen und für die Tiefe der Meditation. Man kann ja auch das Jaya Ganesha vor der Meditation singen, man kann aber insgesamt darum bitten: „Möge meine Meditation tief werden. Und möge ich in der Tiefe meines Wesens Freude und Liebe erfahren.“

Dann geht es als nächstes zu Vishnu: „Om Namo Narayanaya, Om Namo Narayanaya, Om Namo Narayanaya, Om Namo Narayanaya.“ Vishnu – Vishnu ist der Erhalter des Universums, er ist Narayana – „derjenige, der in allen Wesen ist“, obgleich diese Ableitung etwas umstritten ist, aber „Nara“ heißt „Mensch“, heißt auch „Wesen“, „der in allen Wesen ist“. Vishnu repräsentiert auch Güte, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Vishnu ist das Prinzip des Helfens, des Dienens und der sozialen Verantwortung. Man kann sagen, Shiva ist das Sehen Gottes in unserem Inneren, Vishnu ist das Sehen von Gott in allen anderen und auch in der Welt. „Om Namo Narayanaya“ ist auch ein Mantra, das längere Zeit für den Frieden in der Welt wiederholt werden kann. Im Rahmen des Jaya Ganesha bedeutet das „Om Namo Narayanaya“: „Mögen wir Kraft haben, Gott überall zu sehen und möge ich Kraft haben für mein Seva, für mein uneigennütziges Dienen. Möge ich im Alltag dienen und über diesen Dienst Gottes Kraft in die Welt hineinbringen. Möge ich mich als Instrument fühlen. Möge ich nicht selbst denken, was ich alles Großartiges mache, möge ich Gott durch mich hindurch wirken lassen.“

Das nächste Mantra ist: „Om Namo Bhagavate Vasudevaya, Om Namo Bhagavate Vasudevaya.“ Vasudeva gilt als achte Inkarnation von Vishnu. Vasudeva kann man auf verschiedene Weisen übersetzen. Zum einen war er der Sohn von Vasudeva und Vasudeva ist der Sohn von Vasu. Vasudeva kann man aber auch deuten als „der Leuchtende – „Deva“ heißt ja auch „der Leuchtende“ – aller Vasus“. Und Vasus sind alle Geschöpfe. Vasus im weiteren Sinne sind die Menschen wie auch die Feinstoffwesen. Vasudeva, also das Licht aller Geschöpfe. Vasudeva steht hier im Rahmen des Jaya Ganesha ganz besonders für Freude, für Heiterkeit, für Liebe und das Sehen von Gott in allem. Vasudeva steht dafür: „Möge ich Freude empfinden, Möge ich Liebe empfinden, im Alltag, im täglichen Leben. Möge ich wirklich diese Freude und Kraft erfahren.“ So ist Vasudeva auch etwas, wo wir immer wieder uns daran erinnern können, denn der spirituelle Weg ist immer wieder voller Herausforderungen, immer wieder kommen auch Hindernisse in den Weg, immer wieder spielt uns der eigene Geist ein Schnippchen, immer wieder gibt es auch Menschen, die in Prozesse gestürzt werden. Und bei Yoga Vidya gehen wir ja auch durch viele, man kann sagen, Höhen und Tiefen und immer wieder verlassen uns auch Menschen in der Lebensgemeinschaft, was immer wieder auch ein Abschied ist, der immer wieder traurig wird. Eigentlich sagt man, man braucht einige Monate, um einen Abschied zu verdauen und immer wieder erlebt man, dass Menschen, die einem ans Herz gewachsen sind, dass die gehen. Das hinterlässt auch ein paar Spuren. Umso wichtiger, dass man dort eine gewisse Leichtigkeit hineinbringt, dass man eben weiß von Shiva her, alles beginnt, alles geht, Menschen kommen, Menschen gehen, einige bleiben glücklicherweise langfristig. Und wir können all das mit Leichtigkeit sehen, mit Freude sehen, mit Liebe sehen, mit Heiterkeit sehen, dafür steht dieses Mantra und daran erinnern wir uns jeden Tag im Rahmen des Jaya Ganesha.

 

 

 

 

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein