Viele Menschen haben Rückenprobleme, da ist es wichtig, dass die Yoga-Übungen angepasst werden an die speziellen Bedürfnisse ihres Rückens. Yoga Vidya hat heute eine große Bandbreite von Übungen und Yoga-Reihen, die gezielt bei Rückenproblemen weiterhelfen. Interessanterweise werden in der ursprünglichen Hatha Yoga Schrift, nämlich in der Hatha Yoga Pradipika, Rückenprobleme fast gar nicht erwähnt. Swatmarama, der Autor, spricht über die verschiedensten Krankheiten, die von Yoga geheilt werden und da liegt ein besonderer Schwerpunkt auf Magenprobleme, Darmprobleme, Asthma, andere Probleme des Atemsystems, das scheint die Menschen damals besonders stark betroffen zu haben. Rückenprobleme werden dabei gar nicht erwähnt. Vermutlich kannten Menschen damals entweder keine Rückenprobleme, da sie nicht auf Stühlen saßen und sich sehr viel bewegten und vielleicht war es für Menschen, die schon recht jung Yoga übten, selbstverständlich, keine oder kaum Rückenprobleme zu haben.

Heute ist das anders, Rückenbeschwerden, einschließlich Nackenbeschwerden, gehören zu den verbreitetsten Krankheiten und Erkrankungen, von denen sich Yoga-Übende Linderung durch Yoga erhoffen und auch erwarten können und letztlich bekommen. Gerade Yoga Vidya hat da sehr viel zu bieten.

Woher kommt jetzt diese Rückenyoga-Reihe und dieses Rückenyoga-Wissen von Yoga Vidya? Ursprünglich lernte ich Hatha Yoga von einem Buch von Richard Hittleman „Yoga in 28 Tagen“. Mit diesen Yoga-Übungen, die ich von diesem Buch lernte, verschwanden innerhalb von ein paar Tagen meine Rückenschmerzen, die mich seit meinem elften Lebensjahr geplagt hatten und gegen die keine Krankengymnastik oder Orthopädie geholfen hatte. Ich stamme ja aus einer Familie, wo sehr viele Menschen Rückenprobleme hatten, Vater hatte Rückenprobleme, Mutter hatte Rückenprobleme, beide Großmütter, beide Großväter, Tanten, Onkel, Brüder usw., eine Familie, wo Rückenprobleme sehr chronisch und verbreitet waren.

Und dann, als ich mit Yoga begonnen hatte, plötzlich verschwanden die Rückenprobleme schlagartig und dauerhaft. So gewann ich dann natürlich die Überzeugung, dass die Yoga-Übungen insgesamt sehr wirksam gegen Rückenschmerzen sind. Ich besuchte ja sehr viele Hatha Yoga Stunden im Sivananda Yoga Vedanta Zentrum in München, für einige Jahre war ich fast täglich dort und nahm an Yogastunden teil und das war ein Zeitpunkt, wo Sivananda Yoga sehr offen war für verschiedene andere Einflüsse. Es unterrichteten Yogalehrer, die auch Heilpraktiker waren, solche, die auch mit Shiatsu und Tai Chi Erfahrungen hatten, solche, die auch mit Chiropraktik und Alexander-Technik Erfahrung hatten und so lernte ich verschiedene Ansätze kennen.

Durgananda, die Leiterin des Münchner Sivananda Yoga Vedanta Zentrums, hatte auch seit ihrer Jugend verschiedene Rückenprobleme gehabt und sie mit Yoga überwunden. Sie hatte eben auch Erfahrung mit Chiropraktik und mit der Alexander-Technik und brachte dieses Wissen in den Hatha Yoga Unterricht ein, was mich eben auch prägte. Ich war auch ein neugieriger Mensch und ich sprach mit Menschen, erbat Feedback von meinen Kursteilnehmern und natürlich auch sprach ich mit anderen Yogalehrern, auch in späteren Jahren.

So fand ich vieles heraus, was bei Rückenschmerzen hilfreich ist. 1992 eröffnete ich dann ja mit Eva Maria Kürzinger das erste Yoga Vidya Center in Frankfurt, Eva Maria war etwa zwanzig Jahre älter als ich und hatte gerne auch Yoga für ältere Menschen unterrichtet und hatte so insbesondere Erfahrungen auch mit sanfteren Formen des Hatha Yoga. Eva Maria konnte auch sehr fordernde Yogastunden geben, sie war auch selbst eine, die sehr intensive Körperarbeit auch liebte, eben auch gerade mit Hatha Yoga, aber sie konnte auch sanfte Yogastunden unterrichten und auch das floss dann in meinen Yoga-Unterricht ein.

Seit 1992 habe ich mich dann umso intensiver mit schulmedizinischen Erkenntnissen beschäftigt, gerade auch mit Rückenschmerzen, auch mit der Entwicklung von den Erkenntnissen, mit empirischen Ergebnissen, mit Fitnesstraining für den Rücken und mehr. So erfuhr ich auch z.B., dass Bandscheibenvorfälle nicht so tragisch sind bei Rückenschmerzen. Bis heute zeigen empirische Studien, dass Bandscheibenbeschwerden für Rückenprobleme weitestgehend irrelevant sind und nur in wenigen Fällen damit etwas zu tun haben. Ich lernte, dass Haltungsabweichungen mit Rückenproblemen wenig zu tun hatten. So wurde auch das, was ich in den Sivananda Yoga-Centren gelernt hatte, nämlich große Betonung auf Skoliose, Lordose, Kyphose usw., dass das eigentlich für den Umgang mit Rückenproblemen nicht so relevant ist.

So beschäftigte ich mich ja auch mit Fitnesstraining für den Rücken und vielem anderen. Ich gab selbst viele Rücken-Yogakurse und dort entwickelte ich eine große Anpassung von Yoga Vidya an die besonderen Bedürfnisse der Teilnehmer. So entstand die für Yoga Vidya typische Rückenyoga-Reihe, die auch einen fünfwöchigen Yoga Vidya Rückenkurs beinhaltete, Rückenyoga für Anfänger, Rückenyoga für Fortgeschrittene und eben eine starke Diversifizierung von Rückenyoga. Jetzt im Rückenyogakurs für Anfänger ist erstmal wichtig Betonung auf Krokodilsübungen und sanften Dehnungen am Anfang sowie eine Entspannungslage mit Kissen unter den Kniekehlen und Kopf.

Als zweites die Stärkung der Halsmuskulatur durch isometrische Halsmuskelstärkungsübungen. Und diese Stärkung der Halsmuskeln halte ich für ganz essentiell, um die Nackenprobleme zu lindern. Dazu gehören dann noch sanfte Nackendehnungsübungen. Dann viertens starke Abwandlung des Sonnengrußes, bei der insbesondere auf Vorwärtsbeugen weitestgehend verzichtet wird und die Rückbeugen erheblich gemildert werden. Grundsätzlich Verzichte auf klassischen Kopfstand, Schulterstand und Pflug am Anfang für Anfänger und dann später Ersetzung durch Hund und mit Kissen gestütztem Schulterstand. Sechstens die Abschwächung der Rückbeugen und Vorwärtsbeugen insgesamt bei den Yoga-Übungen und stärkere Betonung der Stärkungsübungen für Rücken, Bauch und Nacken. Dann natürlich achtens die tiefe Entspannung und neuntens die Einbeziehung der psychischen und spirituellen Komponenten. Wichtig dabei ist, Yoga Vidya Rückenyoga, wie ich ihn lehre, ist kein Schon-Yoga, vielmehr ist es ein Yoga, der hilft, durch Bewusstheit Muskeln zu entspannen, durch innere Erfahrungen Selbstbewusstsein und Vertrauen zu entwickeln und langfristig durch Stärkung der Rücken- und Nackenmuskeln beschwerdefrei zu werden.

Und dabei unterscheide ich noch verschiedene Formen. Es gibt Menschen, die Rückenprobleme haben im untersten Rücken, also Iliosakralbereich, solche, die es im Lendenbereich haben, im oberen Rücken und im Nacken und je nachdem, wo die Rückenprobleme angesiedelt sind, muss das Rückenyoga anders sein. Dann gibt es Menschen, die sensibel sind für Probleme bei den Rückbeugen, manche bei Vorwärtsbeugen usw. Es muss also sehr speziell sein und am besten sollte der Übende selbst das lernen. Also, Yoga Vidya Rückenyoga Unterrichtsspektrum ist dabei heute sehr weit. Da Yoga Vidya ein offenes System ist, bringt jeder Yogalehrer eigene Ideen und Erfahrungen beim Rückenyoga mit. Z.B. hat Wolfgang Kessler als Leiter der Rückenyogalehrerausbildungen eine eigene Form des Yoga Vidya Rückenyoga entwickelt. Und es ist tatsächlich so, manches, was er lehrt, widerspricht dem, was ich sage, aber widerspricht nicht wirklich, sondern er setzt die Schwerpunkte anders und gibt andere Anregungen. Und das ist auch gut so, dass es verschiedene Weisen gibt, das Unterrichtsspektrum von Yoga Vidya auszudehnen und so kann man dann ja später überprüfen, was wirkt tatsächlich.

Grundsätzlich werden beim Yoga Vidya Rückenyoga klassische Yoga-Übungen mit modernen empirischen Erkenntnissen verbunden. Auch das Feedback am Ende von Teilnehmern ist immer wichtig. Und da die Erkenntnisse aus Orthopädie, Physiotherapie, Fitnesstraining bezüglich der Heilung von Rückenproblemen sich ändern, ändern sich auch die Yoga Vidya Lehren bezüglich Rückenyoga. Das Charakteristische des Yoga Vidya Stils ist natürlich die Verantwortung beim Teilnehmer. Der Yoga-Übende selbst wird dazu angeleitet, sich selbst zu spüren, insbesondere zu spüren, wie eine bestimmte Übung für ihn wirkt. Indem man dem Übenden sagt, wie eine Asana wirken soll, sich anfühlen soll, was es braucht, um Rückenprobleme zu beheben, kann der Übende selbst die Variation seiner Asana herausfinden, die ihm oder ihr besonders gut tut. Jetzt hast du eine Menge Hintergrundwissen und auch das soll dir helfen, zu verstehen, wie Yoga Vidya funktioniert. Es ist eben kein doktrinäres System, es ist kein festgelegtes System, es ist ein System mit großer Flexibilität und Variationsbreite. Ein offenes System, das deshalb auch langfristig hilfreich sein wird.

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