Heute möchte ich sprechen über das zugrundeliegende Menschbild, das wir bei Yoga Vidya haben. Bei Yoga Vidya und damit in den Yoga Vidya Lebensgemeinschaften gehen wir davon aus, jeder Mensch ist tief im Inneren gut, es gibt nichts ursprünglich Schlechtes im Menschen. Darin unterscheidet sich Yoga Vidya durchaus von anderen spirituellen Richtungen und von manchen der Weltreligionen. Recht häufig wird ja in verschiedenen Religionen die Unterscheidung gemacht zwischen Gut und Böse, Gott und Teufel. Viele Menschen drohen dann ja auch mit der Hölle und sehen das spirituelle bzw. religiöse Leben als einen Kampf zwischen Gut und Böse. Auch in Indien gibt es ja das Konzept von Daiva und Asura, dem Lichtvollen und dem Dämonischen. Ich selbst halte dieses stark dualistische Weltbild und Menschenbild als eine Grundlage von vielen, vielen Problemen in dieser Welt, es ist die Grundlage für diese Religionskriege.

Man hat gedacht, Angehörige anderer Religionen sind des Teufels, man muss andere gewaltsam bekehren, um dem Lichtvollen auf der Erde zum Durchbruch zu helfen. So wurden viele Religionen sehr gewaltsam, auch beim Christentum z.B. Luther hat den Papst als den Antichristen bezeichnet, Luther wurde von den Katholiken als Teufel bezeichnet oder als Helfer des Teufels und so haben beide gegeneinander gekämpft, weil sie gedacht haben, durch das Ausrotten des teuflischen Gegners könne das Gute in der Welt gefördert werden. Später hat man auch gesagt, „ja, der Teufel kämpft in jeder Seele“ und so kann der Mensch sich entweder für Gott entscheiden oder für den Teufel usw.

Und so ist dieses dualistische Konzept, das eigentlich noch nicht mal im Christentum wurzelt, auch nicht im Judentum, sondern vielmehr im Manichäismus und im Zoroastrismus, dieses Konzept wurde zur Quelle von so viel Gewalt zwischen den Staaten, zwischen den Völkern, zwischen den Religionen und später auch für Kampf im Menschen selbst, denn die Christen haben ja auch aus diesem Konzept des Teufels und des Gottes letztlich das Konzept gemacht, dass man in sich ringen muss und das Teuflische in sich bekämpfen und ausrotten muss.

Also eine sehr gewaltsame Sprache. Die westliche Psychologie hat gezeigt, es gibt nichts abgrundtiefes Schlechtes im Menschen, es gibt auch keinen wirklichen Zerstörungsimpuls im Menschen. Sigmund Freud hatte das nochmals versucht, zu formulieren, dass es so etwas wie einen Todesinstinkt gibt, einen Gewaltinstinkt, aber es hat sich herausgestellt in der Psychologie, das stimmt gar nicht. Der Mensch hat sehr wohl Selbstverteidigungsinstinkt, Mensch kann aus Verletzungen schlimme Dinge tun, Mensch kann aus falsch verstandenem Gedankenvorstellungen etwas tun, aber es gibt keinen Menschen, der von sich sagt: „Ich will das Schlechte.“ Es gibt keinen, der sich als der Diener des Schlechten sieht und es gibt auch keinen Menschen, der jetzt sagt: „Will ich jetzt das Böse oder das Gute?“

Menschen wollen grundsätzlich das Gute. Sie haben manchmal komische Weise, das Gute bewirken zu wollen, Menschen tun sehr wohl Schlimmes, Menschen verletzen andere, Menschen sind rücksichtslos, aber sie machen das nicht, um Schlechtes zu tun, sie machen das nicht, um rücksichtslos zu sein, sondern zum Wohl eines großen Guten nehmen sie Schlechtes in Kauf. Oder ihre Instinkte und ihre inneren psychischen Verletzungen drücken sich auf eine solche Weise aus, dass sie Schlimmes in anderen bewirken. Grundsätzlich gilt aber, in den meisten Fällen machen Menschen schlimme Sachen, weil sie Gutes bewirken wollen. Wenn man erkennt, dass in jedem Menschen das Gute ist, dann braucht man nicht mehr andere zu bekämpfen und dann hören die schlimmen Sachen auf. Und auch wenn man in sich selbst, wenn man merkt, dass in einem selbst grundsätzlich alles zum Guten erstmal gemeint ist, kann man aufhören, in sich zu kämpfen und gegen sich zu kämpfen.

Stattdessen kann man schauen, wie kann man die verschiedenen Anliegen in sich selbst auf eine gute und geschickte Weise angehen, wie kann man seinen Wünschen und Bedürfnissen gerecht werden oder auch manche Bedürfnisse sagen, dass sie Ausdruck von tieferliegenden Bedürfnissen sind, die auf eine andere Weise gelebt werden müssen. Es ist nicht ganz einfach, das auszudrücken, aber ich glaube, du versteht, was gemeint ist. Die Vorstellung, dass hinter jedem Menschen das Göttliche, das Gute, das Liebevolle ist, dass grundsätzlich in jedem Menschen wertzuschätzende Anliegen sind, wenn man das erstmal erkannt hat, dann kann man liebevoll miteinander umgehen. Und das ist das Ideal unserer Gemeinschaft, davon versuchen wir auszugehen und so wollen wir miteinander umgehen und auch mit allen Menschen und allen Geschöpfen überall umgehen.

Natürlich, selbst wenn man das weiß, bleiben trotzdem Emotionen, bleiben Verletzungen und deshalb kann auch im Alltag durchaus auch mal der ein oder andere lauter werden, kann auch doch andere verletzen, aber auch da weiß man, das hat der Mensch nicht aus Bosheit getan, er hat es nicht getan, um Schlimmes zu tun, sondern im Bemühen, Gutes zu tun, machen manche Menschen ungeschickte Handlungen und man kann lernen, geschickter miteinander umzugehen, mit sich umzugehen, mit anderen umzugehen und mitfühlend mit anderen umzugehen, auch wenn sie sich gerade ungeschickt verhalten haben.

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