Ich bin gerade dabei, über Swami Sivananda zu sprechen und Swami Sivanandas Leben. Swami Sivananda hatte diese intensive spirituelle Praxiserfahrung von 1924 bis 1932 gehabt, wo er viele, viele Stunden meditiert hatte, Pranayama geübt hatte, aber auch gelesen hatte, Phasen hatte, wo er bis zu achtzehn/zwanzig Stunden am Tag praktiziert hatte, andere Phasen, wo auch das uneigennützige Dienen auch als Arzt oder als spiritueller Ratgeber wichtig waren. Aber es war sicherlich eine Zeit, wo es kaum einen Tag unter zwölf Stunden spirituelle Praktiken gab.

Swami Sivananda bekam dann die ersten Schüler in den 30er Jahren oder schon in den 20er Jahren. Zu Anfang lehnte Swami Sivananda alle Schüler ab. Menschen wollte zu ihm kommen und Swami Sivananda hatte ja nur eine kleine Hütte und dann sagte er ihnen: „Ja, ihr könnt ein paar Tage bei mir sein, ihr könnt in der Nähe sein.“ Man konnte ja auch damals, mindestens im Frühjahr und Herbst am Ganges-Ufer auch so schlafen. „Ihr könnt dort ein paar Tage sein, ihr könnt euch dort verpflegen.“ In dem Swarg Ashram, in dem Swami Sivananda gelebt hatte.

„Ich werde euch ein paar Tipps geben, ihr könnt mit mir zusammen meditieren und anschließend praktiziert selbst weiter.“ Menschen, die eine intensivere Führung haben wollten, die schickte Swami Sivananda meistens zur Ramakrishna Mission oder auch zu anderen Gurus, er hatte so eine Liste von einem halben Dutzend Yogameister, die er empfahl, oder auch spirituelle Gemeinschaften, die er empfahl, damit Menschen systematisch etwas lernen konnten. Wenn man bei Swami Sivananda wirklich näherer Schüler sein wollte, dort musste man hartnäckig sein, man musste immer wieder herkommen, man musste Briefverkehr zu ihm halten, Swami Sivananda antwortete dann auch, und man musste vor allem das umsetzen, was Swami Sivananda gesagt hatte. Auf gewisse Weise gilt das auch heute, Yoga Vidya ist nicht so sehr auf Schüler aus. Es ist nicht so, dass wir jetzt sagen: „Du musst jetzt Schüler von Swami Sivananda sein.“ Oder manchmal werde ich, ich bin ja der Gründer und Leiter von Yoga Vidya, gebeten: „Ja, ich möchte gerne dein Schüler sein. Und wie kann ich dein Schüler sein?“ Da bin ich durchaus eher wie Swami Sivananda und sage: „Ich bin nicht wirklich auf der Suche nach persönlichen Schülern. Ich kann ein paar Anleitungen geben, ein paar Anweisungen geben, ich antworte auch mal, aber im Wesentlichen, du kannst im Ashram leben oder du kannst zu Seminaren kommen, du kannst zu Ausbildungen kommen und so kannst du dich mit mir verbinden oder viel besser noch, verbinde dich direkt mit Swami Sivananda.“

Und Swami Sivananda stellt auch Menschen oft etwas auf die Probe, er testet sie. Um zu Swami Sivananda tiefer zu kommen, ist es auch heute notwendig, dass du dich mit Hingabe ihm näherst, dass du praktizierst, was in seinen Lehren ist. Zwar war Swami Sivananda in späteren Jahren sehr darauf aus, viele Menschen zum Yoga zu bringen, aber eben nicht darauf aus, viele Menschen zu seinen Schülern zu machen. So ähnlich ist auch Yoga Vidya heute darauf aus, viele Menschen zu inspirieren zum Yoga, viele Menschen dazu zu bringen, Yoga zu üben. Aber wir sind eben nicht so sehr darauf aus, dass Menschen sich jetzt genau als unsere Schüler ansehen. Selbst die Mantra-Weihe, die ja oft die Aufnahme als Schüler beinhaltet, ist jetzt bei Yoga Vidya nicht das, sondern die Mantra-Weihe ist mehr verbunden mit dem Versprechen des Schülers, täglich zwanzig Minuten lang zu meditieren und einem Öffnen des Kanales, damit der Schüler sich dabei öffnet für das Göttliche, für die Tiefen des Selbst und wenn er will, auch zu der Energie der Meister.

Daher ist Yoga Vidya auch eine recht offene Lebensgemeinschaft. Wir wollen nicht Menschen bekehren, sondern wir wollen, dass Menschen praktizieren und auf diese Weise an sich arbeiten. Wenn du aber wirklich persönliche Führung brauchst, kannst du sie bekommen, du musst aber etwas hartnäckiger sein. Wenn du eine tiefere Beziehung haben willst zu Swami Sivananda oder auch zu mir, dann musst du auch etwas hartnäckiger sein. Und die Beziehung wird immer so sein, die Hauptverantwortung behältst du, die Hauptverantwortung und auch die eigene Unterscheidungskraft für deine Praxis behältst du. Das war immer das Schöne bei Swami Sivananda, er hatte nicht das Leben seiner Schüler leben wollen, er hatte ihnen zwar auch manchmal konkrete Aufgaben gegeben, aber wie die Schüler diese Aufgaben nachher umsetzten und letztlich, wie sie langfristig praktizierten, blieb immer im Verantwortungsbereich des Schülers.
Das waren ein paar meiner Gedanken heute zum Thema „Lebensgemeinschaft“, insbesondere aus der Phase von Swami Sivananda, in der zweiten Hälfte der 20er, erste Hälfte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts und wie Swami Sivananda damals mit seinen Schülern umgegangen ist, insbesondere sie zur Selbstverantwortung inspiriert hatte.

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