Yoga für Übergewichtige ist überflüssig und traurig
In diversen Yogamagazinen wird im Moment Yoga für Übergewichtige angepriesen.
Die Zeitschrift Yoga Deutschland hat es wenigstens auf den Punkt gebracht und bringt einen Artikel über Yoga für Dicke. Sonst liest Frau ja eher positive Diskriminierungen. In Modezeitschriften z.B. werden oft Hosen für zu dünne, zu große, zu kleine und weibliche oder Frauen mit sexy Kurven angepriesen. Es ist nicht zu verkennen, dass man alles aussprechen kann, außer dass eine Frau dick oder übergewichtig ist.
Natürlich ist Yoga ein absatzstarker Bereich geworden. Von A wie Ashtanga Outfit bis Z wie Zitronenräucherstäbchen ist alles zu bekommen. Davon bleiben auch die Yogastile nicht verschont.
Jeder versucht, sich in einer Nische breit zu machen und potentielle Yogis und Yoginis in ihren Sorgen und Ängsten zu kriegen. Da wäre nun auch Yoga für Übergewichtige.
Selbstliebe und Yoga für Übergewichtige
Speziell im Yoga sollen wir doch lernen, unseren Körper zu lieben und zu achten. Wie soll das gehen, wenn auf den Werbeanzeigen für Yoga für Übergewichtige Mädels zu sehen sind, die schlank sind?
Natürlich kommt das auf die subjektive Betrachtungsweise an. Für Heidi Klumm wären diese Mädels bestimmt undiszipliniert und fett.
Hinzu kommt, dass Yoga nun als neue Abnehmstrategie angepriesen wird. Es war doch eine schöne Sache, dass es eine Bewegungsform gab, bei der es nicht um Bodymodification und besseres Aussehen ging.
In einer Yogalehrerausbildung lernt man, dass man jedem Schüler beibringen soll, dass er auf seine eigenen Körperlichen Grenzen achtet, dass man jeden annehmen und ein wenig fördern soll, dass man vermitteln soll, dass Yoga kein Leistungssport ist und dass die Schüler nicht auf die Nachbarmatte schielen soll.
Es ist doch enorm wichtig und der Schlüssel zum Glück, sich ganz genau so zu lieben, wie man ist. Die Aufgabe eines Yogalehrers ist doch genau das. In einer Gruppe von Leuten jeden Schüler langsam an dieses Gefühl heran zu bringen.
Ich habe noch nie gesehen, dass irgendwo stand, dass Swami Sivananda nur eine bestimmte Personengruppe unterrichtet hat.
Ist Yoga für Übergewichtige zu unterrichten dann etwas für Yogalehrer, die einer Gruppe mit verschiedenen Schülern nicht gewachsen ist?
Das denke ich nicht. Für mich handelt es sich hierbei um Geldmache. Grüne Smoothies waren früher schließlich auch nur Grünkohlsaft, stellte eine weise Freundin von mir fest.
Mich bewegt dieses Thema so sehr, weil ich selber übergewichtig bin. Bisher hatte ich noch nie den Gedanken, dass ich besonders cool bin, weil ich trotz einiger Hindernisse in Gestalt von Speckröllchen beim Hotyoga einen ziemlich guten Halbmond hinlege. Auch habe ich mich nie anders gefühlt, weil ich dicker bin, als andere Teilnehmer. Jetzt fühle ich mich anders und noch einmal deutlich daruf hingewiesen, dass ich mich dann auch in eine Gruppe ebenfalls anders Seinder begeben könnte.
Wenn ich an meine Yogakurse denke, muss ich schmunzeln. Meine Schüler waren von 16 bis 76 Jahre alt. Es gab Menschen mit Wirbelsäulenerkrankungen, Sportler und welche, die schon jahre lang Yoga übten. Es gab dicke, dünne, große, kleine, introvertierte und extrovertierte Schüler. Und zwar alle in einem Kurs. Man lernt doch in der Ausbildung, dass all diese Teilnehmer auf ihre Kosten kommen können. Dafür gibt es doch mehr und weniger fordernde Variationen von asanas.
Am Ende singen alle das OM. Und wenn sich die Stimmen zu einem Ton verbinden, merkt man, dass wir alle eins sind.
Schaut doch gerne mal bei mir vorbei: www.yogascha.de
Foto: Pixabay
von: Helena
Kommentare
Ich persönlich bewundere solche Yogis die ein Bäuchlein haben und viel besser in die Vorwärtsbeuge kommen als ich. Hut ab!
Namasté begrüße ich sie immer herzlich für mich.
Shanti Wuschel
Namaste,
ist doch in Ordnung, wenn es Yoga für Übergewichtige gibt. Viele Menschen mit einem Zuviel an Gewicht trauen sich erst gar nicht in eine Yogastunde zu gehen, weil sie dort schlanke, gelenkige Yoginis vermuten, was mitunter in manchen Kursen ja auch zutrifft.
Von vielen (Yoga)-Covern aus wird suggeriert, schlank, dynamisch, strahlend, jung, durchtrainiert, das blühende Leben. Voller Vitalkraft schaun die Mädels und Jungs aus den Magazinen mit schonungsloser Realität die Übergewichtigen an. Ja, man sieht nur mit dem Herzen gut, nur findet diese Herzensweisheit in diesem Moment nicht sonderlich Beachtung.
Ja, da sind die YogiNis die mit leidigen Blick auf die Übergewichtigen schaun und sagen: du musst dich lieben wie du bist, und im zweiten Satz denken sie meist: mit all deinen Pfunden. Leicht gesagt, wenn man das könnte -einfach so- wäre eh vieles anders und einfacher.
Spätestens in der Vorstellrunde, wo man seine Motivation für den Kurs-Besuch preis gibt, erntet man den einen oder anderen mitleidig-fühlenden oder verständnisvollen Blick und den Kommentar: d a s mache h i e r natürlich nichts aus, das Übergewichtigt- oder Dicksein.
Allein schon, dass es überhaupt erwähnt wird. Keiner sagt, wenn jemand aus gesundheitlichen oder spirituellen Gründen einen Kurs besucht, d a s mache nichts aus, oder sagt Sätze wie...: du musst dich in deiner Krankheit annehmen, oder dass du trotz deiner Krankheit liebenswert seiest usw.
Und in diesem Meer von scheinbar Unbetroffenen-und Normalgewichtigen-Augenpaaren sprudelt der großzügige Satz "Auch du bist hier herzlich willkommen" auch für dich hier ist Platz. Es bräuchte keine besondere Betonung oder eines Hinweises darauf, wenn Übergewicht oder Dicksein ganz normal angesehen wäre...
Eine Herausforderung, der sich manch Übergewichtige vielleich nur einmal stellt, um dann - vielleicht sogar frustriert- der Yogamatte abzuschwören, weil schon die erste Yogastunde ganz klar die eine oder andere Grenze aufzeigt, auf die die anderen Teilnehmer oder Yogalehrer dann doch nicht sooo Rücksicht nehmen (können). Grenzen die man bei sich sieht und spürt, während man hinüberschielt zu den anderen, die es irgendwie scheinbar mit relativer Leichtigkeit zu schaffen scheinen, diese und jene Übung trotz Ungeübtheit einigermaßen hinzukriegen. Selbst wenn man es kurz verdrängen kann, kommt man mit seinen Übermaßen schnell und klar an Grenzen und wird spätestens dann an Einschränkungen des Übergewichtigsein erinnert.
Ist ja erst die erste Yogastunde, da weiß man noch nicht so genau damit umzugehen, eben nicht zu schielen und keinen Leistungsdruck zu verspüren, der sonst so üblich ist. Das lernt man ja erst nach und nach. Und jedes Kilo mehr macht es für einen Ungeübten nicht so leicht. Es gibt Übergewichtige, für die der Sonnengruß auf Grund allein ihres Gewichts ein derartiges Hinderniss bedeutet, dass sie den Kurs einfach nur deshalb nicht mehr besuchen. Das ist schade.
Dann gibt es die Yogastunden mit durchmischten Publikum, ja auch hier ist man natürlich trotz Gewichtüberschuss willkommen, aber eigentlich (*denk: wissen das die anderen, dass einem gesundheitliche Gründe erstmal piepegal sind?) ist man doch vorrangig da, um abzunehmen, etwas gegen das übermäßige Gewicht zu tun, seinen Hintern zu bewegen. Obwohl das um ein vielfaches schwerer fällt, als für die meisten Otto-Normal-Gewichtigen.
Und traut man sich das dann auch wirklich ehrlich in die offene Runde sagen, warum man hier ist, wo doch andere aus weitaus gewichtigeren Gründen hier sind, z.B.für ihre Gesundheit, gegen ihre Krankheit, aus Spirituellen oder Selbstfindungsgründen, aus Langeweile oder einfach um Fit zu sein oder sich Fit zu halten. Und in diesen Kursen wird dann auch nicht übers Abnehmen gesprochen, wie oben erwähnt, man klammert es aus, und redet oder spürt anderem nach. Warum ? darf nicht über Dicksein geredet werden? Soll über Gewicht einfach hinwegmeditiert werden.
Also ich finde, viele der Übergewichtigten sind Herausforderungen ausgesetzt, die einfach vollkommen unnötig sind und viel Überwindung und Energie kosten können. Energie die anders nachhaltiger einsetzbar wäre.
Wer´s schafft, die Herausforderung anzunehmen, oder das seltene Glück hat, wirklich guten Unterricht zu bekommen, gut. Wer nicht, für den, finde ich, sind Yogastunden für Dicke oder Übergewichtige eine gute Möglichkeit und können die bessere Wahl sein.
Also was spricht gegen eine Yogastunde für Übergewichtige, wo sie von vornherein, zumindest was ihr Gewicht anbelangt, angenommen werden wie sie sind, ohne dass das übliche Getöns gemacht wird. Auch, weil von Anfang an bei den meisten klar wäre, warum sie hier sind, und mit welcher Erwartung sie gekommen sind.
Und. Wo der Yogalehrer seine Stunde gezielt auf die Probleme und Problemzonen und die speziellen Herausforderungen eingehen kann und bestimmte Üungen sich gezielt darauf abstimmen lassen, dort sind sehr wahrscheinlich gutes Weiterkommen möglich.
Kann mir auch gut vorstellen, dass gerade so gewichtige Themen wie Ernährung prima in eine solche Stunde mit eingeflochten werden können und der Zeitrahmen und Focus dahingehend zugunsten spezieller Themen entsprechend verändert wird.
aum
miramuun
Om namah, shivaya,
ich finde die Diskussion irgendwie schräg - natürlich hat jeder/jede aus seiner Sicht Recht - aber darum kann es doch eigentlich nicht gehen.
Wer entscheidet denn, ob es Yoga für Dicke geben darf? Doch nur derjenige, der es anbietet und diejenigen, die es nutzen!
Es gibt doch Yoga für den Rücken, für Kinder, für Menschen ab 50, und, und, und.
Natürlich ist Yoga für alle da, aber nicht jeder weiß das schon - ich habe oft gehört: nee, Yoga ist nichts für mich, dafür bin ich zu ungelenkig :-). Vielleicht wäre ja ein Kurs: Yoga für Ungelenkige noch eine Idee?
Je mehr Menschen wir durch ein vielfältiges Angebot zum Yoga bringen, umso besser!
Ich werde in diesem Jahr 60, aber es ist für mich unvorstellbar, einen Kurs "Yoga ab 50" zu besuchen.
Aber ich kann doch völlig entspannt bleiben, wenn ich weiß, dass sich andere davon angesprochen fühlen und so den Einstieg finden.
Wie heißt doch einer der Grundsätze Yoga Vidyas für Yogalehrer: Vertrauen in die Spürgenauigkeit der Teilnehmer
Und wenn ein dicker Mensch spürt, dass "Yoga für Dicke" für ihn/sie ein guter Einstieg ist? Wunderbar! Willkommen
vielen Dank für Deinen tollen Eintrag ❤️
Ich selber unterrichte einen Kurs für "Menschen mit Format". Der Kurs ist aus dem Wunsch meiner Teilnehmer entstanden, die sich unwohl unter "Normalgewichtigen" fühlen.
Ich selber habe auch "zuviel" für die Werbebranche etc., aber ist es das wirklich?
Mein Lieblingsspruch ist "Meine Seele hat ein Grossraumtaxi zur Verfügung".
In meinem Kurs geht es auch nicht um das Abnehmen, sondern um Körperwahrnehmung und Selbstakzeptanz.
Wie schade wäre es, wenn wir alle perfekt wären.
OM Shantih
Liebe Grüsse
Yvonne
Hallo Ursula, dass ich das Beispiel mit dem blühenden Lotus genannt habe, war keine Attacke gegen dünne Leute. Um Gottes Willen, dann würde ich ja genau das machen, was ich nicht mag am Yoga für Übergewichtige.
Es war nur ein Beispiel. Ich würde auch nie überhaupt über das Aussehen anderer menschen urteilen. Ich habe über sieben Jahre an Bulemie gelitten und war mega dünn. Im Spiegel war ich fett. Durch Psychopharmaka habe ich nun richtig heftig Übergewicht. Meine innere Haltung und meine Selbstablehnung meinem Körper gegenüber arbeite ich gerade auf. Deshalb sehe ich Schönheit sowieso nur an dem Ausdruck in den Augen eines Menschen.
Lieber Vishnuprem, ich drücke Dich zurück. Im Übrigen habe ich ganz viel nachgedacht, weil diese Thematik hier ja zur Diskussion anregt. Im Grunde kann man in einer Yogaklasse auch einen blinden Menschen dabei haben. Schaut Euch die riesen Klassen im Sivananda Saal an. Die müsste man ja in 10 Gruppen teilen. Son Quatsch.... Namaste und herzlichst gedrückt.
Lieber Ravidas, ich kann mich bei Dir gerne mit vor die Kamera stellen, damit die Menschen sehen, dass auch eine übergewichtige Frau schön, kraftvoll und flexibel sein kann. Aber wenn das so ist, wozu dann extra Klassen dafür? ich bin richtig interessiert an Deinem Projekt.
Danke an alle, dass Ihr auf meinen Beitrag reagiert. Das ehrt mich sehr. Ich mache eine tieeefe Vorwärtsbeuge vor Euch, klemme die Röllchen dabei weg und sage danke in Liebe.
Schaut gerne mal vorbei www.yogascha.de
Liebe Mityogis,
mir gefällt es überhaupt nicht, wenn jetzt untergewichtige Personen attackiert werden. Das passt gar nicht!!!
Genau wie es Personen gibt, die unter ihren Pfunden leiden, gibt es nicht wenige auf der anderen Seite.
Ich kenne mehrere davon, die Schilddrüse usw. kontrollieren ließen, normal essen und trotzdem mager sind. Besonderes Frauen werden oft von ihren Kolleginnen angegriffen - oft wird Ihnen im Mobbing-Stil Bulimie unterstellt. Eine Bekannte sagt schon vorbeugend, wenn sie zur Toilette geht: "ich geh' jetzt kotzen"...
Das ist nur eine Abwehrstrategie - der Schmerz bleibt.
Meine Kurse sind bunt gemischt, wie das Leben. Es gibt sehr bewegliche Runde und auch steife Eckige und umgekehrt. Was soll's? Buddha wird auch mal so, mal so dargestellt - aber immer zufrieden!
Wichtig ist das TUN - das Bei-Sich-Bleiben und spüren. Sonst könnten wir nur noch Einzelstunden anbieten.
Ich gehöre zum "unteren Mittelstand" und kann kneifende Röllchen mit ein paar Mal Abendessen weglassen auflösen. Ich hab' keine Wage - mein Maßstab sind ein paar Hosen und die Vorwärtsbeuge. Und vor Allem das Wohlbefinden. Und das ist subjektiv.
Also, bitte ich Euch gerade in diesem Forum um Toleranz und Mitgefühl.
Eine herzliche Umarmung Euch Allen, egal ob sich meine Hände treffen oder nicht
Namaste Ursula
Hey Ravidas, danke für Deine Rückmeldung. Warum soll jeman mit einer Speckrolle keine korrekte Vorwärtsbeuge ausüben? Bekommen sehr dünne Menschen dann auch eigene Yogakurse, weil sie mit jedem blühenden Lotus die Sitzbeinhöcker durch die Haut in den Boden drücken könnten? Somit wird doch dick sein als exklusiv erachtet und zu einem Manko gemacht. Bei Menschen, die unter einem normalen BMI liegen, würde niemand auf die Idee eines eigenen Kurses kommen. Und somit unterstützt Yoga dann überspitzt gesagt den Magerwahn, weil man als dicke Person nach der neusten Auffassung in der Yogawelt so sehr nicht dem Deutschland Sucht den Superyogi Körperschema entspricht, dass man nen eigenen Kurs braucht. Ich bin gespannt auf Dein Forschungsprojekt. Ein liebevolles Om Shanti von meinem Pummelich ;)