Welche Formen der Angst gibt es?
Ich will das nicht zu psychologisch beantworten. Es gibt ja ein Buch das heißt „Die Grundformen der Angst“, in dem letztlich gesagt wird, dass alles menschliche Verhalten eine Art Coping-Strategie, Bewältigungsstrategie mit dem Thema Angst ist und da gibt es Menschen, die zwanghaftes Verhalten zeigen, um sich nicht jedes Mal neu entscheiden zu müssen usw
.
Ich möchte zwei Formen der Angst unterscheiden:
Das eine ist die metaphysische Angst und das andere ist die evolutionsbiologisch sinnvolle Angst. Man könnte auch sagen, dass das eine die psychologisch sinnvolle Angst ist und das andere die philosophisch sinnvolle Angst ist.
Die psychologisch hilfreiche Angst ist das, was ich gerne als Information mit Handlungsempfehlung mit Energie bezeichne.
Eine Weise, eine Emotion zu sehen, ist die, dass diese evolutionsbiologisch sinnvoll ist. Der Organismus hat unterbewusste Einsichten. Der Organismus versteht manches unterbewusst und teilt sich einem mit. Er macht das über Angst, Ärger, Gier, Wünsche usw.
So kann Angst eine Information sein. Du kannst zum Beispiel Prüfungsangst haben. Eine Information: Da ist eine Prüfung, die wichtig ist. Die Handlungsempfehlung könnte lauten: Die Prüfung ist wichtig, lerne oder verschiebe sie. Die enthaltene Energie ist: Du vergisst es nicht.
Vorgesetzten-Angst: Da ist ein wichtiger Mensch. Information eben. Handlungsempfehlung: Pass auf, wie du mit ihm sprichst. Energie: Achte darauf, dass er da ist.
Es gibt viele andere Ängste. Ich will sie nicht alle anführen.
Alltagsängste sind oft zu sehen als Handlungsempfehlung mit Information mit Energie.
Es gibt eine andere Art von Angst, die in den Yoga Schriften gerne verwendet wird. Das könnte man sagen, ist die existenzielle Angst, die Angst vor dem Vergehen. Auf Sanskrit nennt sie sich Abhinivesha. Und jetzt werde ich einige Yoga Fachausdrücke verwenden. Wenn du öfters meine Vorträge hörst, kennst du sie vielleicht oder kennst zumindest die Konzepte.
Im Yoga sagen wir, dass du das unsterbliche Selbst, der Atman bist. Du bist unendlich. Du bist ewig. Und sei dir bewusst: Nichts kann dir etwas anhaben. Aber du hast es vergessen, Avidya, existenzielle Unwissenheit.
Daraus folgt Asmita, die Identifikation. Du identifizierst dich mit dem Körper, mit deinen Fähigkeiten, mit deiner Rollen. Du identifizierst dich mit deinem Besitz. Daraus entstehen dann Raga und Dvesha, Mögen und Nicht-Mögen. Du magst, dass etwas Gutes passiert für deinen Körper, dass Menschen dir Komplimente machen für deine Schönheit. Du magst es, wenn du gesund bist.
Du magst es nicht, wenn Menschen dich kritisieren. Du magst es nicht, wenn du etwas tun sollst, was vielleicht für deinen Körper ungesund sein könnte.
Und du hast Abhinivesha, Furcht vor dem Vergehen.
Wenn du dich mit der Schönheit identifiziert hast, dann hast du Angst, dass deine Schönheit vergeht.
Wenn du die ersten grauen Haare siehst und die ersten Falten, dann kommt die Angst.
Wenn du dich mit deinem Job und Beruf identifizierst und du dann merkst, dass die Technik voranschreitet, vielleicht wird es in 10 Jahren meine Tätigkeit nicht mehr geben, dann kommt Angst.
Wenn du dich mit deiner Rolle als Mutter identifizierst und dein Kind kommt demnächst aus dem Haus und du weißt nicht mehr, was du dann tun sollst, hast du Angst.
Wenn du dich mit deiner Rolle als Partner oder Partnerin identifizierst und du hast das Gefühl, dein Partner/Partnerin schaut dich nicht mehr so liebevoll an, dann kommt Angst, die Angst nämlich, den Partner/in zu verlieren. Das ist die Furcht vor dem Vergehen.
Die erste Art von Angst, Handlungsempfehlung mit Information mit Energie ist eine gute Angst, psychologisch gesehen. Das ist auch im Alltag praktisch.
Die zweite Angst ist auch eine gute Angst. Sie zeigt dir, womit du verhaftet bist. Sei dir bewusst, dass du Ängste hast, etwas zu verlieren, die Angst hast vor dem Vergehen, Abhinivesha.
Dann mache dir bewusst, dass du nicht der Körper, nicht die Schönheit, nicht die Intelligenz, nicht deine Musikalität bist.
Du bist das unsterbliche Selbst. Ich bin nicht mein Bankkonto, mein Haus oder mein Garten, nicht mein Auto und auch nicht beschränkt auf meine Rolle als Mutter, Partnerin, Kind, Tochter oder Sohn.
Nimm die großen Ängste als Zeichen. Löse dich von der Identifikation. Erkenne, du bist das unsterbliche Selbst, der Atman.
Wenn du das erkennen willst, dann gehe auf unsere Internetseite und suche nach Stichwörtern wie „Vedanta“, „Meditation“ und „Jnana Yoga“.
Dort findest du Techniken, wie du dich aus Identifikationen lösen kannst. Und die Lösung aus Identifikation und die Verwirklichung des höchsten Selbst ist das, was dich angstfrei machen kann, zumindest frei von der Identifikation mit der Angst. Biologisch, evolutionsbiologisch mag immer noch Angst da sein, aber du bist frei davon.
Alle Informationen auf www.yoga-vidya.de
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