Seit meiner Kindheit höre ich Jahr für Jahr auf allen Kanälen, im Fernsehen, im Rundfunk und in den Kirchen immer das Gleiche: Weihnachtsansprachen, die den Frieden beschwören und Kriege, Unterdrückung, Armut und Hungersnöte verdammen, die zu Solidarität aufrufen, zu Gebet, zu Mitgefühl, zu Spenden. Haben diese zahllosen Ansprachen etwas verbessert? Nein, es ist schlimmer geworden, Jahr für Jahr.
Vielleicht sollten wir mal auf den Gedanken kommen, dass diese Ansprachen nicht nur nichts verändern können, sondern auch gar nichts verändern wollen. Sie sind so etwas Ähnliches wie das „Hände in Unschuld waschen“ eines Pilatus, bevor er Jesus zur Kreuzigung freigab. Nicht bewusst, aber tief unbewusst wollen wir gar keinen Frieden und keinen Jesus, der frei predigt und uns die Sünden um die Ohren haut. Das weihnachtliche Friedensgeschwafel und der Jesus am Kreuz, beide sind doch eine große Beruhigung für unser Gemüt und unser stumm geschaltetes Gewissen.
Eine solche erbärmliche Haltung sollte sich ein Yogi erst gar nicht angewöhnen oder sie schleunigst abschütteln. Ein bewusster Mensch schwingt keine Reden, er handelt. Er hört auch solchen Rednern nicht zu, sondern den Mitmenschen, um die es geht. Sein Handeln erzeugt keine Konflikte mit Folgen, die er nicht beherrscht. Und was seinen kleinen Anteil an dieser Welt betrifft, verlässt er ihn schöner, bereicherter, harmonischer, als er ihn vorfand. Er hinterlässt an dem Ort, an dem er weilte, ein wenig unvergängliche Heiligkeit, die kein Politiker, kein Geschäftsmann, kein Krieger mehr auslöschen kann.
- Bhajan Noam –
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