Was ist das Kundalini Syndrom?

Kundalini ist die schlafende Energie im Menschen, die kosmische Energie, die darauf aus ist, den Menschen in höhere Bewusstseinsebenen zu bringen.
Syndrom ist ein Ausdruck in der Psychologie, in der Medizin und zum Teil in der Soziologie, und bezeichnet eine Vielzahl von verschiedenen, scheinbar nicht zusammenhängenden Phänomenen, die aber alle auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen sind oder irgendwie zusammen hängen.


Das Kundalini Syndrom nach Stanislaw Grof
Das Kundalini Syndrom wurde postuliert von Stanislaw Grof, einem der Begründer der Transpersonalen Psychologie. Stanislaw Grof war einer der großen Psychologen des 20. Jahrhunderts, der auch Anfang des 21. Jahrhunderts seine Forschungen fortgesetzt hat. Er hat sich insbesondere mit außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen beschäftigt. Zunächst hat er das mit Drogen gemacht, letztlich in der Tradition von Timothy Leary. Als die bewusstseinsverändernden Drogen illegal wurden, hat er Weisen gesucht, wie man anders Bewusstseinsveränderungen erzeugen kann. So hat er das holotrope Atmen entwickelt, eine Technik, um Menschen mittels Atmung, Rhythmen, Musik und auch mit einem bestimmten psychotherapeutischen Kontext in andere Bewusstseinsebenen zu bringen.
Bei seinen Forschungen über veränderte Bewusstseinszustände ist er nach Indien gekommen. Er hat selbst in Indien gelernt, hat von indischen Meistern gelernt, und dabei festgestellt, dass die Inder ganz besondere Beschreibungen und auch eine Systematik zur Beschreibung von außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen haben. Die außergewöhnlichen Bewusstseinszustände, die in Verbindung mit körperlichen, emotionalen, energetischen und intellektuellen Bewusstseinsveränderungsphänomenen stehen, hat er das Kundalini Syndrom genannt. Er meint damit alles, was auftreten kann, wenn der Mensch in unterschiedliche, veränderte Bewusstseinszustände kommt.
Es gibt noch andere Phänomene: Erweckungserfahrungen sind immer verbunden mit Bewusstseinsveränderungen oder Bewusstseinserweiterungen. Trancephänomene sind auch außergewöhnliche Bewusstseinszustände, aber weniger mit einer Erweiterung des Bewusstseins verbunden, sondern mit unterbewussten Phänomenen. Energieerweckungsphänomene sind Phänomene, bei denen man etwas, körperlich, energetisch usw. spürt, aber das Bewusstsein relativ normal ist. Daneben gibt es noch Vata oder Pitta Übersteuerungen im Ayurveda und letztlich auch psychologische oder psychiatrische Störungen.
Stanislaw Grof hat all diese Phänomene letztlich als Kundalini Syndrom zusammengefasst. Es ist eine Theorie, und vielleicht eine besonders ausgefeilte Theorie. Nach seiner Terminologie ist das Kundalini Syndrom also alles, was mit außergewöhnlichen Bewusstseins- und Energiephänomenen zusammenhängt.


Erscheinungen des Kundalini Syndroms
Es gibt körperliche Phänomene, z.B. dass der Körper anfängt zu pulsieren und zu vibrieren, dass Zuckungen entstehen oder sich der Körper nach vorne und nach hinten bewegt. Das ganze Phänomen von Kriyavati würde zu den körperlichen Phänomenen dazugehören, das heißt der Mensch kommt ganz von selbst in bestimmte Bewegungen, der Kopf bewegt sich vor und zurück oder nach links und rechts, der Körper geht in die Kobra oder in den Hund, also in Yogastellungen, die Zunge geht nach hinten oder die Augen nach oben oder nach unten, der Körper gefriert plötzlich und bewegt sich nicht mehr usw. Dies sind automatische, zum Teil Trance-Phänomene, bei denen der Körper in eigenständige Bewegungen kommt.
Es gibt Wahrnehmungsveränderungen. Das äußert sich darin, dass es einem plötzlich warm oder kalt werden kann, der Mensch kann pulsierende Energie spüren oder auch Energieströme. Diese, man könnte sagen sinnliche, Wahrnehmungen von Wärme, Kälte, Pulsieren, Vibrieren usw. können auftreten.
Der Mensch kann auch Visionen haben, wie Lichterfahrungen. Es kann sein, dass der Mensch etwas hört, wie ein Brummen, ein Surren, ein Zirren, einen höheren Pfeifton, oder dass er Mantras hört. Es kann auch geschehen, dass er selbst Mantras wiederholt. Es kann geschehen, dass der Mensch dabei teilweise auf eine unterbewusste Ebene kommt, wo er es nur teilweise mitbekommt und erst nachher wieder zurückkommt. Dies sind Trancephänomene.
Es gibt auch transpersonale Erfahrungen, bei denen ein Mensch plötzlich seinen Körper verlässt, auf höhere Ebenen kommt, sich von oben sieht oder sich plötzlich verbunden fühlt mit einer höheren Wirklichkeit. Es kann geschehen, dass der Mensch Visionen von einem göttlichen Wesen, von einem Engelswesen, von einem Meister o.ä. hat.


Das Kundalini Syndrom aus Sicht des Yoga
Vom yogischen Standpunkt her ist es nicht ganz korrekt, diese Phänomene alle unter dem Begriff Kundalini Energie, und nicht getrennt voneinander zu betrachten. Was Stanislaw Grof alles als Kundalini Syndrom bezeichnet, wird im Kundalini Yoga etwas differenzierter betrachtet.
Die Yogis würden sagen, die Kundalini Erweckungserfahrungen sind notwendigerweise mit Bewusstseinserweiterung verbunden. Gibt es keine Bewusstseinserweiterung, und der Mensch ist in einer Art Halbbewusstsein, dann wären es Trancephänomene, und keine Kundalini Phänomene.
Erfährt man Energiewahrnehmungen bei einem mehr oder weniger ähnlich funktionierenden Alltags-Bewusstsein, dann ist das eine einfache Energieerweckung, und keine Kundalini Erweckung.
Wenn diese Erscheinungen mit Kälte und Unruhe verbunden sind, wäre dies vom Ayurveda her eine Vata Übersteuerung. Sind sie verbunden mit großem Feuer, einer Reizbarkeit und einer gewissen Neigung zu Ärger, dann wäre es eine Pitta Übersteuerung.

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