„Swami Sivananda - Wie Gott in mein Leben kam“

Ich lese etwas aus der Autobiographie von Swami Sivananda. Swami Sivananda hat ja nächsten Donnerstag Geburtstag und gestern Abend hatte ich aus dem Kapitel gelesen, „Wie Gott in mein Leben kam“ und will dort heute Morgen die Fortsetzung lesen. Swami Sivananda hat in diesem Kapitel zunächst beschrieben, drei Stufen oder drei Momente oder Perioden, wie Gott in sein Leben gekommen war. Das erste war als Kind, als er bei den Pujas, also den Verehrungsritualen, bei seinem Vater dabei war, hatte er so ein Gefühl von göttlicher Gegenwart, von Freude, von Licht, von Liebe. Und in anderen Gesprächen hat er auch angedeutet, dass er dort auch richtige Visionen Gottes hatte und wirklich gespürt hat, bei diesen Pujas ist Gott tatsächlich erfahrbar. Die zweite, man kann sagen, Vision, die Swami Sivananda hatte, war als er bei einem Selbstverteidigungskünstler, wahrscheinlich Kalari-Meister, in die Lehre gegangen war und dieser ein Unberührbarer war, ihm gesagt worden war dann, dass er als Brahmane nicht bei einem Unberührbaren in die Lehre gehen darf. Dann hatte er eine Vision gehabt, dass er Gott, dieses Licht, das er gesehen hatte im Puja-Raum seines Vaters, in das Herz dieses Lehrers hineingegangen war und das Gott praktisch in diesem Menschen im besonderen Maße gegenwärtig für ihn war. Und es gibt eben ein Zitat aus den Veden und dort steht: „Der Mensch, in dem du Gott siehst, das ist dein Guru.“ Und so hat Swami Sivananda diesen Kastenlosen als seinen Guru angesehen und hat so die Trennung aller Kastengrenzen überwunden. Was dann auf Dauer später auch so weiter war. Der nächste Schritt war, Gott manifestierte sich als eine Inspiration in ihm, also einem Enthusiasmus, alles, was über Gesundheit bekannt war, weiterzugeben. Er wollte alles erfahren, was es über Gesundheit zu wissen gab. Egal, ohne Berührungsängste. So wie er keine Berührungsängste mehr hatte nach diesem Erlebnis mit diesem Kastenlosen als Meister, keine Berührungsängste zu irgendwelchen Menschen mehr hatte, hatte er auch keine Berührungsängste von irgendwelchen Herkunften von Medizin. So lernte er Schulmedizin, er lernte Naturheilkunde, Ayurveda, Hatha Yoga, und was auch immer er kannte, er wollte es weitergeben und es war dieser reisen Enthusiasmus, das weiterzugeben auf die verschiedensten Weisen.

Dann, nächster Schritt, schreibt er hier:
„Später in Malaysia kam Gott in Form der Kranken zu mir. Es ist jetzt schwierig für mich, ein besonderes Beispiel herauszugreifen, wahrscheinlich ist es auch unnötig. Zeit und Raum sind Vorstellungen des Geistes, sie haben keine Bedeutung vor Gott. Ich kann jetzt auf meine Zeit in Malaysia als einem einzigen Ereignis zurückblicken, in dem Gott in Gestalt der Kranken und Leidenden zu mir kam. Die Menschen sind krank an Körper und Geist. Für manche ist das Leben ein schleichender Tod. Anderen ist der Tod willkommener als das Leben. Manche laden den Tod ein und begehen Selbstmord, unfähig, sich dem Leben zu stellen.“
Das ist ein nächster Schritt. Vorher, als er noch in Indien war, hatte er weniger direkt so viel mit Kranken zu tun, außer als Assistenzarzt, aber er war nicht selbst verantwortlich dafür, dass er Menschen die Heilung gegeben hatte, sondern er hat mehr in Richtung Prävention, Aufklärung, Zeitschriften, Vorträge usw. gemacht, dass Menschen selbst etwas tun für die Gesundheit. Jetzt ist er ausgewandert nach Malaysia, war dort Leiter eines Krankenhauses, tätig als Chefarzt, und jetzt wollte er alles tun, um Menschen zu heilen, die krank waren. Und so kam Gott zu ihm in Gestalt all der Kranken, denen er half. So wie ja auch Jesus gesagt hat: „Das, was ihr dem Geringsten tut unter euren Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Oder auch auf die Frage, wie man Gott erkennen kann, antwortete er: „Wenn ein Kranker vor dir ist, das ist Gott vor dir.“ Und dieses Gefühl hatte Swami Sivananda jetzt in dieser Periode in Malaysia, dass Gott vor ihm war, in Gestalt all dieser Kranken, und er wollte diesen helfen, mit egal, was für eine Weise er dort hatte. So nutzte er jetzt all das, was er vorher gelernt hatte, schulmedizinische Mittel, naturheilkundliche Mittel, er nutzte Tipps aus dem Ayurveda, aus dem Hatha Yoga, er stellte fest, dass er auch heilende Energien hatte. Von anderen, die ihn aus der Malaysiazeit kannten, weiß man, dass Swami Sivananda Menschen auch massierte mit seinen Händen, vor allem auch Fußmassage, dass irgendwo heilende Energie von ihm ausging. Also, es waren nicht nur die Mittel, die er gegeben hatte, sondern er hatte diese heilende Kraft auch gehabt. Er nutzte alles, aber er stellte dann das fest, was die meisten feststellen, die sich bemühen, Leiden zu mildern, Leiden ist unendlich und was man tut, ist nur unbefriedigend. Und so, aus diesem Wunsch, anderen zu helfen - und nicht nur Wunsch, sondern aus allem Bemühen, Leiden zu mildern, stellte Swami Sivananda fest, was er jetzt hier schreibt:
„Wenn Gott diese Welt nicht nur als Hölle erschaffen hatte, in die schlechte Menschen geworfen wurden, um zu leiden, und wenn es etwas über dieses Elend und diese hilflose Existenz hinaus gab, und ich fühlte intuitiv, dass es so sein müsse, dann sollte man dieses andere kennen lernen und erfahren. Danach strebte ich immer mehr.“
So, kann man sagen, trat Gott in sein Leben, als der intensive Wunsch, etwas zu erfahren, was jenseits des Leides ist. Er erkannte, dass man auf einer physischen und auch auf einer psychologischen Weise Menschen nicht dauerhaft vom Leid befreien konnte. Es musste etwas anderes geben als medizinisches Wissen, naturheilkundliches Wissen, als äußere Hilfe. Und dieses Tiefere, dieses wollte er erfahren. Das war der nächste Schritt. Die weiteren Schritte werde ich während der nächsten Tage im Satsang lesen oder, diejenigen, die heute abreisen, ihr könnt sie ja nachlesen in der Autobiographie von Swami Sivananda.

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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