Nur der Wachzustand hält uns diese Schöpfung vor Augen. Dieses Universum ist nichts als eine Erscheinungsform des Geistes, entstanden aus Brahman, der Ursache des Universums. Die Bewegung oder Schwingung von Prana bewegt den Geist. Die Bewegung des Geistes erzeugt das Universum. Der Geist offenbart sich selbst als die äußere Welt. Namen und Formen erheben sich, bedingt durch Vikshepa Shakti, die Kraft der Zerstreuung, eine der Kräfte Mayas. Die Vikshepa Kraft wirkt sowohl im Jagrat (Wachzustand) als auch dem Svapna (Traum-) Zustand. Die ganze Welt wird aufgrund dieser Kraft projiziert. Im traumlosen Schlaf verschwindet sie.

Im Tiefschlafzustand hast du keine Erfahrung von der Welt, da kein Geist vorhanden ist. Dies zeigt, dass die Welt nur dann existiert, wenn Geist vorhanden ist, und dass der Geist allein diese Welt - so wie wir sie normalerweise wahrnehmen -, erschafft.

Die Welt ist eine Schöpfung des Geistes. Im Schlaf gibt es keine Welt. In Samadhi gibt es keine Welt. Für einen Weisen gibt es keine Welt. Deshalb sagen die Shrutis (Veden), diese Welt ist Manomatra Jagat (eine aus Geistsubstanz bestehende Welt), Manah-Kalpita Jagat.

Dieses stets unruhige Manas (Geist, Gemüt), der aus dem unaussprechlichen Brahman kam, gestaltet die Welt nach seinem eigenen Sankalpa und seinen Vorstellungen. Dieser Zaubertrick des Universums entspringt dem Sankalpa (Gedanke, Wille) des Manas. Durch Sankalpa deines Manas scheint das Universum zu existieren. Wenn du dich zu der einen Realität erheben willst, die jenseits des Universums liegt, musst du dieses Sankalpa, all diese Vorstellungen deiner Psyche und deines Geistes aufgeben.

Mit dem Wachsen eines armseligen Sankalapa entsteht das Universum der getrennten Formen; mit dem Verlöschen des ersteren wird auch letzteres vergehen. Mit dem Verlöschen des Sankalpa verschwindet jede Vorstellung des Unterschiedes zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen; dann beginnt die Wirklichkeit Brahmans ununterbrochen zu strahlen. Dann befindet sich der Schatten des gesamten beweglichen und festen Universums in Ihm, aufgegangen in einem nichtdualen Zustand.

Wenn der Geist aufhört zu denken, verschwindet die Welt als Vielfalt und Getrenntheit und es herrscht unbe­schreibliche Wonne. Wenn der Geist zu denken beginnt, taucht die Welt sofort wieder auf und es gibt Leid.

Mit der Überlegung ‘Ich’ beginnt der ganze Fluss der Gedanken über das Universum; anderenfalls wird das ganze Universum verschwinden, so unmittelbar wie die Dunkelheit vor der Sonne. Der Geist und ‘Ich’ sind eins. Löse das ‘Ich’ auf; dann ist auch der Geist aufgelöst. Wenn der Geist, der das Instrument der Wahrnehmung und des Erkennens von äußeren Dingen und der Aktivität ist, verschwindet, verschwindet mit ihm auch die subjektive Welt.

Dies ist eine Textpassage aus dem Buch:

Swami Sivanandas
Inspiration und Weisheit
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