Swami Sivananda: Der Yoga der Synthese

Eine einseitige Entwicklung ist nicht geraten. Spiritualität muss den gesamten Menschen trainieren und entwickeln - sein Herz, seinen Verstand und seine Hand. Nur dann erreicht er Vollkommenheit.

Der Mensch ist eine eigenartige komplexe Verbindung von Wollen, Fühlen und Denken.

Er möchte das Gewünschte besitzen. Er hat Gefühle; also fühlt er. Er hat einen Verstand; daher denkt und überlegt er. In manchen Menschen ist vielleicht das emotionale Element vorherrschend. So wie Wollen, Fühlen und Denken nicht verschieden und getrennt sind, so schließen sich auch Tätigkeit, Hingabe und Wissen nicht gegenseitig aus.

Im Geist gibt es drei Mängel, nämlich Mala, Unreinheit, Vikshepa, Schwanken und Avarana, Schleier. Die Unreinheit wird durch die Praxis von Karma Yoga beseitigt. Das Schwanken wird durch Verehrung, Upasana, beseitigt. Der Schleier der Unwissenheit wird durch die Praxis von Jñana Yoga beseitigt. Dann ist Selbstverwirklichung möglich.

Wenn du dein Gesicht klar in einem Spiegel sehen willst, musst du den Spiegel von etwaigem Schmutz beseitigen, ihn ruhig halten und die Hülle entfernen. Du siehst dein Gesicht nur dann deutlich am Grund eines Sees, wenn die Trübung beseitigt ist, wenn das vom Wind aufgewühlte Wasser ruhig geworden und das Moos von der Oberfläche weg ist. Dasselbe gilt für die Selbstverwirklichung.

Handlung, Gefühl und Intelligenz sind die drei Pferde, die vor diesen Körperwagen gespannt sind. Sie müssen vollkommen harmonisch und im Gleichklang arbeiten. Nur dann läuft der Wagen ruhig. Die Entwicklung muss umfassend sein. Du musst den Kopf von Shankara haben, das Herz von Buddha und die Hand von Janaka.

So bringt der ganzheitliche Yoga, der Yoga der Synthese, eine umfassende Entwicklung. Er entwickelt Hand, Herz und Hirn und führt zu Vollkommenheit. Nach alle Richtungen hin ein harmonisches Gleichgewicht zu finden, ist das Ideal der Spiritualität. Das kann durch die Praxis des ganzheitlichen Yoga erreicht werden.

Das eine Selbst in allen Wesen zu sehen ist Jñana, Weisheit; das Selbst zu lieben ist Bhakti, Hingabe, Frömmigkeit; dem Selbst zu dienen, ist Karma, Handlung. Wenn der Jñana Yogi Weisheit erlangt, hat er auch Hingabe und selbstloses Handeln. Karma Yoga stellt für ihn einen spon­tanen Ausdruck seiner spirituellen Natur dar und er sieht das eine Selbst in jedem. Wenn der Gläubige Vollkommenheit durch Hingabe erreicht, besitzt er Weisheit und Aktivität. Auch für ihn ist Karma Yoga der spontane Ausdruck seiner göttlichen Natur, da er den einen Gott überall sieht. Der Karma Yogi erlangt Weisheit und Hingabe, wenn sein Handeln völlig selbstlos ist. Die drei Pfade sind in der Tat ein einziger, auf dem die drei verschiedenen Temperamente jeweils einen leichteren Zugang zu dem einen oder anderen Element bekommen. Yoga gibt die Methode, durch die man das Selbst sehen, es lieben und ihm dienen kann.

Aus dem Buch:

Swami Sivanandas
Inspiration und Weisheit
Für Menschen von Heute


Auszüge aus Werken von Swami Sivananda
Essays und praktische Anleitungen
für spirituelle Aspiranten

Einige Bücher von Swami Sivananda findest du online unter:
yoga-vidya.de/yoga-buch/sivananda

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